Keilschrift erfinden

Ein Beitrag von Franka Paul

Als ich mit meinen Schüler*innen über die ersten Schriftzeichen der Menschheit sprach, war es mir wichtig, dass sie selbst ein Gefühl dafür bekamen, wie solche Zeichen entstehen können - nämlich aus der Abstraktion von Bildern. 
Wir nahmen also Ton, rollten ihn aus und ritzten mit einem Stöckchen zunächst einfache gegenständliche Bildchen hinein (Haus, Sonne, Wasser, Pflanze, Tier, Mensch ...), dann auch Bilder für Begriffe (Leben, Liebe, Tod...).
Schließlich wählte jeder die Bilder aus, die er mit möglichst wenigen Strichen zeichnen konnte. Nun nahmen wir keilförmige Hölzchen (entweder selbst geschnitzt oder gesägt - Essstäbchen aus dem China-Restaurant eignen sich auch sehr gut) und versuchten, die Zeichnungen mit keilförmigen Abdrücken abzubilden. 
Dabei entstand auf natürliche Weise die Notwendigkeit, das Wesentliche auszuwählen und damit die ursprüngliche Zeichnung leicht zu abstrahieren. 
Ein Blick auf das Zeichen für Wasser (eine Welle) und das abstrahierte Zeichen (ähnlich dem lateinischen "W") ließ uns erahnen, wie sich nach und nach in der Geschichte der Menschheit aus Bildern nicht nur Schriftzeichen, sondern schließlich auch Buchstaben entwickelt haben. 

Sonne, Wasser, Mensch und Leben (als Doppelzeichen aus Sonne und Pflanze).

Hier gibt es zwei Zeichen für Mensch: Ein Kind und ein Erwachsener. 

Wasser, Leben, Haus, Baum, Mensch(en).

Mond, Sonne, Wasser, Käfer (Insekt).