Ein eigenes Beet für die Schüler:innen der 7. Klasse
Ein Beitrag von Vera Müller (Gartenbaulehrerin der Freien Waldorfschule Bremen Touler Straße)
„Frau Müller, bei mir wachsen wirklich echte Radieschen!" - Diesen und ähnliche freudige Ausrufe gab es im späteren Frühling beim Gartenbaufeld. Jedoch zeigte sich auch, dass, wenn nicht gut gegossen und gepflegt wurde, die Schnecken gehörigen Appetit hatten oder schlichtweg nicht die richtige Saattiefe eingehalten wurde. Dann gab es kleine Enttäuschungen, die aber durchaus eine direkte Selbstwirksamkeit spiegeln konnten.

Eigenverantwortung, Fürsorge und Geduld sind unter anderem einige tiefe Lernfelder für SchülerInnen in den Mittelstufenjahren. Wie gut, dass genau in dieser wichtigen Lebenszeit und in den Lebenserfahrungen der frühen Pubertät die Handwerksfächer ein fester Bestandteil in der Waldorfpädagogik sind und somit einen Rahmen für die heranwachsenden jungen Persönlichkeiten bieten.
In diesem zeitigen Frühjahr, vor den Osterferien, haben wir in der 7. Klasse gemeinsam einen Pflanz- und Ernteplan erarbeitet. Leitend waren folgende Fragen: Welche Gemüse, Kräuter, Blumen oder Heilpflanzen können vor oder nach den Sommerferien geerntet werden? Welche Pflanzen sind robust und gemeinschaftsbeetkompatibel? Wie groß ist eigentlich unser Feld? Wie groß darf dann jedes Beet sein? Wann wird die Saat ausgebracht? Sind es etwa Kalt- oder Lichtkeimer?
Viele Fragen wurden bewegt, Wünsche verworfen ... Der eigene Beetplan wurde gezeichnet, im Werkunterricht wurde ein Namensschild erarbeitet. Im April konnte nun endlich gehackt, gelockert und geharkt werden. Erst dann war die Oberfläche feinkrümelig und das Beet bereit.
Kartoffeln, Kohlrabi, Radieschen, Sonnenblumen, Calendula, Zwiebeln, Pflücksalat, Rucola, Knoblauch, Erbsen, Mais, Buschbohnen, Mohren ... aber auch die Experimente mit Tomaten und Oregano haben es auf die Top 15 der Beetbepflanzung geschafft!
Nicht nur die Wahrnehmung von Farbe, Form und Duft, das gärtnerische Lernfeld für gesunde und bodenschonende Mischkultur sowie eine feine Ausprägung der Selbstständigkeit, sondern auch leckere, knackige Radieschen waren den SchülerInnen und mir eine wahre Freude.

