Rolf Krauss

Gottes Wort erschuf die Welt,
Gottes Atemhauch beseelt
Menschenwesen groß und klein;
Und sein Schöpferhauch zog ein
In des Menschen Sinn und Wort.
Liebend pfleg den Himmelshort.

 

 

Es gab mir Gott zum Menschenmunde
Das schöne Wort voll Kraft und Sinn,
Dass ich es brauch zur rechten Stunde,
Zur rechten Stunde schweigsam bin.

 

 

In meinem Willen steckt ein starker Schmied,
Der meines Lebens Kette Glied um Glied
Zu Glück und Segen will erbaun.
Ich kann auf seine Kraft vertraun,
Denn güt'ge Schicksalsmächte haben
Dem Menschen Kraft verliehn und Gaben.

 

 

Wenn des Maurers fleiß'ge Hand
Richtet auf des Hauses Wand,
Muss sein Aug' das Lot beachten,
Wasserwaage scharf betrachten,
Dass die Mauer stark und fest,
Sich vom Sturm nicht stürzen lässt.
Zimmerleute müssen schauen,
Dass sie grad und sicher bauen.
Menschenwerk wird gut vollbracht,
Wenn das Auge sorgsam wacht!

 

 

Du reine, Du helle,
Liebliche Quelle -
Sprudelst so frische
An grünendem Tische, verborgen im Waldesgrund.
Froh aus den Tiefen,
Geister dich riefen
Mit freudigem Denken.
Uns Leben zu schenken, erfrischest du Herz und Mund.
Oh Quelle der Tiefe,
Dein himmlisches Rauschen,
Es lehret zu lauschen, aufs eigene Herz!

 

 

Was in den Samen eingeengt,
Befreit sich, wenn die Hülle sprengt -
Des Wassers, des Lichts, derWärme Gewalt
Sie offenbarn sich in schönster Gestalt. -
So trage auch du nach außen hin,
Was tief verborgen in Herz und Sinn.

 

 

Gott gab das Haupt uns mit den Sinnen,
Dass weite Umsicht wir gewinnen.
Er läßt das Herz uns freudig schlagen,
Dass wir beherzt das Rechte wagen,
Gibt Kraft den Händen, sich zu regen,
Den andern und uns selbst zum Segen.

 

 

Wie Moses einstens mit dem heil'gen Stabe
Das Wasser schlug aus hartem Felsgestein,
So kann der Mensch des Geistes lichte Gabe
Aus harter Hülle Haft befrein
Mit seines Willens starkem Wunderstabe.

 

 

Frisch mit wachen Sinnen
Jedes Werk beginnen,
Froh die Hände rühren,
Um es zu durchführen,
Liebevoll es pflegen -
das bringt Gottes Segen.

 

 

Aus Herzensfülle wirf die Saat
In treu gepflügtes Feld,
Dann keimt's und reift's zur reichen Mahd
Im Liebeslicht der Welt.

 

 

Als Gott gebot: Es werde Licht!
Erhellte sich das All
Und freundlich glänzt sein Angesicht
in jedem Sonnenstrahl. -
Entströmt den Menschen warm und mild
und licht der liebe Schein,
Dann wird er Gottes Ebenbild
im Glanz der Sonne sein.

 

 

Ein Schiff, das ohne Schwere geht
Wird leicht ein Spiel der Wellen
Und kann, sobald der Sturmwind weht
Am Felsenriff zerschellen.
Es kommt nur mit der Last ans Ziel,
Die ihm den Tiefgang gibt.
Nur der erreichet, was er will, der auch das Schwere übt!

 

 

Drunten im Dunkel, bei Gnomen und Stein,
Murmelnde Wässerlein finden sich ein.
Tuscheln und raunen vom schimmernden Licht,
Drängen empor, bis der Felsen zerbricht.
Schimmernd in himmlischer, perlender Helle,
Rieselt, von Vögeln umzwitschert, die Quelle.
Alle Geschöpfe in Liebe sie tränkt,
Weil sie sich allen in Freude verschenkt.

 

 

Es hauchte Gott Vater dem Adam ein
Den himmlischen Atem und sprach:
„Nun nenne bei Namen, was groß und klein,
Was herrlich, was stark und was schwach!
Denn siehe im Wort erschuf ich die Welt,
Und du bist zum Wort und zur Sprache bestellt."

 

 

Als Moses von dem Berge stieg,
Da sah er voll Entsetzen,
Das Volk schuf sich aus Schwachheit gar
Ein goldenes Kalb zum Götzen.
Wie töricht dieses alles war!
Es lebt der wahre Gott seit je
In unserm Herzen unsichtbar!

 

 

Freilich braucht es frischen Wind,
Um zur See zu fahren,
Kompass auch und Steuer sind
Nützlich in Gefahren.
Doch all dies ist ohne Wert,
Ist kein Kapitän an Bord.
Dieser weiß ja, wie man fährt,
Lenkt allein schon durch das Wort.
Sicher führt dich seine Hand
Durch das Meer ins ferne Land.

 

 

Hei, nun gilt es gut zu reiten!
Wer reiten will, der lern beizeiten:
Satteln, Striegeln, Zügel halten,
Seine Gangart zu gestalten.
Manchmal ruhig, manchmal flott,
Dann wieder in Trab und Trott.
Sicher lenkt der Pferde Lauf
Nur der Reiter obenauf!

 

 

David war klein, doch von schöner Gestalt,
Goliath ein Riese mit grober Gewalt.
David hielt die Schleuder fest in der Hand,
Goliath laut lachend da vor ihm stand.
David er traf, wie immer, sein Ziel,
Goliath kopfüber zu Boden fiel.
Ein kleiner Stein nur - kaum eine Spur,
Doch von Kraft und Willen getragen -
Besiegt der Geist die grobe Natur,
So werden selbst Riesen erschlagen!

 

 

Nun muss der kleine Vogel fliegen,
Die Zeit des warmen Nestes geht vorbei,
Doch kann die Angst er erst besiegen,
So wird er singen froh und frei,
Vertrauen ganz auf Geist und Schwingen.
Nur wer es wagt, dem kann's gelingen!

 

 

Achtsam sein in allen Dingen,
So kann Großes gar gelingen.
Doch im Kleinen, grade hier
Da beginnt es, glaube mir.

 

 

Unermüdlich in der Erde,
Auf den Feldern und im Berge
Schaffen wir, das Volk der Zwerge!
Was euch noch Geheimnis ist,
Wissen wir: Es lebet Christ
Auch im Inneren der Erde!
D'rum ihr Menschen, höret wohl:
Was auf Äckern wachsen soll,
Braucht verständnisvolle Pflege.
Das, was ihr von Herzen tut,
Kann gedeihen und wird gut!

 

 

Sind die Beete erst bestellt,
So verwandelt sich die Welt.
Früher ließ sich darauf rennen
Jetzt muss man die Grenzen kennen.
Soll es wachsen hier auf Erden,
Muss die Saat behütet werden:
Gießen,hacken und pikieren,
Die Natur stets respektieren,
Will der Gärtner richtig handeln,
Lernt er selbst sich zu verwandeln.

 

 

Frisch nur voran -
Geselle wer's kann,
Doch mit Verstand
Und hilfreicher Hand
Formet der Meister:
Geschickt mit Bedacht,
So wird's gemacht!
Was weise besonnen,
Wird gut auch begonnen.
Dies sei mein Rat:
Beherzt nun zur Tat!

 

 

Wer geduldig in dem Garten
Fleißig seine Hände regt,
Lernt mit tät'gem Tun erwarten,
Was darinnen sich belebt.
Wie die Blumen auf den Wiesen
Voller Pracht mit Mal erblühn,
Ja, so lässt sich wohl genießen,
Was erwacht aus stetem Mühn!

 

 

Gerne will ich mich gesellen
Zu den schönen, warmen Stellen,
Wo der Nektar süß und gut!
So hör ich das Bienlein brummen,
Wenn es nach der Arbeit ruht.
Doch - Potzblitz - ihr solltet auch
Denken an der Biene brauch!
Nicht allein bei Sonnenschein
Bringt sie Pollen feißig ein.
Nur das Angenehme wählen,
Niemals sich mit anderm quälen,
Davon wird kein Körbchen voll,
Das doch alle nähren soll.

 

 

Jedes Handwerk will erlernt sein,
Jedes Werkstück braucht Geduld.
Willst auch du ein Meister werden,
Übe dich stets Maß zu halten
Und das Rechte zu gestalten.
Eifer und Begeisterung
Geb dir dabei steten Schwung.

 

 

Ferne, so liegt das neue Land
Lege nur ab nach Unbekannt!
Hisse die Segel, sei guten Mutes,
Glaub an das Schöne, tue nur Gutes!
So flüstert's dort im Busch -
Doch greifst du danach,
So flüchtet's husch, husch!
Ja, willst du's erfassen,
So scheinst's nur ein Traum.
Was raschelt im Laube,
Was säuselt im Baum?

 

 

Suchst du je des Geistes Spur
Lies im Buche der Natur!
Was sich da vor uns entfaltet,
Ist geheimnisvoll gestaltet.
Was verborgen dort im Ei,
Wird auch eines Tages frei,
Wird ins Luftige sich schwingen,
Um sein Jubellied zu singen.

 

 

So sieh', im Garten nebenan:
Die fleiß'ge Frau, den tücht'gen Mann!
Wie sie das Gemüse ziehn,
Wo die schönsten Blumen blühn.
Wie sorgsam sie die Saaten hegen,
Die Pflanzen düngen, wässern, pflegen.
Was wir treu voll Liebe hüten,
Bringt uns Früchte, schenkt uns Blüten.

 

 

Wie Daniel einst sang
Zum Lobe des Herrn,
Den Hirtenstab schwang
Gegen Löwen und Bär'n
So soll auch mir
Die Seele singen,
So will ich den Stab
Gegen Feindesmacht schwingen.

 

 

Dort, auf jener Mauerzinne
Webt ihr Netz die fleiß'ge Spinne.
Folgt beständig ihrem Faden,
Nur so kann ihr Werk geraten.
Weise ist wohl die Natur
Und sie lehrt das Eine nur:
Kunstvoll wirkt ein jedes Tier -
Das sei Beispiel dir und mir!

 

 

Wie der Sonnenstrahlen Kraft
Neues Leben um sich schafft,
So soll mir im Herzen blühen,
Was in Liebe will erglühen.
Gleich dem Adler in den Lüften
Will ich steigen über Klüften
Zu der Sonne Licht empor.
Glücklich wer sich selbst gewonnen,
Weil er sich zuvor verlor!

 

 

Tief im dunklen Schoß der Erde
Liegt ein ganz verborgner Platz.
Hier entspringt im steten Werde
Allen Lebens größter Schatz-
Und es springet aus der Stelle
Wo im Wald der Schatten weilt,
Ganz geheimnisvoll die Quelle,
Die hinab ins Tal dann eilt.
So ist's auch im Menschenleben,
Gut verborgen liegt der Sinn,
Doch wir finden ihn grad eben,
Schenken wir's von Herzen hin.

 

 

Nur frisch voran!
So spannet an!
Es soll gepflüget werden,
Das fruchtbar wachs auf Erden
Das goldne Korn in großer Zahl,
Dass keiner leide Hungersqual!
So wird die Arbeit segenreich
Sind wir im Herz dem Säämann gleich.

 

 

Moses hat das Volk
Durch die Wüste geführt,
Das Feuer des göttlichen
Willens gespürt.
Er brachte sie sicher
Ins gelobte Land
Stab und Gesetz
In der rechten Hand.

 

 

Was klingt in den Wäldern,
Was schwingt durch die Luft,
Was strahlt aus den Blumen,
Was sagt dir ihr Duft?

Was rauschen die Wellen,
Was sprudelt im Bach,
Was zwitschert die Amsel,
Dort auf dem Dach?

Was singen die Sterne
Was weht dort im Wind?
So lauschte, dann spricht es
Ganz leise, mein Kind!

 

 

Gut kanns auf Erden gehen,
Ruht in dem Feld die Saat.
Was wir auch tun im Leben,
Es wächst nach Gottes Rat.
So sind wir ohne Sorgen
Und schaffen munter los,
Wir freuen uns auf morgen,
Da ist die Saat schon groß!

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