Besuch beim Köhler
Ein Beitrag von Angelika Enss (Freie Waldorfschule am Kräherwald)
Im Rahmen der Handwerkerepoche haben sich (wie schon viele andere Schulen) auch die beiden 3.Klassen der FWS am Kräherwald im Sommer 2007 auf den Weg gemacht, das Köhlerhandwerk kennenzulernen. Dieser zweitätige Ausflug war die erste Unternehmung der Klasse, die über eine Nacht ging. Es wurde in großen Zelten geschlafen und das Essen auf offenem Feuer gekocht. Alles, was zum Schlafen und Essen nötig war, bis zum Trinkwasser, musste selbst mitgebracht werden.
Martin von Heydebrand ermöglicht einen Einblick in ein traditionelles Handwerk, das bis heute Bedeutung hat, zu bekommen und eigene handfeste Erfahrungen beim Köhlern von Holzkohle zu machen. Es ist beeindruckend, wie stark das Erlebnis für die Kinder war, diesen Prozess vom Holz bis zur Kohle selbst miterleben zu können, nicht nur dadurch, dass sie einem Meister zuschauen, sondern dass sie jeden Handgriff selbst tun konnten und so wichtige Basiserfahrungen machen konnten, um in einem Bereich einen Herstellungsprozess, der in weiter entwickelter Form bis heute eine Bedeutung hat, kennenzulernen.
Für jede Schulklasse eine lohnenswerte Unternehmung.
Ein Erlebnisbericht von Aliki (Schülerin der 3. Klasse)
Beim Köhler
„Als Erstes sind wir mit dem Reisebus zum Köhler gefahren. Dann hat der Köhler seinen Namen gesagt, er hieß Marcel. Dann hat er uns gesagt, was wir machen sollten.
Wir hatten die Aufgabe, von zwei Holzhaufen das gesamte Holz vom Berg zu holen und in den Kreis zu legen, wie er es gesagt hat. Dann, als wir fertig waren, hat er uns gezeigt, was wir machen mussten. Wir mussten einen Meiler machen.
Zuerst haben wir uns in 5 Gruppen geteilt, und dann haben wir angefangen, den Meiler zu bauen, das ging so: Einer musste einen Stock ganz ruhig und gerade halten und die anderen viele kürzere Stöcke anlehnen. Der lange mittlere wurde dann abgesägt und auf den Meiler gelegt. Alle Stöcke zusammen bildeten den Meiler.
Es wurde Heu darauf gelegt ...
... und das Ganze mit Erde zugedeckt.
Dann haben wir ein Loch gemacht und Holz von einer Obstkiste darauf gelegt.
Dann haben wir den Meiler dort angezündet. Als es richtig gebrannt hat, haben wir noch ein großes Holzstück ins Feuer geworfen.
Diese Öffnung wurde auch mit Heu und Erde abgedeckt. Das Feuer brannte innen weiter für sich allein. Weil es nicht offen brennt, kann es zu Holzkohle werden, sonst wäre es Asche geworden. In der Pause hat Marcel sein Pferd geholt und dann durfte jeder reiten, der wollte. Danach haben wir den Meiler wieder aufgemacht, und Marcel steckte eine Eisenstange in den Meiler, um zu schauen, ob der Meiler schon ganz heruntergebrannt war.
Dann wurde eine Tonne, deren Boden entfernt war, als Schornstein auf den Meiler gesetzt. Immer wieder musste der Meiler kontrolliert werden, auch nachts. Wir mussten uns an einer Schaufel festhalten und gegen den Meiler treten, um zu sehen, wie stabil er ist. Wenn es flackerte, mussten wir dagegen treten und das Loch schließen. Um 22.00 Uhr mussten wir noch einmal danach schauen, die Nachtschichten übernahmen die Erwachsenen.
In den Zeiten, in denen nicht gearbeitet wurde, bin ich mit Fanny in den Wald gegangen, und wir haben dort gespielt. Endlich ist der Gong ertönt! Das Essen war fertig, es gab Nudeln mit Tomatensoße. Hier eine Zusammenstellung des Menüplans: Abends aßen wir Stockbrot und Würstchen. Nach der Nacht im Zelt gab es erst einmal Frühstück, lecker fand ich es. Zum Mittagessen gab es Gemüsesuppe mit Wursträdchen. Auch das war lecker.
Halt, da habe ich noch etwas vergessen: Wir haben noch eine Nachtwanderung gemacht. In der Nacht durch den Wald zu gehen, ist schön. Wir haben ganz viele Glühwürmchen gesehen, sie haben sich sogar auf unsere Anoraks gesetzt. Als wir zurückkamen, dachte ich, wir dürften endlich schlafen, aber Marcel wollte uns noch eine Geschichte mitgeben. Dann sind wir ins Zelt gegangen und durften endlich schlafen.
Am nächsten Tag mussten wir gleich wieder arbeiten, die Kamine wurden von den Meilern genommen und sobald es nicht mehr geraucht hat, wurden die halbverkohlten Stücke aussortiert und die Holzkohle in Körbe gesammelt.
Diese haben wir dem Marcel gegeben, der hat sie auf eine andere Meilerplatte geschüttet und mit kaltem Wasser abgelöscht. Dann hat Marcel uns noch etwas erzählt, und die Erwachsenen haben die Kohle in große Papiertüten gefüllt.
Wir haben uns in eine Schlange gestellt, dass Marcel jede Tüte zumachen konnte. Zum Schluss haben wir auf den Bus gewartet, der uns wieder nach Hause brachte. Wir mussten die Schuhe vor dem Bus ausziehen, weil die Parallelklasse zwei Tage vorher mit sehr schmutzigen Schuhen in den Bus stieg. Als wir an der Doggenburg waren, kamen Elena, meine Schwester, und meine Mama mir entgegen. Ich muss sagen, das war schön!"
Ansprechpartner:
Martin von Heydebrand
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