Teamgeist

Eine Ansprache aus der Freien Waldorfschule Leipzig

Liebe Dreizehntklässler!

Vor nicht allzu langer Zeit habt ihr zum ersten Mal das Obergeschoss unserer Schule betreten und wurdet als Neuntklässler in die Oberstufe aufgenommen. Damals bezeichnete ich diese Tatsache als das Erreichen der Zielgeraden, obwohl der Weg bis zum Ziel (von der 9. bis zur 13.Klasse) noch recht lang war. Ich möchte heute bei diesem Thema bleiben, denn der Sommer 2012 war reich an sportlichen Highlights und bemerkenswerten Rekorden. Und natürlich allen Sportarten voran- der Liebling der Deutschen - Fußball.

Ich hoffe, dass jeder von euch einige Vorkenntnisse von diesem Mannschaftssport mitbringt. Wichtig dabei ist, dass der Ball im Tor landet, und möglichst nicht im eigenen. Dabei ist es unerheblich, ob euer Tor durch eine meisterliche Glanzleistung im Alleingang, durch einen Weitschuss ohne viel Vorbereitung oder mit Unterstützung eines Mannschaftskameraden möglich wurde. Versucht man die vom Trainer ausgearbeitete Spieltaktik zu verinnerlichen und umzusetzen, rollt das Runde bestimmt in das Eckige.

Zu Beginn eurer weltmeisterlichen Runde stand eine Gesamtqualifikation an. Jeder von euch musste sich für dieses Spiel qualifizieren, denn nicht jeder durfte die Reservebank verlassen. Und dann noch die Aufteilung in zwei Mannschaften! Einige waren unglücklich darüber, in der zweiten Liga spielen zu müssen und bemühten sich tatkräftig um einen Spielertransfer. Letztlich hatte das Trainerteam das letzte Wort und die Aufstellung war perfekt.

Halbjahr um Halbjahr musstet ihr euren Platz für die nächste Runde erkämpfen. Und das war nicht immer leicht. Ihr habt Kondition und Ausdauer benötigt, oft war die Begleitung durch ein Fitnessteam wichtig - manch einer war durch Muskelkater oder -zerrung geplagt. Die Unmengen an Vokabeln, Zahlen und Formeln warfen einige aus der Bahn, doch jeder wollte im Finale auf dem Spielfeld stehen!

Ihr musstet immer wieder das Ziel der nächsten Runde anvisieren, auch wenn dazwischen die eine oder andere schlechte Note, das Versprechen den Eltern gegenüber sich anzustrengen, kritische Blicke der Lehrer, Gespräche über die nötige Leistungsbereitschaft euch gewisse Rückschläge verpassten. Aber wenn auch die Vorrunden nicht immer glücklich verliefen, jetzt seid ihr alle im Finale!

Und für dieses Finale ist es wichtig, dass ihr im Spiel wie auch im Leben überhaupt die richtige Laufrichtung im Blick behaltet, denn dann gehört ihr zur Gruppe, steht nicht allein da und verhindert das Spiel. Sollte ein Gegenspieler mit seiner Taktik euch ins Abseits manövrieren, lasst es nicht zu. Setzt euch ein für ein faires Miteinander, für Mannschaftssinn und Teamgeist. Euer Trainerteam glaubt an euch, selbst wenn bei Manchem das Erreichen des Endspiels nur mit Extratraining zu leisten ist. Attacken, fiese Fouls und Vortäuschungen haben nichts auf dem Spielfeld verloren. Da wird strikt die gelbe Karte gezogen und im Wiederholungsfall auch schon mal die rote. Das müsst ihr akzeptieren.

Die richtige Selbsteinschätzung, das Innehalten und Nachdenken bewahren euch vor der einen oder anderen vorlauten Äußerung vor laufenden Kameras - Worte können sehr verletzend sein. Beachtet das und bringt eure Anliegen und Kritikpunkte immer in einer Art und Weise vor, an der man erkennt: das sind junge Erwachsene mit reifer sozialer Kompetenz.

Das Leben ist kein Spiel, zumindest kein Glücksspiel. Es hängt, zugegebenermaßen, etwas vom Glück ab, wie es verläuft. Den Großteil aber habt ihr selbst in der Hand. Ich wünsche euch, dass ihr in eurem letzten Schulturnier stets am Ball bleibt und euer Ziel vor Augen habt. Gebt niemals auf, denn so manches Tor wurde erst in der letzten Minute oder gar in der Verlängerung geschossen, war aber spielentscheidend. Und ab Montag rollt der Ball!

Eure Trainerin Irina Teufel

 

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