Ein tierisch lehrreiches Waldabenteuer

Schüler der Winterbacher Magdalenenschule haben drei Fichten gefällt, um aus ihrem Holz eine Hütte zu bauen.

Ein Artikel aus den „Schorndorfer Nachrichten" von Reinhold Manz. Hier als PDF mit Bildern.

 

Winterbach-Engelberg. Mit Sägen und Äxten ist die dritte Klasse der Magdalenenschule im Wald beim Engelberger Steinbruch drei Bäumen zu Leibe gerückt. Aus dem Holz wollen die Schüler eine Hütte bauen. Wie aber bekommt man die schweren Trümmer aus dem Wald heraus in die Schule? Dabei hat ihnen gestern Max geholfen, das pferdestarke Belgische Kaltblut von Julian Sartorius.

Max ist ein echter Profi im Holzrücken und mit Julian Sartorius bildet er ein eingespieltes Team. Die Demonstration ihres Handwerks ist ein eindrucksvolles Schauspiel. Zwei schwere Fichten, insgesamt an die 250 Kilo, schleift Max schnaubend hinter sich her über den Waldboden. "Halt, brrr!" Vor einem steilen Anstieg stoppt Sartorius den Vorwärtsdrang des Hengstes. Bei dem durchgeweichten Waldboden ist der Weg zu steil für so viel Gewicht. Sartorius hängt deswegen einen Fichtenstamm ab. Und dann "Hü!" Max zieht an, steil nach oben, seine Beine, dick und lang, jedes einzelne vom Format eines kleinen Drittklässlers, stampfen im Stakkato in den Boden, Dampf schnaubt aus seinem Maul in die kalte Luft.

 

Spikes an den Hufen für besseren Halt

Die Schüler der Magdalenenschule stehen am Hang und beobachten die Kraftdemonstration des belgischen Kaltbluts. Es gehört schon einiges an Geschick dazu, bei Mensch und Pferd, so hat Sartorius den Schülern schon vorher erklärt. Gegenüber anderen Tätigkeiten, wie eine Kutsche zu ziehen, ist das Holzrücken so ziemlich das Schwierigste. In zu steilen Lagen auf dem weichen Waldboden tut sich das Pferd schwer, weil es keinen Halt findet - obwohl seine Hufe mit Spikes ausgestattet sind, wie Julian Sartorius den Schülern zeigt, indem er einen Huf hochhebt: zwei dicke Metallzapfen, die aus dem Eisen ragen.

Die Drittklässler von der Magdalenenschule sind mit ihrer Klassenlehrerin Dorothee Raiser jetzt den zweiten Tag im Wald. Am ersten Tag, schon vergangene Woche, haben sie die drei Fichten gefällt, unter Anleitung und mit Hilfe eines Lehrers, der zufällig auch Forstingenieur ist. Mit Sägen und Äxten haben sie die Stämme entastet. Das Kleinholz haben sie als Brennmaterial zur Schule geschafft." Das hat sie richtig an ihre Grenzen gebracht", erzählt Lehrerin Dorothee Raiser.

So ein Arbeitspferd wie Max, das wird nicht so schnell müde. Auch wenn der Hengst heftig pumpt und nach Luft schnappt, als er die Fichtenstämme den Steilhang hinauf gezogen hat. Sechs Stunden etwa, so erklärt Julian Sartorius, dauert ein Arbeitstag für das Pferd, je nach Schwere des Geläufs und der Lasten. Er setzt Max und seine beiden Gefährten, die mit ihm Stall stehen sonst auch im Ökoweinberg ein. Auch Kutschfahrten kann man bei ihm buchen.

 

Urpferde klein wie Hunde? Kaum vorstellbar bei dem Riesen Max

Das Projekt im Wald hat sich Lehrerin Dorothee Raiser ausgedacht. Es gehört zur Unterrichtsepoche „Handwerk". „Da fand ich es schön, was Handfestes zu haben", sagt sie. Etwas, bei dem die Schüler selbst anpacken können. Mit einem mobilen Sägewerk werden sie die Fichtenstämme jetzt zersägen. Und dann geht das Ganze in die Epoche „Hausbau" über: Aus den gesägten Brettern entsteht eine Holzhütte im Schulgarten. Die klassischen Fächer spielen in die Aktion mit hinein. Für Deutsch zum Beispiel schreiben die Schüler Aufsätze über ihre Erlebnisse im Wald.

Die Hauptattraktion an diesem Donnerstagmorgen ist natürlich Max. Der bekommt nach getaner Arbeit noch Belohnungen: mitgebrachte Karotten und Äpfel, mit denen die Schüler ihn füttern dürfen. Nebenbei bringt Julian Sartorius ihnen einiges über die Anatomie des Pferdes bei. Zum Beispiel, dass die Urpferde klein waren wie Hunde - kaum vorstellbar bei dem Riesen Max, der selbst groß gewachsene Menschen überragt. Und dass die Urpferde noch viele Zehen hatten. Die Reste davon kann man noch sehen, zeigt Sartorius an den Hufen, zum Beispiel am Sporn, der hinten am Fuß rausguckt. Damit wäre also der Naturkunde- oder Bio-Unterricht auch noch anschaulich abgedeckt - ein rundum tierisch lehrreiches Waldabenteuer.

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