Walz- oder Werkstatt

Ein Beitrag von Magdalene Dycke (Freie Waldorfschule Schopfheim)

Ein Tag außer der Norm im Stundenplan der 3. Klasse

„Drittklässler sollten eigentlich den Großteil des Schuljahres arbeitend und draußen verbringen!"

Dieses Motto brachte ich im Juni 2003 vom Vorbereitungswochenende in Schwäbisch Hall auf das 3. Schuljahr als wesentliches Anliegen für die Arbeit mit meiner Klasse mit.

Sich im Tun an der Welt, als schaffender, tätiger Mensch selbst erleben, dieser Aspekt erschien mir in Anbetracht der Entwicklungssituation des 9-jährigen Kindes als besonders wichtig.

Bei der Frage, wie und in welcher Form dies konkret bei der Unterrichtsgestaltung umsetzbar sein könnte, wurde mir bald klar, dass dies im regulären Unterrichtsablauf nur schwer zu realisieren sein würde. Um wirklich in eine Tätigkeit ganz einzusteigen zu können, braucht es einen entsprechenden Zeitrahmen, der in einer regulären Hauptunterrichtsphase nicht gegeben ist.

So bat ich bei der Erstellung des Stundenplans darum, der 3.Klasse einen ganzen Vormittag zur freien Verfügung einzuräumen und mich dabei ganz für die Arbeit mit meiner Klasse freizustellen. Dankenswerterweise konnte es durch manchen Abstrich in anderen Bereichen ermöglicht werden. So war dann im Stundenplan für Freitags von 8 bis 12.45 Uhr zu lesen: „Walz oder Werkstatt".

Im Rückblick auf das Schuljahr bildeten diese Tage viele Höhepunkte und Sternstunden in der Arbeit mit den Kindern und ich bin dankbar dafür, dass diese so stattfinden konnten.

Des Weiteren hoffe ich, dass diese Möglichkeit weiterhin vor allem für SchülerInnen im 3.Schuljahr ermöglicht werden kann.

 

Konkret fanden übers Schuljahr folgende Aktivitäten an den Walz- und Werkstattvormittagen statt:

  • Waldaktionen (mehrmals): Ausforsten von jungen Bäumchen im Wald bei Wehr mit Förster Georg Freidel als Wand- und Dachstangen für den Bau der Jurte.
  • Ackerbau: Pflügen, Eggen und Säen auf einem Acker von Landwirt Hildebrandt Jost in Maulburg. Kochen am Feuer.
  • Freie Themenwahl: Zeichnen, Lesen, Schreibwerkstatt, Arbeiten mit Ton, Bastelarbeit, Stangen schälen..... Gruppen- oder Einzelarbeit.
  • Laternen basteln nach Arbeitsanleitung an der Tafel.
  • Wanderung zu unserem Acker nach Maulburg.
  • Herstellung eines Adventskalenders.
  • Faltsterne basteln.
  • „Wollwerkstatt": Thema Wollverarbeitung und Bekleidung. Herstellung von einfachen Spindelstöckchen. Sinnen von Rohwolle mit den Spindelstöckchen.
  • „Schreibwerkstatt": Geschichte oder Gedicht in Gruppenarbeit schreiben und gestalten (als Bilderbuch, mit Zeichnung oder sonstiger Darstellung des Inhalts).
  • Schlitten fahren.
  • Bau eines Schneehauses
  • Spielwerkstatt: Wahrnehmungsspiele, Schreib- und Wortspiele.
  • Werkstattvormittag: Arbeit am Gestell der Jurte: Stangen bohren, schälen, ablängen in Gruppenarbeit.
  • Wanderung zum Acker nach Maulburg mit Hüttenbau im Wald.
  • Werkstattvormittag: Neben Arbeiten am Jurtengestell Herstellung eines Osterkranzes und Ostergebäck. Gruppenarbeit.
  • Werkstattvormittag im Rahmen der Hausbauepoche: Herstellung von kleinen Häusern aus Naturmaterial nach eigenen Entwürfen und freier Materialauswahl. Gruppenarbeit.
  • Stadtrundgang Schopfheim: Besichtigung von Fachwerkhäusern. Anschließend Spiele im Wald.
  • Werkstatt: Arbeit an der Jurte: Scherengitter fädeln, Dachstangen fertig stellen, Türvorhang filzen..... Gruppenarbeit.

 

Viele dieser Aktivitäten waren nur durch Elternmithilfe möglich.

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