Antonius und Octavianus

Aus: "Charakterbilder aus der Geschichte und Sage" von A. W. Grube (1914)

Antonius, welcher die Leibwache des Cäsars befehligte, stellte die Ordnung wieder her. Der Senat hasste und fürchtete ihn, war aber zu ohnmächtig, ihn zu stürzen. Auf die Soldaten kam alles an, und diese hingen an ihm, weil er ein Freund Cäsars war. So setzte es Antonius durch, dass ihm die Provinz Gallien überwiesen wurde. Dort wollte er, dem Cäsar gleich, sich ein Heer sammeln.

Unterdessen war ein Neffe Cäsars, der junge Octavianus, aus kleinen Asien, wo er eben studierte, herbeigeeilt, und machte Ansprüche auf das Erbe seines Oheims. Er war kein tapferer Mann, wie Antonius, aber sehr gewandt und schlau. Den Plan des Antonius durchschaute er sogleich, und er beschloss, ihn zu vereiteln. Vor allem musste er sich in die Gunst des Volkes setzen. Darum verkaufte er alle seine Landgüter und gab Festspiele zu ihren Cäsars. Auch die Bildsäulen seines Oheims stellte er in einem Tempel auf, und mit den alten Soldaten war er sehr freundlich. So gewann er einen Anhang, der sich mit jedem Tag vergrößerte, und selbst der Senat neigte sich zu ihm, um ein Gegengewicht gegen den Antonius zu haben.

Jetzt trat Cicero auf, ein Mann von außerordentlicher Redegabe, der römische Demostenes genannt, und donnerte gegen den Antonius, als den gefährlichsten Feind des Vaterlandes. Er suchte den noch vorhandenen Freiheitsinn zu entflammen und brachte es auch dahin, dass der Krieg gegen Antonius beschlossen wurde. Octavianus begleitete die Konsuln, die mit einem Heer nach Oberitalien zogen, dem Antonius entgegen. Beim Mutina kam es zur Schlacht, in welcher die Konsolen siegten, aber auch beide ihr Leben verloren. Nun stand Octavianus an der Spitze des Heeres. Aber anstatt den Sieg zu verfolgen, verbündete er sich mit Antonius und dessen treuen Anhänger Lepidus, und stiftete mit ihnen ein zweites Triumvirat, worin sich die drei die Herrschaft über das Römische Reich teilten.

Das Triumvirat zog auf Rom los, das, auf das höchst überrascht, nun wieder traurige Zeiten erlebte. Alle Feinde des Cäsars und Freunde der Freiheit wurden in die Acht erklärt. Auf jeden Kopf eines Vornehmen wurde ein Preis von 5000 Talern gesetzt, sämtliche abgehauenen Köpfe wurden auf der Rednerbühne des Forums aufgestellt. Octavianus, der gern den Cicero gerettet hätte, musste dem erzürnten Antonius auch das Leben dieses berühmten Mannes preisgeben. Der Unglückliche war beizeiten aus Rom entflohen, aber die Mörder holten ihn ein, hieben ihm den Kopf und die rechte Hand ab, und wurden dafür vom Antonius königlich belohnt. Seine Gemahlin, die böse Fulvia, durchstach die Zunge des Redners mit glühenden Nadeln.

 

2

Alle Freiheitsfreunde waren nach Makedonien geflüchtet, wo Brutus und Cassius ein Heer sammelten. Das Triumvirat zog mit ihren Kriegsscharen ihnen nach und bei Philippi kam es zur Schlacht, in welcher die Republikaner aufs Haupt geschlagen wurde. Brutus, voller Verzweiflung, stürzte sich in sein eigenes Schwert. Antonius betrachtete den Leichnam mit Rührung und Bewunderung.

Ihr Kommentar