Zeichen- und Schreibübungen auf Schülertafeln

Ein Beitrag von Christina Singer (Klassenlehrerin an der Freien Waldorfschule Freiburg St. Geogen)

Wie kann im Unterricht eine eifrige Arbeitsstimmung entstehen, in der mit Freude künstlerisch und feinmotorisch ausprobiert und geübt wird? Eine Möglichkeit für das Üben und Festigen von Formen ist das Zeichnen auf Tafeln. Jeder Schülerin und jedem Schüler liegt eine solche Tafel vor, auf der im Rahmen des Formenzeichenunterrichts gearbeitet wird. Aber auch das Schreiben von Buchstaben und Zahlen bietet sich an.

Tafeln ermöglichen ein großformatiges Zeichnen. Durch die Haltung des Kreidestücks mit drei Fingern gibt es keinen expliziten Führungsfinger wie beim Schreiben mit dem Stift. Es wird daher aus der ganzen Hand und dem Arm heraus gearbeitet. Diese großen und bewusst ergriffenen Bewegungen wirken kräftigend auf die Kinder. Form ist geronnene Bewegung. Was damit gemeint ist, wird unmittelbar erlebbar, wenn das leise Schleifen der Kreiden beim Zeichnen zu hören ist, während die Formen auf den Tafeln entstehen. Dazu muss es still in der Klasse sein. Oft herrscht aber bei dieser Tätigkeit ohnehin eine konzentrierte, leise und doch bewegte Stimmung in der Klasse. Angst vor Fehlern erübrigt sich, da das Entstandene im Anschluss sowieso weggewischt wird, um wieder neuen Versuchen Raum zu geben.

 

Die Vorbereitung

Das zielführende Arbeiten mit Schülertafeln bedarf einer sorgfältigen Vorbereitung: Je sauberer die Tafeln, desto achtsamer die Linien, die darauf gesetzt werden. Um die Tafeln also am Ende der Arbeit bereit für die nächste zu machen, braucht es ein gut überlegtes und eingeführtes Vorgehen und entsprechenden Zubehör: Schwamm, saugstarkes Tuch, Wasserbehälter. Eine Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler in Muße und mit Vorfreude auf das anstehende Tun schafft die richtige innere Stimmung.

 

Die Durchführung

Die Utensilien werden sorgsam auf dem Tisch geordnet.

 

 

Die Form wird von der Lehrerin / vom Lehrer eingeführt. In der Regel wird sie groß an die Tafel gezeichnet und gemeinsam betrachtet: Was sehen wir? Worauf achten wir beim Zeichnen dieser Form?  Dann sind die Kinder an der Reihe. Sie zeichnen zum Beispiel diesen Sechsstern.

 

 

Die Linien dürfen mehrfach nachgefahren werden, so dass die Kinder rhythmisch und mit viel Bewegung zeichnen. Auch Unebenheiten können auf diese Weise ausgeglichen werden.

Nicht erlaubt ist es, mit dem Tuch oder gar den Händen unerwünschte Linien wegzuwischen. Der Prozess darf und soll sichtbar sein.

 

 

Außerdem entstehen dadurch unschöne Wischspuren. Auch das Ausmalen von Hohlräumen ist nicht erlaubt. Es entspricht zum einen nicht dem Charakter des Formenzeichnens, zum anderen erschwert zu viel Kreide auf der Tafel das anschließende Wischen erheblich. Ist die zu zeichnende Form fertig, wird sie ggf. noch erweitert und dann als Ganzes betrachtet.

 

 

Vielleicht möchten einige Kinder ihre Tafel nach vorne tragen und der Klasse zeigen. Oder es wird ein Museumsrundgang gemacht, bei dem die Kinder in einer langen Schlange an allen Tischen vorbeiziehen, um die Werke zu betrachten. Ist keine Zeit zum Wischen oder sollen die Motive zu einem späteren Zeitpunkt betrachtet werden, werden die Tafeln an der Wand stehend aufgehoben – keinesfalls sollten sie bemalt aufeinander gestapelt werden, weil sonst Kreide an die Unterseite der Tafeln gerät. Dadurch würden beim nächsten Mal auch gut gewischte Tafeln Kreidespuren bekommen.

 

Die Nachbereitung

Auch die Nachbereitung muss klar geregelt sein. Zum Wischen der Tafeln wird das Schwämmchen in das Wasserglas getaucht, ordentlich ausgewrungen und dann von oben nach unten über die Tafel gezogen. Wenn das Schwämmchen nach jedem Zug ein wenig gewendet wird, wird die eben aufgenommene Kreide nicht weiterverteilt und es muss nur einmal gewischt werden.

 

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Bei manchen Formen ist es eine schöne Sache, sie mit dem Schwämmchen nachzufahren. So entsteht die eben gezeichnete Form noch einmal, gewissermaßen als Abglanz.

 

 

Ist alle Kreide abgenommen, wird die Tafel mit dem Tuch nachgewischt. So wird der letzte Rest an kreidigem Wasser von der Tafel entfernt.

 

 

Die Tafel wird nun zum Trocknen an die Wand gestellt oder auf dem Tisch liegengelassen, während das Wasserglas im Waschbecken ausgeleert wird und Schwämmchen und Tuch zum Trocknen auf die Heizung kommen. Es empfiehlt sich, die Kreiden vor dem Wischvorgang einzusammeln, damit sie nicht nass werden. – Zur Herstellung von solchen Schülertafeln, die übrigens mit ihrer Rückseite auch als Malbretter zum Wasserfarbenmalen genutzt werden können. (vgl. Herstellung von Schülertafeln)

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