Die Templer

Ein Beitrag von Tanja Temme

Die Geschichte der Templer begann während der Kreuzzüge im Jahr 1095. Die römisch-katholische Kirche im Westen, das orthodoxe Reich von Byzanz im Osten und die islamischen Türken und Araber kämpften um politische Macht. Die christlichen Könige waren sich bewusst, dass die islamische Expansion ihre Grenzen bedrohte. Sie hatten zwei Ziele: erstens den befürchteten islamischen Einfall nach Europa zu stoppen und zweitens Jerusalem zurückzuerobern. Die Heilige Stadt wird seit dem siebten Jahrhundert von Moslems beherrscht. Erst von den Arabern, dann von den Türken. Der Aufstieg der Templer war beispiellos, ihr Fall jedoch umso dramatischer und tiefer. 

Aufruf zum 1. Kreuzzug
Am 27. November 1095 beruft Papst Urban II eine Synode im französischen Clermont ein. Seine Rede, die später in verschiedenen Varianten niedergeschrieben wird, ruft Christen weltweit zum Kampf gegen die Moslems um das Heilige Land auf. Unerwartet viele Menschen folgten dem Aufruf. Tausende griffen zum Schwert. Teilnehmen konnten Soldaten, Ritter und auch das gemeine Volk. Schon bald brach man z.T. recht unvorbereitet auf und verließ Europa 1096. Die katholische Kirche bot einen starken Anreiz: den Ablass aller Sünden, eine Art Freifahrtschein in den Himmel. Viele Teilnehmer hatten wohl auch einiges zu sühnen. Die Wenigsten hatten jedoch wohl eine Vorstellung davon, wie weit das Heilige Land entfernt war und wie man sich auf eine solche Reise vorzubereiten hatte. Nicht wenige vom einfachen Volk verloren schon auf dem Weg nach Palästina ihr Leben.  

In Byzanz angekommen verbündeten sich die westlichen Christen mit ihren orthodoxen Brüdern. Die Türken, Perser und Araber hingegen waren historisch zerstritten und verloren rasch an Boden. Der erste Kreuzzug erreichte im Jahre 1099 unter großen Verlusten seinen größten Erfolg: die Eroberung der heiligen Stadt. Die Christen richteten jedoch ein riesiges Blutbad an. Sie töten gnadenlos alle Bewohner - Moslems, Juden und sogar andere Christen. 

Gründung des Templerordnens
Nun war Jerusalem in christlicher Hand und es begann ein gewaltiger Pilgerstrom von West nach Ost. Die Sehnsucht der Pilger nach Bethlehem und dem Ort der Kreuzigung Christi war groß, doch die Reise dorthin war gefährlich - egal wer die Stadt beherrschte. Nach der Eroberung Jerusalems verließen die meisten Kreuzfahrer das Heilige Land und kehrten nach Europa zurück. Die Stadt blieb schutzlos zurück. Das umliegende Niemandsland war voller Räuber und Gesetzlosigkeit.

Neun Ritter aus Frankreich fühlten sich berufen, diese Lücke zu schließen. Sie schlossen sich im Jahr 1119 als erste Mitglieder des zukünftigen Templerordens zusammen. Ihr Gründer, Hugo von Payns, ein mutiger und gläubiger Adliger aus Frankreich, bot an, die christlichen Pilger auf ihrem Weg von der Mittelmeerküste bis ins Heilige Land zu begleiten und dabei die Straßen zu sichern.

Sie machten dem König von Jerusalem, Balduin II, ihre Aufwartung und bekamen ein spektakuläres Quartier auf dem Tempelberg zugewiesen - dem Ort des biblischen Tempels Salomon. So kamen die Templer zu ihrem Namen. Dieser Tempel wurde fast 1000 Jahre vor Christus erbaut und soll mit purem Gold bedeckt gewesen sein. Er beherbergte die Bundeslade, die Tafeln mit den zehn Geboten und die legendäre geheime Weisheit Salomons. Obwohl der ursprüngliche Tempel von den Babyloniern zerstört wurde, entstanden auf dem Gelände weitere heilige Stätten, darunter die Grabeskirche und der Felsendom. Den Juden ist der Ort heilig, weil hier Abraham beinahe Isaak als Opfer dargebracht hätte. Für die Christen ist es der Ort der Kreuzigung Christi und für die Moslems die Stätte der Himmelfahrt Mohammeds. Alle drei Weltreligionen konkurrierten um dieses kleine Gebiet. Der Tempelberg in Jerusalem wurde für die nächsten 75 Jahre die Heimat der Templer. 

1128 Rückkehr nach Europa
Der Orden der Templer war allein dem Papst unterstellt. Und überhaupt war ihr Konzept einzigartig: Mönch und Ritter zugleich. Dies war eine völlig neue Idee, die nicht von allen akzeptiert wurde. Einige waren besorgt darüber, dass Mönche im Namen Christi töten sollen. Doch die Templer hatten einen mächtigen Unterstützer: Bernhard von Clairvaux. Er verteidigt sie in seinen Schriften und überschüttet sie mit Lob, indem er sie als unbezwingbare Krieger beschrieb. Bernhard war nicht nur ein führender Theologe, sondern hatte auch enge Verbindungen zu den Templern, da er der Neffe eines der neuen Ordensgründer war. Die ersten neun Ritter des Ordens waren alle miteinander verwandt. Nur adlige Ritter können dem Orden beitreten. Sie gaben mit dem Eintritt all ihren Besitz an den Orden ab.

Der Orden startete einen Spendenaufruf, um das christliche Königreich Jerusalem zu unterstützen. Ein Aufruf mit erstaunlicher Wirkung! Aus ganz Europa strömen Spenden und Land in die Hände der Templer. Als der König von Aragon im Jahre 1134 starb, vermacht er den Templern große Teile des heutigen Spaniens. Obwohl ihr berühmtes Siegel zwei Ritter auf einem Pferd zeigt, was auf ihre bescheidene Herkunft hinweist, wurde der Orden bald unglaublich reich. 

Durch großzügige Land- und Geldspenden, waren die Templer in der Lage, ihre Ritter bestens auszustatten. Beeindruckend waren auch ihre riesigen Schlachtrösser. Diese gewaltigen Pferde sind nicht nur eine Waffe an sich, sondern auch darauf trainiert, den Feind zu beißen und zu zertreten. Ausgestattet mit normannischen Langschwertern, Kampfäxten und Streitkolben waren die Templer erstaunlich manövrierfähig. Doch ihre Kampffertigkeiten allein machten sie noch nicht zu einem so gewaltigen Gegner, der sie waren. Vielmehr schworen sie Gehorsam und Loyalität bis in den Tod. Und ihre wichtigste Regel besagte, dass niemand das Schlachtfeld verlassen durfte, bevor die Templerstandarte gesenkt wurde - oft erst am Ende des Kampfes, wenn überhaupt. Auch schworen die Templer, sich niemals durch Lösegeld auslösen zu lassen und kämpften daher bis zum Tod.

Die Templer legen das Fundament für ein revolutionäres Bankensystem 
Ab 1150 patrouillierten die Templer nicht mehr die Straße nach Jerusalem - doch das bedeutet keineswegs, dass sie untätig waren. Im Gegenteil, die tapferen Ritter hatten ein geniales System entwickelt, um Pilger vor Räubern zu schützen. Statt Bargeld und Wertsachen mit sich zu führen, konnten die Pilger ihre Besitzurkunden, Juwelen und Erbstücke auf der nächsten Komturei der Templer hinterlegen und erhielten im Gegenzug einen geheimnisvollen Kreditbrief in Chiffre. Dieser wurde bei Bedarf von den Templern angepasst und diente als Zahlungsmittel während der Reise. Der Trick dabei: Für Diebe war der Kreditbrief wertlos, da sie den Code nicht knacken konnten.

Die Templer legten damit das Fundament für ein revolutionäres Bankensystem. Sie boten Überweisungen, Schließfächer und Altersvorsorge an, verliehen Geld an Könige, Kaiser und Kirchenoberhäupter. Obwohl die Kirche eigentlich Zinsen Verbot, nannten die Templer es einfach Gebühren. Doch auch hier drückte die Kirche ein Auge zu und gewährte den Templern umfangreiche Privilegien. Sie durften frei reisen, waren von Steuern befreit und unterstanden ausschließlich dem Papst. Für die damalige Zeit war das alles äußerst außergewöhnlich - doch die Templer haben es geschafft, sich als wichtiger Teil des mittelalterlichen Finanzsystems zu etablieren.

Die Templer glaubten daran, dass sie trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit einen größeren Feind besiegen könnten. Bernhard von Clairvaux beschreibt diese Hingabe treffend, als er sagt: „Eine Hand voll rechtschaffener Soldaten können selbst den zahlreichsten Feind bezwingen.“ Und genau das bewiesen die Templer im Jahre 1177 gegen den berühmten muslimischen Herrscher Saladin.

Die Verteidigung der Heiligen Stadt
Saladin und seine 26.000 Mann starke Armee trafen auf die Truppen von Balduin IV, dem christlichen König von Jerusalem. Doch der hatte nur 500 Ritter und einige Infanterieunterstützung und wurde von Saladins ungleich größerer Armee bei Askalon blockiert. Ca. 80 Tempelritter eilten dem König zur Hilfe, doch sie wurden von Saladins Mannen aufgehalten. Da er keine Bedrohung durch die schwachen christlichen Truppen sah, kehrte Saladin ihnen den Rücken zu und marschierte gegen Jerusalem.

Auf dem Weg dorthin gestattete er seinen Truppen, sich zu verteilen, um Dörfer zu plündern – eine riskante Entscheidung, die seine Armee verwundbar und anfällig für Gegenangriffe machte. Die Templer nutzten diese Gelegenheit, um sich den Truppen des Königs anzuschließen und gemeinsam voranzurücken. Bei Ramla überraschten sie Saladins berühmte Leibgarde, die Mameluken. Zu spät konnte er seine Truppen wieder sammeln und musste sich nach Ägypten zurückziehen. 

Zehn Jahre später im Jahre 1187
Die Templer waren schon lange Zeit eine Macht in der mittelalterlichen Welt und hatten durch ihre neuen Privilegien noch mehr Einfluss gewonnen. Sie bauten Kirchen und Burgen, kontrollierten Äcker und Weinberge und beteiligten sich an Warenproduktion und -handel. Eine detaillierte Hierarchie sorgte für eine effektive Organisation des Ordens. Doch trotz des florierenden Geschäfts im Westen drohten die Bemühungen im Heiligen Land zu scheitern. Die Christen waren zerstritten und ihre Position schwächte sich immer mehr ab. 

Zehn Jahre später sollte Saladin wieder vor den Toren Jerusalems erscheinen. Dieses Mal jedoch werden die Christen verlieren. Am 4. Juli 1187 ereignete sich die Schlacht bei Hattin. Die Hörner von Hattin, eine majestätische Doppelbergspitze, stehen als stumme Zeugen in der Nähe des Sees Genezareth. Hier vereinten sich 80 mutige Tempelritter unter der Führung von Großmeister Gérard de Ridefort mit dem Haupttross der Kreuzfahrer, um sich dem Feind entgegenzustellen. In der Armee der Kreuzfahrer waren etwa 20.000 Männer aus verschiedenen christlichen Fraktionen vereint, die ihr Lager in der Nähe von Sephoria aufschlugen. Doch ihr Gegner, der muslimische Herrscher Saladin, war ein großer Stratege und belagerte die Stadt Liberias, nur einen Tagesmarsch entfernt. Seine Armee war zwar nur wenig größer, doch er hat mehr Ritter - die Kreuzfahrer hingegen mussten sich hauptsächlich auf ihre Fußsoldaten verlassen. Die christlichen Führer wussten, dass sie im Nachteil waren und dass es an diesem Tag um alles oder nichts ging.

Sie standen vor einer schweren Wahl: Sollen Sie Saladin entgegenreiten oder Ihre Stellung verteidigen? Die Sonne brannte unbarmherzig auf das ausgedörrte Land und die Mehrheit meinte, dass es klüger wäre, zu warten. Doch einer widersetzte sich der Meinung der Mehrheit - Gérard de Ridefort, der neue Großmeister des Templerordens. Seit drei Jahren stand er an der Spitze des Templerordens. Er war ein hitzköpfiger, sehr ungestümer Mann. Dieser Großmeister stellte sich oft gegen die Mehrheitsmeinung, einfach um seine Macht zu demonstrieren. Er hatte persönliche Rechnungen offen, von denen er sich bei dieser Entscheidung leiten ließ. Also tyrannisierte Gérard den Kriegsrat, bis er diesen doch zum Angriff bewegte. Nicht in der kühlen Nacht, sondern am helllichten Tag brachen sie gegen einen Feind auf, der Saladin hieß. Eine fatale Entscheidung.
Ohne Sonnenschutz und Wasser begann der Marsch und abends wurden sie sogleich von Saladin Truppen umzingelt. Saladin steckte das Unterholz in Brand. Der Rauch des brennenden Unterholzes quälte die ausgedörrten Kreuzfahrer und der Angriff war verheerend. Es endete in der schlimmsten Niederlage der Kreuzzüge im Heiligen Land, die überlebenden Ritter wurden in die Sklaverei verkauft und die Templer hingerichtet. Doch Gérard de Ridefort brach den Templereid und ließ sich gegen Lösegeld freikaufen. Aber das Schicksal war ihm trotzdem nicht hold, denn einige Monate später wurde er bei Akkon bei einer erneuten Gefangennahme geköpft. Die Kreuzfahrer verloren damit ihren Anführer und es ist der Anfang vom Ende ihrer Herrschaft im Heiligen Land.

Die Templer waren enttäuscht und entmutigt vom Versagen ihres Großmeisters. Das Blatt wendete sich, denn wenig später eroberte Saladin Jerusalem und es kam zum dritten Kreuzzug unter Richard Löwenherz. Doch selbst als Friedrich II. die Stadt 1229 per Vertrag zurückerlangt, fiel sie 1244 erneut in die Hände der Ajubieden. Es ist das Ende der christlichen Herrschaft über die Heilige Stadt.

Selbst die erfolglosen Kreuzzüge durch Ludwig IX. von Frankreich und Edward I. von England konnten die Festung von Akkon 1291 nicht mehr retten. Auch sie fiel in die Hände der Feinde. Der Verlust des Heiligen Landes war ein Schock für den Westen und die Existenzberechtigung der Templer wurde in Frage gestellt. Einige glaubten, dass Gottes Segen nicht mehr auf dem Orden lag, da der Grund für ihre Existenz - die Unterstützung einer Armee im Schutz des Heiligen Landes - nun hinfällig war.

Höhepunkt und Fall am Freitag, der 13. 
Der Templerorden, der im Jahr 1119 mit neun Adligen begann, erreichte um 1300 seinen Höhepunkt mit 10.000 Mann. Dieser Orden aus Rittern und zivilen Templern bildet eine beispiellose mittelalterliche Organisation, reich und mächtig jenseits aller Vorstellungen. 
Seit 16 Jahren herrschte Frieden, obwohl der neue Großmeister der Templer unermüdlich für einen neuen Kreuzzug warb. Doch die gekrönten Häupter Europas blieben unbeeindruckt und die Ära der Kreuzzüge schien endgültig vorbei zu sein. Während die Templer ihre jahrzehntelangen Privilegien genossen, zahlten sie einen schrecklichen Preis für ihre Macht. Denn am Freitag, den 13. Oktober 1307, folgte der größte Skandal seiner Zeit.
An diesem Tag ließ Phillip der Schöne, König von Frankreich, den Templerorden auslöschen. Der Reichtum des Ordens ging zum Großteil auf den König über. In einer großangelegten geheimen Aktion ließ Phillip die französischen Komtureien der Templer angreifen. Viele Templer wurden festgenommen. Darunter befand sich auch der Großmeister Jacques de Molay und ein Dutzend führender Ritter. Man warf ihnen schwere Verbrechen vor und ihr Besitz wurde beschlagnahmt. War dies alles Teil einer Verschwörung gegen die Templer? Oder waren die schockierenden Vorwürfe tatsächlich wahr?

Die Inquisition setzte Folter ein, um die gewünschten Antworten zu bekommen. Die Vorwürfe reichten von der Verleugnung Christi bis zur Entweihung des Kreuzes mit Spucke und Urin sowie massenhafter Homosexualität. Der Ruhm und Reichtum der Templer schien ihnen zum Verhängnis zu werden, als sie auf einmal zu den meistgehassten Menschen Europas wurden. Der Freitag, der 13. würde fortan als Unglücksbringer gelten.

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