Die Tafel aufheben

Ein Beitrag von Ralf Schurr

Hast du dich schon einmal gefragt, woher die Redensart „Die Tafel aufheben" stammt? Viele verwenden sie im Alltag, ohne sich ihrer ursprünglichen Bedeutung bewusst zu sein. Tatsächlich führt sie uns ins Mittelalter.

Der Ursprung dieser Redewendung liegt in den Essgewohnheiten adliger und wohlhabender Personen des Mittelalters und späterer Epochen. Zu jener Zeit wurden die Speisen auf der Tischplatte – der sogenannten Tafel – wie auf einem riesigen Tablett von Dienern in den Speisesaal getragen und vor den Gästen auf Böcke oder andere Untergestelle gestellt. Wenn der Hausherr das Ende des Essens einleiten wollte, gab er die Anweisung zur „Aufhebung der Tafel."

Bedienstete eilten dann herbei, hoben die gesamte Tafel mit allem darauf befindlichen Geschirr und Speisen hoch und brachten sie in die Küche, wo Speisereste entsorgt und das Geschirr gereinigt wurde. Damit galt das Essen als beendet, und die Gäste durften ihren Platz verlassen, um anderen Aktivitäten nachzugehen.

In den engen Räumlichkeiten mittelalterlicher Burgen gab es besonders im Winter oft wenig Platz, da nur ein Raum richtig geheizt werden konnte. Des Nachts schlief man auf Strohsäcken, die man auf dem Boden ausgebreitete. Für einen Tisch hatte es hier jetzt keinen Platz mehr.

Auch heute noch bedeutet „die Tafel aufheben" so viel wie „ein Essen beenden", nur dass der Speisetisch oder die Tafel nur abgeräumt anstatt wortwörtlich aufgehoben und weggetragen wird. Aus dieser Zeit stammt auch das Verb „tafeln", was so viel bedeutet wie „an der Tafel speisen" – also Essen mit Stil genießen.


Pieter Bruegel der Ältere, um 1568, Öl auf Eichenholz, 114 x 164 cm: Die Bauernhochzeit

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