Tausendfüßler
Ein Tausendfüßler geht vorm Hause
auf und ab. Macht eine Pause,
schaut auf die Uhr und seufzt dabei.
Wo bleibt die Frau? Gleich ist es drei!
„Pauline?“, fragt er mutig nach.
„Brauchst du noch lang?“ - Doch im Gemach
ertönt ein lautes: „Ach, du Schreck!
Dies Kleid hat hinten einen Fleck!“
Er schickt ein Stoßgebet nach oben
und übt sich in Geduld erproben.
Der Tausendfüßler geht vorm Hause
auf und ab, macht keine Pause.
Der Uhrenzeiger rückt voran,
es mahnt entnervt der Ehemann:
„Wir sind zu spät, beeil dich doch!“
„Ich steck mir grad die Haare hoch.“
Der Mann hält nichts von dem Gezier:
„Pauline, komm! Gleich ist`s halb vier!“
Von drinnen ruft’s: „ Ich komm im Nu!
Ich bind noch rasch die Schuhe zu.“
Marita Bagdahn