Die Varusschlacht, erzählt von A.W. Grube

Unter der Regierung des Kaiser Augustus suchten die Römer auch ihrer Herrschaft über Germanien zu verbreiten. Ein glücklicher Erfolg begleitete den Anfang dieser Unternehmung. Die Germanen, zwar mutig, kriegslustig und freiheitliebend, aber in mehreren Völkerschaften geteilt und unter sich uneins und der Kriegskunst unkundig, setzten keinen vereinigten und geordneten Widerstand entgegen. Von dem Rhein bis zur Elbe hin drangen die Römer vor und schon schien es, dass ganz Germanien ihrer Übermacht auf immer unterliegen würde. Aber alles, was sie in 25 -jähriger Anstrengung errungen hatten, raubte ihnen ein einziger Schlag durch die Klugheit und Tapferkeit eines germanischen Helden.

Arminius - so hieß der edle germanische Held - war der Sohn des Sigmar, ein Anführer der Cherusker, die vom Harz bis zur Elbe hin wohnten. In früher Jugend kam er mit seinem Bruder nach Rom; denn die Cherusker standen damals in gutem Vernehmen mit den Römern und diese zogen gern Germanen in ihre Kriegsdienste, um Germanen durch Germanen zu unterdrücken. Einige Jahre blieb Arminius in Rom. Sein lebhafter, hervor strebender Geist fand gute Nahrung. Er lernte römische Sprache, römische Kriegskunst und römische Schlauheit und machte sich bald so beliebt, dass ihm Augustus das römische Bürgerrecht und die römische Ritterwürde erteilte. Als aber sein Vater Sigmar gestorben war, kehrte er, mit Erlaubnis der Römer, in seiner Heimat zurück. Vielleicht glaubte man in Rom, dass der Jüngling, den man zu Ehren und Würden erhoben hatte, mit Liebe für Rom erfüllt sei und dass er seine Landsleute zu gleicher Gesinnung führen würde. Aber man irrte sich. So wie Moses einst, als er am Hof der Ägypter erzogen wurde, in aller Weisheit derselben zunahm und doch voll heißer Liebe für sein armes, unterdrücktes Volk erblühte: so war auch Arminius nur seiner Bildung, nicht seiner Gesinnung nach einer Römer geworden. Sein Herz war und blieb seinem Vaterlande mit heißer Liebe zugetan.

Er sah, als er in die Heimat zurückkehrte, die nahe Unterjochung seines Vaterlandes vor Augen. Immer weiter hatten sich die Römer mit List und Gewalt ausgebreitet. Immer zahlreicher wurden ihre Schanzen und Besatzungen auf germanischem Boden. Immer mehr wurden germanische Sitten verdrängt. Um allmählich und unbemerkt das Joch der Knechtschaft über den Nacken der Germanen zu werfen, entzog man ihnen durch Aushebung ihre junge Mannschaft, gewöhnte man sie an fremde Bedürfnisse und römische Lebensweise und schickte ihnen römische Advokaten zu, die nach römischem Recht die Streitigkeiten schlichten sollten. Besonders hart wurden die Germanen von Quintilius Varus gedrückt, der jetzt Statthalter war diesseits und jenseits des Rheins. Die Germanen hassten ihn, denn dieser Römer nahm ihnen nicht bloß ihr Hab und Gut, sondern suchte ihnen auch das alte gute Recht aus der Hand zu winden und die Sprache ihrer Väter zu verdrängen, damit sie auch dann, wenn sie redeten, immer daran denken sollten, dass sie Knechte seien des römischen Kaisers.

Arminius ergrimmte in seinem Herzen, als er die Schmach seines Vaterlandes sah, und er beschloss die germanische Freiheit zu retten. Aber das Unternehmen war schwierig und für einen gemeinen Kopf ganz unausführbar. Die Römer standen da mit einer großen Kriegsmacht, die sich an das raue Klima von Germanien gewöhnt hatte. Die Germanen waren geteilt, schwer zu vereinen und noch schwerer zusammenzuhalten. Im offenen Felde konnten sie es nicht mit den kriegserfahren Römern aufnehmen. Nur in sumpfigen, waldigen Gegenden, die sie genau kannten, ließ sich Vorteile für sie erwarten. Das bedachte Arminius und entwarf danach seinen Plan.

 

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Ein Bruder Arminius, Flavius mit Namen, war ganz und gar römisch geworden. Nach dessen Sinnesart beurteilte nun auch Varus den Arminius, welcher eben so freundlich als Flavius gegen den römischen Feldherrn tat und oft von Varus zu Tische geladen wart. Arminius ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er heimlich im Herzen trug, zur Reife gediehen sei. Denn heimlich hatte er die Besten seines Stammes zusammengerufen und mit ihnen in stiller Waldeinsamkeit Rat gepflogen. Alle erkannten, dass für die Germanen nur darin Heil sei, wenn sie alle Römer, die im Lande saßen, wie böse Raubtiere auf einer einzigen Treibjagd erschlügen. Dazu lud er nun die benachbarten Brukterer und die Marsen und noch andere Gau ein und alle schlossen mit den Cheruskern eine Eidgenossenschaft auf Leben und Tod. Vorerst wollten sie aber die Römer durch erheuchelte Demut recht sicher machen und wenn sich Römer bei ihnen zeigten, taten sie nicht den geringsten Widerstand.

Indessen hatte Arminius eine Jungfrau gesehen, die hieß Thusnelda. Keine andere im ganzen Cheruskerlande kam ihr gleich an Schönheit des Leibes und der Seele und mit bitterem Schmerz sah auch sie die Erniedrigung ihres Volkes. Ihr Vater, Segest aber hielt zu den Römern und hoffte durch ihren Beistand sich die Herrschaft über sein Volk zu erringen. Zu dieser Jungfrau trug Arminius treue Liebe im Herzen und treu und innig hing Thusnelda an ihn. Sie ging denn Arminius zu Segest und freite um die Hand der Jungfrau, und als sie ihm verweigert wart, achtete er in seiner großen Liebe weder der alten Sitte, noch der Gefahr seiner Freiheit, wenn der Vater ihn ereilte. Er entführte Thusnelda und brachte sie Heim als sein ehelich Weib. Dafür schwor ihm Segest ewige Rache und er begann dieselbe damit, dass er den Varus vor Arminius als einen Verräter warnte. Doch Segest predigte tauben Ohren. Der römische Feldherr meinte, an all den Verleumdungen sei bloß die Entführung der Thusnelda Schuld, und überdies dünkte er sich klüger und verachtete den Rat eines "plumpen Germanen". Es schlug ihn Gott mit Blindheit.

 

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Zu seinem Sommerlager an der Weser saß Varus, als er die Kunde erhielt, ein germanischer Stamm an der Ems habe sich erhoben und alle Römer, die in seinen Marken wohnten, erschlagen. So war es verabredet worden unter den Eidgenossen. Denn Arminius, die Seele des Bundes, hatte zuvor bedacht, dass Varus in solchem Falle nicht säumen würde, mit aller Macht ins Feld zu ziehen. Und so kam es auch. Der Römer beschloss, ohne Verzug aufzubrechen und Rache zu nehmen. Beim Abschiedsmahl im Lager waren Arminius und Segest zu Gast und Segest warnte noch einmal. Doch Varus glaubte ihm abermals nicht und gebot vielmehr dem Arminius, dass dieser den Heerbann der Germanen aufbiete und sie als Bundesgenosse den Römern zuführe. Dann brach er stolzen Mutes mit drei erprobten Legionen auf und zog in die Berge an der Weser, in die Gegend, wo jetzt Herford und Salzufeln liegen. Rasch bot Arminius den Heerbann auf und freudig nahmen die Eidgenossen ihre Schwerter, um für die Freiheit zu kämpfen. Auf wohl bekannten kürzeren Wegen führte Arminius sie hinter den Römern her und fiel plötzlich deren Nachhut an. Noch ahnte Varus nicht den ganzen Umfang der Gefahr und hielt dies für Übermut einzelner, was Plan und kluge Berechnung war. Denn zuerst wollte Arminius die römische Kriegsmacht schwächen und zerbröckeln, um dann die Trümmer desto sicherer zermalmen zu können.

Es kamen und schwanden die Rächer wie Schatten der Macht. Bald hier, bald dort fiel ein Römer im Engpass. In dem Gedränge konnte Varus die Gefahr nicht überschauen. Er befahl, geschlossen Marsch zu halten, aber in der Wildnis war dies unmöglich. Endlich neigte sich der Tag und Varus gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu verschanzen, so gut es ging und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und im Zuge nur hindern könne. Am andern Tag rückte das Heer, immer von den Germanen umschwärmt, doch in bester Ordnung in der Ebene weiter, die sich an der Werra ausdehnt, und gelangte in die Gegend von Detmold, wo die hohe Teutoburg aufragte. Da wart auf einmal jeder Busch lebendig, aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert Schlangen empor und die alten Bäume schüttelten, wie sonst nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Pfeile ohne Zahl auf die erschrockenen Römer herab . Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den Germanen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt, sank die germanische Erde unter den Füßen der Römer ein. Im losen Erdreich schwankend, vom Sturm gerüttelt, stürzten die germanischen Eichen über die Unterdrücker hin und zermalmten sie im Fall. Überall dringend die Germanen heran; Schritt für Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um den Weg, um jeden Baum und Stein, und er kommt nicht eher zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Da lässt Varus abermals Lager schlagen und ermattet sinken die Römer hin. Aber in diesem Augenblick scheucht das germanische Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Als der dritter Morgen tagt, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden ist. Mann an Mann geschlossen brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das "Senne" heißt. Da sehen sie mit Grauen die ganze Masse der Eidgenossen vor sich entfalten. Rings um Germanen, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzt jetzt die Eidgenossenschaft in der verzweifelten Römer starre Reihen. "Die Freiheit, die Freiheit!", schallt es wie Dollar des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter dem Hagel, so sinken die Tapferen unter germanischen Hieben nieder. Arminius selbst ist überall. Hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: "Drauf, Brüder drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn. Kein Eidgenossen, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert! Des Feindes Scharen sind zersprengt, nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meer der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein. Doch die meisten rennen blind in die Spieße der Kameraden. Da fasst Verzweiflung das Herz des Varus und er stürzt sich in sein eigenes Schwert, um sein Unglück und seine Schmach nicht zu überleben. Nur wenige aus dem großen Römerheer entrinnen.

Wer in Gefangenschaft kam, wahrt entweder den Göttern geopfert oder als Sklaven verkauft. Am grausamsten rächte das Volk die lang erduldete Fremdherrschaft an den Verwaltern und Schreibern, die ihm das spitzfindige neue römische Recht aufgedrängt hatten.

Das war die Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen wart im 9. Jahre nach Christi Geburt.

 

4

Als Augustus die Kunde erhielt von dem Unglück, stieß er in Verzweiflung die Stirn an die Wand und rief einmal über das andere: "Varus, Varus ! Gib mir meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Bestürzung und jeder glaubte, der Germanen furchtbare Heerscharen kämen wieder wie einst die Kimber und Teutonen nach Welschland herab gezogen. In der Provinz Gallien und am Rhein wart zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Eroberungen wollten die Germanen nicht machen, nur von der Fremdherrschaft wollten sie frei sein. Sie waren zufrieden, als sie die Zwingburgen im Land gebrochen hatten und als kein Römer am Rhein mehr zu schauen war. Arminius allein dachte daran, wie die Freiheit auch für alle künftigen Zeiten gewahrt werden müsse, und das einzige Mittel fand er in einem Bunde der germanischen Völker. Aber die Missgunst der Häuptlinge, die für sich selbst die Herrschaft zu erringen hofften, widerstrebte ihnen, vor allem Segest. Der trug noch immer persönlichen Groll gegen Arminius im Herzen, überfiel ihn unversehens und schlug ihn in Ketten. Doch das treue Gefolge befreite den Helden und rächte sich an dem Verräter. Sobald die Römer von dieser Zwietracht vernahmen, wuchs ihnen aufs Neue der Mut und sie beschlossen, die Niederlage des Varus zur rächen. Große Macht wart gerüstet. Zuerst brach Tiberius, der Stiefsohn des Augustus, auf, aber die Germanen zogen sich in ihre Wälder zurück. Bald darauf drang Germanicus, des Drusus Sohn, an den Rhein vor, überfiel die Marsen und die Chatten , schlug sie und verwüstete ihre Graue. Da sandte ihm Segest durch einen Vertrauten die Botschaft. Er, der stets ein Freund der Römer gewesen, werde von seiner eigenen Volk in seiner Burg belagert, und er bitte den Germanicus, dass er mit Heeresmacht käme, um ihn zu befreien. Diese Kunde war dem Römer sehr erfreulich. Er zog hin und befreite den Verräter. In Segest Burg wurden viele edle Frauen gefunden, unter ihnen auch Arminius Weib, Thusnelda. Alle diese übergab der treulose Segest den Römern als Gefangene. Schweigend und tränenlos Stand Thusnelda in ihrer Würde dar, die Hände unter dem Busen gefaltet. Sie dachte an Arminius. Als dieser von Segests Niederträchtigkeit vernahm, eilte er vor Schmerz durchdrungen von Gau zu Gau und entflammte das Volk zur Rache. Da erhoben sich die vaterländisch Gesinnten aufs Neue vor Mut gegen die Römer. Germanicus aber zog stolz und in Siegeshoffnung durch den Teutoburger Wald heran. Da fand er auch den Wahlplatz, wo die Legionen gefallen waren und begrub die meisten Gebeine seiner erschlagenen Landsleute. Noch standen die Altäre, auf welchen die Hauptleute der Römer den Göttern geopfert waren. Germanicus zog Rache schnaubend tiefer ins Land hinein. Da kam wiederum Arminius wie im Sturm mit seinen Scharen herbei und schlug die Römer zurück. Die flohen in Eile bis hinter den Rhein. Doch Germanicus brüstete sich mit neuer Macht und bot alle List und Kriegskunst auf. An den Meeresküsten fuhr er mit einer Flotte bis hin zur Ems, von dort her drang er jetzt ins Land. Da wichen die Cherusker in der Gegend, wo heutzutage Minden steht, hinter die Weser zurück und erwarteten ihn zur Schlacht. Bevor sie begannen, sah Arminius seinen Bruder Flavius auf feindlicher Seite stehen und rief ihm zu: "O komm herüber zu deinem freien Volk, mein Bruder! Was kämpfst du in den Reihen der Römer gegen dein eigenes Vaterland? Kennst du die alten Eichen nicht mehr? Hörst du nicht, wie sie dir Grüße zuraunen aus unserer Knabenzeit? Wirf hin, wirf sie von dir die goldenen Ehrenzeichen, mit denen die Römer deine Knechtschaft vergolden! Wie ist es doch viel schöner, von freien Brüdern geliebt zu sein und auf heimischer Erde zu sterben!" Aber Flavius war zum Römer geworden und hatte kein Herz mehr für solche Worte. Da gebot Arminius voll Grimm die Schlacht. Sie dauerte vom Morgen bis in die Nacht. Klug hatte Arminius den Plan erdacht und bestellt. Doch die Wut des Kampfes verdarb das wohl Ersonnen. Die Cherusker rannten von den waldigen Hügeln, wo Arminius sie aufgestellt, zu früh ins Tal hinab. Dadurch entstand Verwirrung. Die Römer benutzten sie, drangen von allen Seiten vor und wurden Meister des Schlachtfeldes. Da stürmte Arminius hoch zu Ross wider die Bogenschützen und bahnte sich endlich eine Gasse. Plötzlich stieß er erneut gegen eine lebendigen Mauer. Das waren die römischen Bundesgenossen aus Gallien. Verwundet, dass das Blut ihm übers Gesicht rann und ihn unkenntlich machte, brach der tapferer Held dennoch durch und gewann das Freie.

Wie aber die Römer den Rückzug antraten, stand alles Volk in den Gauen wider sie auf und abermals wart grimmig geschlagen bis tief in die Nacht. Die Römer nannten es einen Sieg, zogen sich aber doch eiligst zurück. Darauf fuhren sie auf der Ems ins Meer, dort zerstörte der Sturm ihrer Flotte. Ungebeugt durch diesen Verlust griff Germanicus die Chatten und Marsen an, legte das Land wüst und hoffte mehr denn je, Germaniens Meister zu werden. Doch Tiberius, eifersüchtig auf den Ruhm des tapferen Germanicus, rief ihn zurück und sprach dabei ein Wort, das sich leider zu allen Zeiten als wahr erwiesen hat: "Sicherer als durch fremde Waffen wird die Kraft der Germanen durch sie selbst gebrochen!"

 

5

In der Gefangenschaft hatte Thusnelda ihrem geliebten Manne, der sein treues Weib nicht wieder sehen sollte, ein Söhnlein geboren. Sie musste mit anderen Gefangenen ihres Stammes nach Rom wandern und wart hier im Triumphe aufgeführt. Segest, ihr Vater, schaute schamlos zu. Arminius' einziger Trost war das Vaterland. Dafür lebte er, für das wirkte er. Aus der Römer Gewalt hatte er es errettet und nun wollte er es von einem anderen Feind befreien, von dem bösen Beispiel der Alleinherrschaft eines Fürsten. Das galt Marbod, der von den Alpen bis an die Elbe sein gewaltiges Markomannenreich aufgerichtet hatte und darin als unbeschränkter König herrschte. Nach der Teutoburger Schlacht hatte ihm Arminius den Kopf des Varus geschickt, aber er hatte den Wink nicht verstehen wollen und den Kopf des Römers zum Kaiser Augustus gesandt. Um als König herrschen zu können, hielt er es nun mit den Despoten Tiberius. Doch zwei tapfere Stämme des Suebenvolkes, die Langobarden und die Semnonen, mochten das nicht ertragen. Sie trennten sich von dem Bunde der Markomannen und reichten den treuen Cheruskern die Hand. Bei diesen aber ergrimmte Arminius Oheim, Ingiomar, in Eifersucht über den Ruhm seines Neffen und ging aus Trotz zu den Markomannen. Die einen, Arminius Eidgenossen, waren geringer an Macht, doch stärker an Tugend und kämpften für die Unabhängigkeit des germanischen Landes. Die anderen, Marbods Gefolge, waren zahlreicher und kämpften für die neue Herrschergewalt. Endlich musste Marbod weichen und er schämte sich nicht, die Römer um Beistand anzufliegen. So tief hatte die Herrschsucht sein Ehrgefühl verdorben. Da brach ihm plötzlich ein junger Edler aus dem Stamm der Gothen, mit Namen Ratwald ins Land und gewann seine Burg und seinem Schatz. Marbod floh in den Schutz der Römer. Sie wiesen ihm die Stadt Ravenna zum Aufenthalt an; dort lebte Marbod ruhmlos noch 18 Jahre lang.

Den Arminius aber, den edlen Cherusker, traf der Tod in der Blüte seiner Kraft. Ihm, der die Freiheit mehr noch liebte als Weib und Kind, ihm wart von neidischen Verwandten nachgesagt, er strebe nach der Alleinherrschaft! Eine Zeit lang verteidigte er sich mit abwechselnden Glücke, endlich aber erlag er der Arglist. Er wurde von seinen Kriegsgesellen überfallen und getötet. Im zwölften Jahre nach der Schlacht im Teutoburger Wald, im 37. Jahre seines Lebens (21 n. Chr.). Doch sein Ruhm, schon damals in Heldenliedern gefeiert und auch von römischen Schriftstellern anerkannt, lebte unsterblich fort in den Jahrbüchern der Geschichte und in der Dankbarkeit seiner Nachkommen.

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