Puppen nähen

Ein Text von Johanna (Schülerin der Freien Waldorfschule Wiesbaden)

 

In der Freien Waldorfschule Wies­baden nähen die Schülerinnen und Schüler im siebten Schuljahr Puppen. In unserer Klasse haben sich fast alle darauf gefreut und konnten es kaum erwarten, mit dem Nähen anzufan­gen.

Doch erstmal war ein bisschen The­orie angesagt. Denn jeder sollte eine Puppe aus einem Volk nähen, das er sich ausgesucht hatte. Also machten wir Anfang des Schuljahres in jeder Handarbeitsstunde eine kleine Weltreise, indem wir uns von jedem Schü­ler ein Referat über sein gewähltes Volk anhörten. Da gab es Afrika mit Marokkanern und Buschmännern, Japan mit den Samurai, Spanierin­nen, Griechinnen, Samen (Lappland), Schotten, Inuit und noch viele mehr.

 

 

Inspiriert und informiert von Texten und Bildern konnten wir nun endlich beginnen. Zuerst zeichnete jeder noch einmal seine Puppe in ihrer volkstüm­lichen Tracht, dann begannen wir mit dem Nähen. Alle machten erstmal den Kopf ihrer Puppe; wir wickelten Schafswolle zu einem Ball, stülp­ten einen Verbandsmull und dann den Hautstoff darüber. Da gab es dann schon die ersten Unterschiede, schließlich hat ein braungebrannter Buschmann eine andere Hautfarbe als ein rothaariger Schotte. Nach dem Kopf, der aber bis jetzt weder Augen, Mund oder Haare hatte, entwarfen wir auf einem Papier den Schnitt der Puppe. Bei der Bestimmung der Körpergröße halfen uns Höhen- und Breitenmaße des Kopfes, denn mit diesen konnten wir Verhältnisse und Längen von Rumpf, Armen und Bei­nen richtig abmessen.

 

 

Als nächstes waren die Arme dran, die, sobald sie fertig waren, unten an den Hals genäht wurden. Beine und Rumpf (Bauch und Rücken) wurden in einem Stück ausgeschnit­ten, mussten aber auch zusammengenäht und mit Schafswolle ausgestopft werden.

An den „Schultern" wurden Arme und Rumpf verbunden. Nun war der Kör­per fertig und für alle Schülerinnen und Schüler begann die sehr aufwen­dige Arbeit des Befestigens der Haare aus Wolle am Kopf. Für zwei Mädchen aus unserer Gruppe war dies beson­ders schwierig, da sie Afrikanerinnen mit Dreadlocks nähen wollten und deshalb jedes Haar auch noch filzen mussten. Dafür ist das Ergebnis besonders toll!

Schließlich war auch das geschafft und noch vor den Osterferien konn­ten einige Schüler nicht nur Unterwäsche, sondern auch schon Kleider Hosen und T-Shirts stolz vorweisen. Nun zeigte sich allmählich schon sehr deutlich, aus welchen Völkern die ver­schiedenen Puppen stammten. Auch nach den Osterferien gab es noch einiges zu tun, schließlich waren noch nicht alle mit den Kleidern fer­tig, und die anderen stellten entweder noch Schuhe, Schmuck oder Taschen und teilweise sogar kleine Babys für ihre Puppen her. Waren Augen und Mund genäht, durften die Puppen für eine Weile in den Schaukasten im Gang vor den Handarbeitsräumen.

Insgesamt finde ich, dass dieses Schuljahr alle Puppen sehr, sehr schön geworden sind. Auch Frau Heinelt ist ganz begeistert von unserer Arbeit und den Resultaten.

 

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