Inspiration Waveboard

Ein Beitrag von Bernd Licht (Sportlehrer an der Freien Waldorfschule Wiesbaden)

An einem Samstagmorgen im April: Es ist schönes Wetter. Ich sitze auf der Terrasse und genieße eine Tasse Kaffee. Meine kleine Tochter, 8 Jahre alt und ständig in Bewegung, ruft:" Papa, komm!". „Guck mal", sagt sie und rast mit ihrem Waveboard die Hüfte hin und her werfend an mir vorbei. „Super", rufe ich „wie hast du das so schnell gelernt?" „Ist nicht so schwer, probier's auch mal." Gut denk ich und schnappe mir ein Board. Um überhaupt auf das Board aufsteigen zu können halte ich mich am Spiegel meines Autos fest. Ein bisschen mulmig ist mir schon. „Jetzt musst du dich anschieben und los fahren", erklärt meine Tochter, sie ist jetzt der Lehrer. Aha, denke ich, anschieben und losfahren; hört sich ja gar nicht so schwer an. Und los geht's. Zappelnd und mit den Armen in der Luft rudernd komme ich genau einen Meter weit und verlasse dann mit einem wenig eleganten Sprung das Board. „Spitze" ruft meine Tochter „siehst du, ist doch gar nicht so schwer!" Und tatsächlich nach einer Stunde Üben kann ich zu meiner eigenen Überraschung sogar schon Kurven fahren.

Die Vorteile dieser Funsportart liegen auf der Hand: Man kann es recht schnell lernen, es ist für alle Altersstufen geeignet und bietet vielfältige Möglichkeiten Gleichgewichtsgefühl und Motorik zu schulen. Jetzt fehlen nur noch die Boards für die Schule, am besten ein halber Klassensatz, also 15 Stück. Das wird teuer, wie sollen wir das machen?

Eine Woche später bekomme ich einen Anruf von Eltern aus der Schule. Sie möchten dem Sportbereich eine Spende zukommen lassen, ob wir dafür Verwendung hätten. Ich stutze und denke, das gibt's doch nicht. Dann freue ich mich wie ein Schnee-König und erzähle von verschiedenen Geräten, die der Sportbereich anschaffen wollte.

Dabei gehen mir die Worte von Goethe, mit denen wir damals für den Neubau warben und durch alle Elternabende getingelt sind, nicht mehr aus dem Kopf:

In dem Augenblick indem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt die Vorsehung auch alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen würden, um einem zu helfen,...   Goethe (Sturm und Drang)

Und dann war es tatsächlich so weit. Die 7. Klasse durfte die neuen Waveboards auspacken und zum ersten Mal benutzen. Alle waren hellauf begeistert, rissen die Kartons auf, schnappten sich ein Board und fuhren los. Staunend beobachtete ich, wie fast alle Hüfte schwingend über den Schulhof rasten. Es war ein wunderbarer Moment, wo sich plötzlich alle Aufmerksamkeit auf dieses Treiben richtete und das Interesse aller weckte. Schüler anderer Klassen kamen und fachsimpelten über Vor- und Nachteile von verschiedenen Boards. Selbst die Schüler, die zum ersten Mal auf einem Board standen, übten intensiv zu zweit, man merkte deutlich, das Waveboard selbst war Impuls und Inspiration zur Bewegung.

Beim Wegräumen der Boards kam mir dann der Gedanke, wie wunderbar es doch ist, Teil einer Schulgemeinschaft zu sein, wo Menschen durch ihr persönliches Engagement, egal ob durch Spenden oder eine andere Form der Zuwendung, diese besonderen Momente für unsere Schüler ermöglichen. Vielen Dank!

Bei Fragen zur Methodik kann mich gern kontaktieren.  lichtnetz@outlook.d