3. Die Revolution frisst ihre Kinder

Ein Beitrag von Ines Krapf

Anregung: Man kann die Französische Revolution innerhalb von drei Tagen behandeln. Selbstverständlich ist es möglich, auch eine ganz andere Einteilung vorzunehmen. Von den folgenden Ereignissen könnte man am 3. Tag berichten. Die hier gewählte Darstellung soll es dem Klassenlehrer / der Klassenlehrerin ermöglichen, sich schnell in das Thema einzuarbeiten und bildhaft zu erzählen. Am Ende der folgenden geschichtlichen Darstellung befindet sich eine Arbeitsanregung für die SchülerInnen.


Der Konvent - Die Revolution frisst ihre Kinder

Im neuen französischen Parlament, dem Konvent, haben nun Robespierre und seine Anhänger das Sagen. Um die Revolution zu retten, sind ihnen alle Mittel recht. Ein düsteres Kapitel der Französischen Revolution beginnt: die Zeit des Terrors.

Die Revolutionäre setzen die Menschen- und Bürgerrechte außer Kraft, die sie einst gegen den König verteidigt hatten. Der Vorwurf, ein Gegner der Revolution zu sein, ist nun tödlich. Verdächtige werden im Schnellverfahren verhaftet, verurteilt und hingerichtet.

Die Schreckensherrschaft sieht sich selbst als Regierung des Notstands. Ihr Ziel ist es, Schrecken in die Herzen der Feinde der Republik zu bringen. Entweder bleiben diese aus Angst ruhig oder sie werden verhaftet und beseitigt. Jeder kann in die visierten Säuberungen geraten: Politiker, die sich positiv über die Monarchie äußern. Nachbarn zeigen Nachbarn an, und Gefängniskarren rasen pausenlos durch die Straßen von Paris – immer mit dem Ziel, die Guillotine zu erreichen.

Die ständige Bedrohung durch das Fallbeil hängt sprichwörtlich über den Köpfen der Menschen. Überall gab es Spitzel, die sogar in Straßencafés lauerten. Warteschlangen vor den Bäckereien wurden belauscht, und Frauen wurden verhaftet, wenn ihre Äußerungen den Machthabern nicht passten. Kritik an den Regierenden konnte zu großen Schwierigkeiten führen.


Der Wohlfahrt-Ausschuss

Das Parlament bildet ein Tribunal, das Gegner der Revolution im Schnellverfahren verurteilt. Ein Ausschuss wird berufen und erhält unbeschränkte Macht im Staat. Diese Gruppe, der Wohlfahrt-Ausschuss, bestehend aus zwölf Männern, regiert nun Frankreich in kollektiver Diktatur.

Robespierre führt den Wohlfahrt-Ausschuss an und ist entschlossen, die Revolution um jeden Preis zu verteidigen. Eine Widersprüchlichkeit in Robespierres Leben ist, dass er einst ein Gegner der Todesstrafe war. Später unterstützte er jedoch leidenschaftlich den Terror und wurde daraufhin oft mit diesem Wandel konfrontiert. Seine Antwort darauf war knapp: „Nun, die Zeiten haben sich geändert."

Der einstige Idealist radikalisiert sich zunehmend. Er befürwortet jetzt die Zensur, obwohl er einst die Pressefreiheit verteidigte. Er, der die Religionsfreiheit als Bürgerrecht erkämpfte, schließt sich nun den radikalen Kirchengegnern an. Die Ära des Christentums soll enden. Die Macht der Kirche muss gebrochen werden, um die Revolution abzusichern, so die Forderung.


Entspannung an den Grenzen – weiterer Terror im Innern

Während die Guillotine in Paris weiterhin wahllos tötet, entspannt sich die Lage an den Fronten. Der junge Revolutionär General Napoleon Bonaparte zwingt die Engländer zum Rückzug aus Toulon. Die Republik scheint vorerst gerettet. Robespierre fühlt sich bestätigt und sieht den Terror als erfolgreiches Mittel, um das Land zusammenzuhalten.

Die Schreckensherrschaft war eine Zeitlang tatsächlich hilfreich, um das Land zu einen und im Krieg zu bestehen. Robespierre ist auf dem Höhepunkt seiner Macht. Die Truppen der Revolution haben den Feind an den Grenzen zurückgedrängt und im Inneren besiegt. Doch Robespierre hat nicht vor, den Terror einzustellen. Er glaubt, dass nur mit dieser radikalen Gewalt eine wirkliche Veränderung der Gesellschaft möglich ist. Im Juli 1794 herrschte Robespierre wie ein Diktator über Frankreich. In nur 49 Tagen wurden 1.376 Menschen zum Tode verurteilt.


Neue Liste – Verhaftung – Enthauptung

Und er überspannte den Bogen. Am 26. Juli 1794 kündigt Robespierre im Konvent eine neue Säuberungswelle von Verdächtigen an. Er nennt jedoch keine Namen. Keiner der Anwesenden weiß, ob nicht vielleicht auch sein Name auf der Liste stünde. Es sollte seine letzte Rede sein. Er wird verhaftet und am nächsten Tag, wie oben beschrieben, enthauptet.

 

Guillotine

Arbeitsauftrag:
Lies dir den folgenden Text mit deinem Sitznachbarn zweimal aufmerksam durch. Ihr könnt auch Dinge unterstreichen. Gebt anschließend den Zettel wieder ab. Versucht nun zusammen das Wesentliche zu erinnern und schriftlich zusammenzufassen, indem ihr immer abwechselnd einen Satz formuliert. Jeder darf aber sofort ergänzen, wenn etwas Wichtiges vergessen worden ist.


Frühere Hinrichtungsmethoden in Frankreich

In der Vergangenheit waren die Hinrichtungsmethoden in Frankreich vielfältig und oft grausam. Die am häufigsten angewandte Strafe war das Hängen, doch es gab auch andere Formen der Hinrichtung, die je nach Verbrechen und sozialem Status des Verurteilten angewendet wurden. Adelige wurden zum Beispiel mit dem Schwert enthauptet, während Ketzer und Brandstifter verbrannt wurden. Räuber und Mörder wurden gerädert und anschließend erwürgt, und Fälscher sowie Betrüger starben durch das sogenannte „Tod durch Kochen". Hochverrat, Elternmord oder Königsmord wurden mit der Vierteilung geahndet.

Selbst Galgen und Schwert waren für die Verurteilten oft genug ein längerer Todeskampf, wenn der Henker den Hals nicht beim ersten Hieb durchtrennte oder der Verurteilte vom Strick elendig erdrosselt wurde.


Die Forderung nach einer einheitlichen und humanen Hinrichtungsmethode

Die zunehmende Kritik an den grausamen und unzuverlässigen Hinrichtungsmethoden führte zu Protesten zur Abschaffung der Todesstrafe. Die erste Forderung nach Abschaffung der Todesstrafe wurde am 30. Mai 1791 erhoben. Jedoch weigerte sich die Nationalversammlung am 6. Oktober desselben Jahres, ein Gesetz zur Abschaffung zu verabschieden. Stattdessen beschloss sie, die Folter abzuschaffen und nur noch eine Hinrichtungsmethode zuzulassen. Man entschied sich für die Enthauptung, die für alle Verurteilten gleichermaßen gelten sollte, unabhängig von ihrem Verbrechen oder sozialen Status. Lediglich Militärangehörige wurden aufgrund eines Urteils des Kriegsgerichts erschossen.


Die Einführung der Guillotine

Um eine einheitliche und effiziente Hinrichtungsmethode zu gewährleisten, wurde die Guillotine entwickelt. Die Guillotine war eine Enthauptungsvorrichtung, die im späten 18. Jahrhundert während der Französischen Revolution eingeführt wurde. Der Henker von Paris, Charles Henri Sanson, wies die Nationalversammlung auf die Probleme bei der Anwendung des handgeführten Schwerts hin. Daraufhin beauftragte die Nationalversammlung den königlichen Leibarzt Antoine Louis mit der Erstellung einer Expertise.

Wie die Erfahrung zeigte, waren selbst Galgen und Schwert für die Delinquenten oft genug eine länger währende Tortur, wenn der Henker den Hals nicht beim ersten Hieb durchtrennte oder der Verurteilte vom Strick elendig erdrosselt wurde (was auf der anderen Seite die Sensationslust des Publikums befriedigte). Der da mit seinem Fachwissen Guillotin beisprang, war niemand anders als Charles Henri Sanson, der Henker von Paris. Nachdem er den Abgeordneten plastisch die Probleme im Umgang mit dem handgeführten Schwert geschildert hatte, gab die Nationalversammlung bei dem königlichen Leibarzt Antoine Louis eine Expertise in Auftrag.


Die Funktionsweise der Guillotine

Die Guillotine bestand aus einem waagerechten Balken, der auf zwei senkrechten Stützen ruhte. An einer Seite des Balkens befand sich eine scharfe, breite Klinge, die senkrecht auf und ab beweglich war. Der Verurteilte wurde auf eine schräge Plattform gelegt und mit Riemen oder Ketten fixiert. Diese Plattform wurde dann unter die fallende Klinge positioniert. Die Freigabe eines Auslösers oder das Entfernen einer Haltesicherung löste den Abwärtsfall der Klinge aus, die den Hals des Verurteilten durchtrennte und eine sofortige Enthauptung verursachte. Der abgetrennte Kopf fiel in einen Auffangkorb oder eine Schale, während der Körper in einen darunter liegenden Bereich geleitet wurde.

Die Guillotine galt im Vergleich zu den früheren Hinrichtungsmethoden als eine „humanere" Methode, da sie schnell und vergleichsweise schmerzlos war. Am 10. September 1977 fand in Frankreich die letzte Enthauptung statt. Offiziell wurde sie erst 1981 abgeschafft.
 

2. Verhängnis und Enthauptung Ludwigs XVI.  <---   

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