Aussehen und Lebensweise
Aus „Augustus und seine Zeit" von V. Gardthausen (1890)
Augustus war in seiner äußeren Erscheinung durchaus nicht imponierend oder auch nur ungewöhnlich: er war von Statur eher klein als groß zu nennen und pflegte deshalb meistens besonders hohes Fußzeug zu tragen, um größer zu erscheinen. Die unverwüstliche Gesundheit des Antonius fehlte ihm; obwohl er alt geworden ist, haben Kränklichkeit und körperliche Schwäche ihn niemals ganz verlassen. Im Herbst klagte er über Schlaffheit, im Frühjahr über Anschwellung und Druck unter der Brust. Vielleicht hätte er sich durch Abhärtung von diesen Leiden befreien können, aber Reiten und körperliche Übungen hat er nach der Schlacht bei Actium nicht mehr fortgesetzt; statt dessen suchte er seine Leiden vielmehr durch Verweichlichung erträglich zu machen und war daher gegen die Kälte des Winters ebenso empfindlich wie gegen die Hitze des Sommers. Im Winter zog er ein dickes Gewand über das andere. Im Sommer achtete er darauf, sich niemals ohne Hut der freien Luft auszusetzen...
Sein äußeres Auftreten und seine Kleidung waren von einer gesuchten Einfachheit. Niemals ist er, wie Antonius es liebte, als König der Könige aufgetreten, sondern auch im Äußeren stets Römer geblieben. Seine typischen Purpurmäntel kaufte er allerdings persönlich bei einem Händler und war auch wohl peinlich in Bezug auf die Farbe; aber gewöhnlich trug er nach der Sitte der alten, guten Zeit nur Kleider, die von den Frauen seines Hauses mit ihren Sklavinnen gewebt waren. Persönliche Eitelkeit fehlte ihm so sehr, dass er einmal die ihm errichteten silbernen Standbilder, ungefähr 80 an der Zahl, sämtlich einschmelzen ließ, um seinen Apollotempel auf dem Palatin mit goldenen Dreifüßen zu schmücken. Seine eigene Person wünschte er überhaupt nie in den Vordergrund zu stellen und war stets bemüht, die übertriebenen Ehren, die der Senat ersonnen, abzuwehren... Gegen die Genüsse der Tafel blieb der Kaiser sein Leben lang gleichgültig. Seine Mahlzeit war einfach... Etwas grobes Brot und Käse nebst kleinen Fischen und grünen Feigen aß er am liebsten, ohne sich dabei an Zeit und Ort zu binden. Am besten schmeckten ihm die Feigen der zweiten Ernte, die er sich selbst vom Baume pflücken konnte; aber auch im Wagen oder in der Sänfte liebte er es, Brot mit Datteln oder Trauben zu verzehren, während er dann wohl beim Mittagsmahl alle Speisen unberührt vorübergehen ließ.
Sueton berichtet:
Als das Volk sich einmal darüber beklagte, dass der Wein nur sehr schwer erhältlich und hoch im Preise sei, wies er es streng zurecht, indem er sagte, sein Schwiegersohn Agrippa habe durch den Bau mehrerer Wasserleitungen genügend Vorsorge getragen, dass niemand Durst leiden müsse.