Gerda, die Gans

Eine Geschichte von Sonja Ernst

Es war einmal eine alte Frau, die wohnte alleine am Rand eines kleinen Dorfes in einem winzigen Häuschen. Sie war sehr arm. Daher baute sie in ihrem Garten Gemüse an, welches sie jeden Samstag auf dem Markt der naheliegenden Stadt verkaufte. So reichte es gerade fürs Leben, aber es war eine schwere Arbeit. Ihre Kohlköpfe, Kartoffeln, Möhren, Tomaten und Radieschen wuchsen so schön und prächtig, dass sie weithin bekannt waren.

Ihr Grundstück war von einem alten, wackeligen Zaun umgeben, denn das Mütterchen hielt auch 7 Gänse, die all die Gartenabfälle fraßen. Eine Gans hieß Gerda. Die war besonders hübsch. Sie schnatterte für ihr Leben gern und bekam vom Mütterchen immer einen besonderen Leckerbissen.

Nun gab es im Dorf aber auch zwei Lausbuben, die es faustdick hinter den Ohren hatten. Eines Abends nach Einbruch der Dunkelheit machten sie sich auf den Weg, um der alten Frau ihre leckeren Tomaten von den Stauden zu klauen. Sie waren gerade über den Zaun geklettert, da hatte Gerda die Eindringlinge schon bemerkt und fing lauthals an zu schnattern. Sofort fielen die anderen 6 mit ein. Vielleicht ihr könnt euch vorstellen, was das für einen Lärm gab. Aber damit noch nicht genug: Gerda lief im schnellen Gänsemarsch auf die Lausbuben zu und schnappte mit ihrem Schnabel nach den weichen Waden der Kinder. Diese schrien auf und wollten flüchten. Da kamen die anderen Gänse und jagten die beiden laut schnatternd und zwickend um das Haus herum. Die alte Frau, die aufgrund des Lärms aus ihrem Bett gestiegen war, kam gerade aus dem Haus, als die Jungs ohne Tomaten, aber mit vielen blauen Flecken heulend das Weite suchten. „Meine lieben Gänse“, sprach das Mütterchen, „ihr seid aufmerksamer als jeder Wachhund!“ Zur Belohnung bekamen sie eine Extraportion Grünzeug. Anschließend betteten sich die Gänse zur Ruh. Die alte Frau ging aber noch einmal zur Gerda und streichelte sie. „Du warst bestimmt wieder die Aufmerksamste!“ Angenehm fuhr Gerda mit ihrem langen schönen Hals durch die Luft und legte ihn nach Gänseart anschließend zum Schlafe nieder. Aber wie machen die Gänse das? Sie legen ihren Kopf sanft und weich nach hinter auf einen Flügel. Gerda schloss die Augen und träumte einen schönen Gänsetraum. Das Mütterchen aber ging leise in ihr kleines Häuschen zurück, dankte Gott und schlief ebenfalls zufrieden ein.

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