Die Kultur der Inka

Zusammengestellt von Frederike Wandersleb

Nach dem allgemeinen Verständnis erwartet man von einer „Hochkultur", - wie sie z.B. die Babylonier, Ägypter und Griechen begründeten, -  die  Entwicklung einer Schrift und die Benutzung des Rades.  -  Beides kannten die Inka nicht!

Trotzdem schufen sie ein riesiges Reich, in dem das Leben bis ins kleinste Detail organisiert war. (13. - 15. Jhdt.) Die Inka bildeten nur die Herrscherschicht in einem „Vielvölkerstaat". An der Spitze stand der „Sapay Inka", der „einzige" Inka, der als Abkömmling des Sonnengottes galt. Reiste der Inka-König durch sein Land, wurde er in einer goldenen Sänfte getragen. Die Umstehenden durften ihm nicht ins Gesicht blicken, mussten den Kopf abgewendet halten. Selbst Adlige näherten sich ihm nur barfüßig und mit einer kleinen Last auf dem Rücken, die die Demut vor dem Herrscher zeigen sollte. Er hatte stets mehrere Gemahlinnen, seine Hauptfrau war immer eine seiner Schwestern, ähnlich wie es bei den Pharaonen Brauch war. Er bestimmte dasjenige seiner Kinder zum Nachfolger, was er am geeignetsten für diese Aufgabe hielt.

Da es mehrere Sprachen in dem großen Reich gab, führte der Herrscher die Sprache, die um die Hauptstadt Cuzco gesprochen wurde, als Landessprache ein, sie heißt Quechua. Diese Sprache wird noch heute von ca. 10 Millionen Menschen gesprochen.

Die höchsten Adeligen waren die Verwalter des Landes. Sie beaufsichtigten die Verteilung der Ländereien und die Verteilung der Güter. Sie trugen kunstvoll gewebte Gewänder, die nur sie tragen durften. Die großen palastartigen Gebäude waren aus behauenen Steinquadern ohne Mörtel gefügt, so gut gebaut, dass sie selbst Erdbeben überstanden. Kostbare Teppiche schmückten die Häuser, und die Fensterrahmen waren mit Silber beschlagen.

Cuzco, die alte Hauptstadt, hatte einen Grundriss, dessen Form einem Puma ähnelte, dem Symbol von Macht und Stärke. Aus der Luft sind diese Linien noch heute erkennbar.

Inka-Männer vererbten ihr Vermögen ihren Söhnen, die Frauen vererbten es ihren Töchtern, so dass Frauen immer über eigenes Vermögen verfügten. Sie ließen ihre schwarzen Haare nie schneiden. Für die Körperpflege und das Schminken wandten sie lange Stunden auf. Männer aus dem Adel trugen an den Ohren silberne oder goldene Scheiben, die ihre Ohrläppchen in die Länge zogen. Dies war das Zeichen ihres hohen Standes.

Adelige mussten keine Steuern bezahlen. Die Abgaben wurden in Form von Produkten bezahlt, denn es gab keine Geldstücke. Das Handwerk kam zu hoher Kunstfertigkeit. Besonders die Metall verarbeitenden Künste und die Weber waren sehr gefragt.

Ein weit verzweigtes Netz gut ausgebauter Straßen verband die Landesteile. Viele Ruhepunkte standen den Nachrichtenläufern zur Verfügung, wo sie frische Nahrung und Waffen vorfanden.

Da der Aufstieg im Gebirge nicht nur sehr anstrengend war, sondern auch die dünner werdende Luft im Hochgebirge zunehmend die Wege beschwerlich machte, nutzten die Inka die Wirkung der Coca-Blätter, die sie in einer kleinen Umhängetasche bei sich trugen. Bei Bedarf wurden sie gekaut. Coca wirkt anregend und gleichzeitig Schmerz betäubend, was die Menschen in diesen besonderen Situationen leistungsfähiger machte. Der Gebrauch der Coca-Blätter war streng geregelt.

Statt einer Schrift benutzten die Inka  den „quipu", ein Bündel von Baumwoll- und Wollschnüren, die verschieden gefärbt waren. Mengen von Mais, die in Vorratsspeichern lagerten, die Anzahl von Soldaten, usw. wurde durch verschiedene Knoten in diesen Schnurbündeln markiert. Aber nicht nur Zahlen, sondern auch Nachrichten wurden in diese „Knotenschrift" übersetzt.

Die einfachen Menschen besaßen nichts, nicht einmal das Land auf dem sie lebten. Aber die Bevölkerung wurde genau erfasst und jedes Jahr wurde den Familien Land zugeteilt, das sie bewirtschaften konnten. Dafür zahlten sie Abgaben und Dienste an die Adeligen, ähnlich wie es im Mittelalter in Europa geschah. Die Erträge wurden an die Adeligen verteilt. Die Dienstleistungen konnten Feldanbau, aber auch Straßen- und Kanalbau sein. Das Kanalnetz diente der Bewässerung der trockenen Teile des Landes.

Kein Mensch in dem großen Reich musste Hunger leiden. Es gab keine Sorge um Missernten oder Kämpfe um Wasserrechte oder Obdachlosigkeit. Doch so viel Sicherheit kostete ihren Preis: sehr strenge Regeln und Bürokratie.

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