Der Hinduismus
Verbreitung
Von den fünf großen Weltreligionen ist der Hinduismus die älteste. Daher wird sie manchmal auch als „Urmutter" aller Religionen bezeichnet. Sie reicht bis weit in die vorgeschichtliche Zeit zurück.
Mit fast 1 Milliarden Anhängern (etwa 15% der Weltbevölkerung) nach dem Christentum (rund 31%) und dem Islam (rund 23%) ist der Hinduismus die drittgrößte Religion der Erde. Seinen Ursprung hat der Hinduismus in Indien. Hier gehören über 80 % der Bevölkerung dieser Religion an. Ihre Anhänger werden Hindus genannt.
Allgemeines
Genau genommen gibt es nicht den einen Hinduismus. Keine andere Religion ist so vielfältig, und scheinbar widersprüchlich wie der Hinduismus. Man könnte fast meinen, dass sich in ihm verschiedene Religionen versammeln, welche sich mit gemeinsamen Traditionen überlagern und gegenseitig beeinflussen. Der Ursprung dieser Religion liegt im Dunkeln. Der Hinduismus kennt keinen Begründer wie Jesus von Nazareth oder Mohammed. Auch gibt es - wie in den anderen Religionen - keine genauen Vorschriften, was man zu glauben hat. Es gibt anders als im Christentum keine gemeinsame heilige Schrift. Die Veden gelten als die ältesten überlieferten Schriften. Sie haben etwas den 6fachen Umfang unserer Bibel. Unüberschaubar groß ist die Zahl der Götter. Man kann fast alles anbeten - auch Tiere, Pflanzen, selbst Steine.
Brahman - Vishnu - Shiva
Doch über allen Göttern thront Brahman, das Göttliche, Allumfassende, das alles hervorbringt. Brahman ist weder männlich noch weiblich, weder alt noch jung, weder gut noch böse, hat weder Anfang noch Ende. Zu den Hauptgottheiten gehört auch Shiva. Er gilt im Hinduismus als Zerstörer, aber auch als Erneuerer. Er ist der Gott der Gegensätze, der das Alte zerstört, damit Neues auf der Welt entstehen kann. Die dritte Hauptgottheit ist Vishnu. Er gilt als der Welterhalter. Er ist der Gott der Güte, der in Tier- oder Menschgestalt das Unheil abwendet.
Der Glaube der Hindus erlaubt ganz unterschiedliche Wege zum Göttlichen. Und trotzdem ist das Ziel für alle Hindus gleich: die Befreiung und Erlösung aus dem Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt - der Reinkarnation. Für den Hindu ist die Menschenseele ewig und unsterblich. Stirbt ein Mensch, so legt er nur seinen Körper ab - seine Seele hingegen lebt weiter und sucht sich nach einiger Zeit einen neuen Körper. Nach hinduistischem Denken ist das Leben dem Gesetz des Karma unterworfen. Das bedeutet, jede menschliche Tat wirkt sich auf ein zukünftiges Leben hier auf Erden aus. Gute Taten bewirken gutes Karma, schlechte Taten bewirken schlechtes Karma. Davon hängen das Wohlergehen und eine gute Ausgangsposition im nächsten Leben ab. Ziel ist es, diesen Kreislauf der Wiedergeburten irgendwann zu durchbrechen und die Seele mit Brahman, der Weltseele zu vereinen.
Das Kastensystem
Untrennbar verwoben ist mit dem Hinduismus das Kastensystem. Es gibt vier Hauptkasten. Die oberste Kaste sind die Brahmanen, die aus Priestern und Gelehrten besteht. In der zweiten Kaste leben Fürsten, Krieger und höhere Beamte. In der dritten Kaste befinden sich Bauern, Händler und Kaufleute und die vierte Kaste sind Knechte und Dienstleister. Zusätzlich gibt es noch die "Parias" oder "Unberührbaren", die Unterdrückten, die zur Entfernung toter Tiere und weiteren "unreinen Tätigkeiten" gezwungen wurden.
Je nachdem wie gut man sein letztes Leben geführt hat, wird man in einer bestimmten Kaste wiedergeboren. Die Kaste beeinflusst das ganze Leben eines Hindus, zum Beispiel den beruflichen Weg, das Ansehen in der Gesellschaft oder die Wahl des Ehepartners. Der Kontakt zu Mitgliedern einer niedrigeren Kaste war früher verboten, die Heirat mit solchen ebenso. Ein Wechsel der Kaste ist nicht möglich.