Lesetagebuch (1): eine Möglichkeit zur Leseförderung
Ein Beitrag von Sabine Thoma (Freie Waldorfschule Filstal-Göppingen)
Im Zeitalter der Medien ist es mir ein besonderes Anliegen, die Kinder zum Lesen zu bringen. Aus diesem Grund haben wir bisher 3 Bücher gelesen. Jedes Kind hatte sein eigenes Exemplar. Hinzu kam der Wunsch, Schreibanlässe zu haben. Zu Beginn der 4. Klasse war unsere Lektüre „Tistou mit den grünen Daumen", das schon viele Schreibanlässe bot; im zweiten Schulhalbjahr war es dann „Rasmus und der Landstreicher". Diese Lektüre wurde von einem Lesetagebuch (LTB) begleitet.
Ich wollte viele verschiedene Textsorten anlegen, damit die Kinder bei späteren LTBs eine Auswahl haben, da sie immer selbständiger werden sollen. Das waren z.B.
- ein Steckbrief von Rasmus,
- eine Zeitungsmeldung zum 3. Kapitel,
- eine Beschreibung (Was ist ein Landstreicher) zum 4. Kapitel,
- ein eigenes Erlebnis (Wie ich auch mal Angst hatte),
- Fragen zum Kapitel (Hast du es gut gelesen?), Stellungnahme zum 6. Kapitel (Wie fandest du, dass...),
- ein Brief zum 8. Kapitel (Wie würdest du den Brief schreiben?),
- Nacherzählung in Ich-Form zum 10. Kapitel (Wie ich es schaffte, Lif auszutricksen),
- ein Brief an Gunnar zum 14. Kapitel u.a.
Dieses Buch hat ihnen von allen dreien am besten gefallen. Wer es noch nicht kennt, sollte es unbedingt lesen!
Anfang der 5. Klasse haben wir „Sajo und ihre Biber" gelesen. Hier ließ ich die Kinder oft frei in der Auswahl ihres Eintrages. Es waren einige dabei, die am liebsten etwas gemalt haben. Auch haben wir nicht mehr jedes Kapitel verarbeitet. Zuletzt kam ein Schlusswort in Form eines Rückblicks auf die Arbeit (sie bekamen die Leitfragen auf einer Kopie). Den Lesefortschritt habe ich (noch nicht) dokumentieren lassen. Für manche war es kaum zu schaffen, da haben die Eltern noch viel vorgelesen und andere haben das ganze Buch recht schnell durchgelesen. Das war manchmal etwas ungünstig, aber warum sollte man ein Kind ausbremsen, das wissen will, wie die Geschichte ausgeht...
Das DIN A5- Heft haben wir am Ende mit einem selbst gemalten Umschlag eingebunden (Aquarellbild und Illustration und Beschriftung mit Buntstift)
Dein Lesetagebuch soll...
- dich später einmal an die Personen und den Inhalt des Buches erinnern
- dir zeigen, wie sich dein Leseverhalten entwickelt hat
- dir ermöglichen, selbst kreativ (malend, schreibend) tätig zu werden
In diesem Lesetagebuch werden wir zu „Rasmus und der Landstreicher" zu jedem Kapitel etwas schreiben, malen oder auch einkleben.
Das ist zum Beispiel:
- einzelne Kapitel kurz zusammenfassen oder nacherzählen
- aufschreiben, was du beim Lesen gedacht oder gefühlt hast
- Textstellen aufschreiben, die du besonders lustig, traurig oder spannend findest
- an geeigneten Stellen im Buch den Text verändern oder weiterschreiben
- Personen des Buches zeichnen oder Steckbriefe für sie entwerfen
- an eine Person des Buches einen Brief schreiben
- aus der Sicht einer Person des Buches eine Tagebucheintragung oder einen Brief entwerfen
- eine Situation malen
- aufschreiben, was dir gut oder nicht so gut gefällt
- etwas aufschreiben, was du beim Lesen gelernt hast und nicht mehr vergessen willst
- etwas über die Autorin aufschreiben
Wenn du etwas wörtlich abschreibst, nimmst du bitte eine andere Farbe. Jede Eintragung versehen wir mit einer Kapitelüberschrift und dem Datum. Wenn du etwas besonders wichtig findest, unterstreichst du es (mit Lineal).