8 Jahre in Bewegung

Ein Beitrag von Peter Färber

Ausflüge und Klassenfahrten der jetzigen 9a über acht Schuljahre

Durch meine erlebnispädagogischen Erfahrungen als Mitarbeiter von AVENTERRA e.V. war es mir während meiner Klassenlehrerzeit ein Anliegen, die Kinder an ein reiches Naturerleben heranzuführen. Andererseits wollte ich ein Gegengewicht zu der weitgehend motorisierten Fortbewegung und der damit oft einhergehenden Schwächung der Gesundheit setzen. Da sich die Lebensverhältnisse in den 100 Jahren seit Einführung der Waldorfschulen radikal geändert haben, braucht es m.E. heute ergänzende Maßnahmen, um die Ziele der Waldorfpädagogik erreichen zu können. Im Laufe meiner Lehrertätigkeit durfte ich verschiedene erfolgversprechende Wege in dieser Richtung erleben. Ich möchte hier meinen pädagogischen Weg dazu darstellen, ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit:

  1. Im ersten Schuljahr sind wir jeden Morgen von der Haltestelle Wigandstraße einen Kilometer am Druselbach entlang zur Schule gelaufen. Das war nur durch die Unterstützung von Eltern möglich.
     
  2. Diesen Schulweg haben wir bei Wind und Wetter bis zum Ende des zweiten Schuljahres fortgesetzt. Darüber gibt es einen gerade veröffentlichten Bericht mit wissenschaftlichen Kommentaren.
  1. In der dritten Klasse sind wir etwa einmal im Monat zum Waldhof gelaufen. Dort hat eine Gruppe mit Herrn Thomas Mauer verschiedene jahreszeitliche Arbeiten erledigt. Die andere Gruppe hat jeweils mit mir das Essen vorbereitet. Gekocht wurde auf dem offenen Feuer. Diese Aktionen dauerten über den ganzen Vormittag. Außerdem haben wir auf dem Eschenhof in Altenhasungen ein Feld gemeinsam gepflügt, beim Kartoffellesen geholfen, von Hand Korn gesät, später mit Sicheln und Sensen geerntet und zu Garben gebunden. Diese wurden dann beim nächsten Herbstfest mit Flegeln gedroschen.
     
  2. Im vierten Schuljahr unternahmen wir im Rahmen der Heimatkunde viele Ausflüge in die Umgebung:
  • Wir haben die Quelle der Drusel gesucht und sind dem Bachlauf an einem anderen Tag bis zur Mündung in die Fulda gefolgt, obwohl sie im Stadtgebiet oft unterirdisch fließt.
  • Entlang der Ahne wanderten wir in mehreren Etappen von der Mündung bei der Kasseler Schleuse, bis wir das sumpfige Quellgebiet auf dem Essigberg nahe dem Fernsehturm gefunden hatten.
  • In der Kasseler „Altstadt“ haben wir Stadtmauerreste und alte Gebäude aufgesucht, die nach der Bombennacht noch erhalten geblieben oder wieder aufgebaut worden sind: z.B. den Druselturm, die Zeughausruine, Marstall, Brüderkirche, Zwehrenturm usw.
  • Über eine Woche sind wir jeden Tag eine Etappe um das Kasseler Becken herum gewandert. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kamen wir jeweils wieder zum Ausgangspunkt des Vortages. Am Ende haben wir zwei Nächte am Silbersee in zwei Pfadfinder-Jurten übernachtet und auf dem Feuer gekocht. Am letzten Tag liefen wir nach dem Abbau der Jurten von dort über den Herkules zurück zur Schule.
  1. Wir sind in der fünften Klasse in mehreren Etappen (über Dörnberg, Zierenberg, Zwergen, Liebenau, Hümme und Trendelburg) bis zum Wasserschloss Wülmersen an der Diemel gewandert, wo wir dann eine Woche gezeltet und, angeregt durch die Ruinen, fantasievoll gespielt haben. Auf dem Weg dorthin haben wir bei einer Mitschülerin in Liebenau-Ostheim Station gemacht.
  1. Im sechsten Schuljahr bietet sich im Rahmen der Gesteinskunde eine Fahrt in den Harz an. Da die Sommerferien sehr früh lagen, fiel diese Klassenfahrt auf den Anfang der siebten Klasse. Wir wollten aber auch im sechsten Schuljahr eine Fahrt unternehmen. So kam es dazu, dass wir in Etappen von Kaufungen über Burg Ludwigstein (1. Nacht), Heiligenstadt (2. Nacht) und Duderstadt (3. +4. Nacht) bis nach Herzberg am Südharz gewandert sind. Da wir durch Selbstversorgung die Kosten stets gering gehalten haben, hatten die Eltern dem Plan zugestimmt.
  1. Unsere Wanderung durch den Harz fand gleich zu Beginn des Schuljahres statt. Wir starteten in Herzberg und liefen mit Kompass und Karte nach St. Andreasberg (2 Nächte), von dort nach Torfhaus (1 Nacht), über den Brocken bis nach Wernigerode (2 Nächte). Nach der Besichtigung eines Kalksteinbruchs sowie einer Tropfsteinhöhle kamen wir mit dem Bus zum Forsthaus Eggerode bei Thale. Dort erkundeten wir die „Teufelsmauer“ und liefen durchs Bodetal zur Rosstrappe. Auf unserer Rückfahrt mit dem Zug machten wir noch in Goslar Station und besichtigten das Weltkulturerbe-Bergwerk Rammelsberg.
  1. Zu Beginn der achten Klasse fuhren wir mit dem Zug über Berlin zur Mecklenburgischen Seenplatte, wo uns Herr von Wechmar zur Kanu-Einführung erwartete. Über die wunderbaren 10-tägigen Fahrten durch diese besondere Landschaft ist viel berichtet worden. Die Schülerinnen und Schüler waren froh, dass sie nicht wandern mussten, es war aber mindestens genauso anstrengend. In Gruppen wurden die Lebensmittel selbst eingekauft und mit Spirituskochern gekocht. Geschlafen haben wir in Zelten. Alles musste in wasserdichten Tonnen bzw. Säcken im Boot mitgeführt werden.

Unsere Abschlussfahrt führte uns kurz vor Schuljahresende dann noch ins Elbsandsteingebirge, wieder eine völlig andere, sehr beeindruckende Landschaft. Von unserer Unterkunft in der Ochelbaude unternahmen wir Tageswanderungen zur Bastei, Burg Hohnstein, den Schrammsteinen und zum Prebischtor in Tschechien. Direkt hinter der Herberge konnten wir an einer senkrechten Felswand den Umgang mit der Klettersteigausrüstung üben. Diese Erfahrungen konnten wir dann unter fachkundiger Anleitung am Klettersteig, der Häntzschel-Stiege, einsetzen.

Die Schülerinnen und Schüler waren nicht immer begeistert von den zum Teil sehr anstrengenden Wanderungen. Sicherlich werden sie auch die schönen Erlebnisse, die wir trotz der Anstrengungen hatten, lange in Erinnerung behalten. Von Schülern meiner ehemaligen Klassen wurden bei späteren Treffen oft die Klassenfahrten besonders gelobt, erstaunlicherweise auch von einigen, die dabei viel „gemeckert“ hatten.

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