Grundgedanke
Ein Beitrag von Markus Gerdes
Die Freie Waldorfschule Cuxhaven will im Handwerksunterricht der 7. - 10. Klassen ein 9 Meter langes englisches Fischerboot bauen. Der Waldorf-Ideen-Pool will für Sie die Stationen im Werden dieses Seglers mitverfolgen.
Schon den Menschen der ersten Stunde war es in Cuxhaven ein Anliegen, das hier noch ansässige alte Handwerk in unsere Schulgründung zu integrieren. Nach drei Jahren wurde deutlich, dass dies in erster Linie der traditionelle Bootsbau sein würde.
Wer aber besaß solche Fähigkeit?
In dem bekannten Buch über traditionelles Handwerk von John Seymour fanden wir unseren Bootsbauer! In dem Buch erzählt Seymour:
„Eines Tages, als ich so über Boote nachdachte und mir wünschte, genug Geld zum Kauf eines Gleoiteog zu haben, sah ich einen jungen Mann mit einem Rucksack auf mein Haus zukommen. Ob Sie es glauben oder nicht, er stellte sich mir mit folgenden Worten vor:
„Ich habe Ihr Buch über Segeln an der Norddeutschen Küste gelesen, und ich werde Ihnen ein Boot bauen.“ „Was für ein Boot?“ „Ein Gleoiteog.“ „Aber ich habe überhaupt kein Geld“, sagte ich. „Ich werde Ihnen trotzdem ein Boot bauen“, antwortete er. Und er tat es. Als ich ihn zum ersten Mal bei der Arbeit beobachtete, wurde mir klar, dass dieser zielstrebige Fremde ein hervorragender Bootsbauer war - einer der wenigen Bootsbauer, die noch den traditionellen Bootsbau mit Holz gelernt haben.“
Rainer Schlimme, Bootsbaumeister, war nun seit Jahren im Hafen von Cuxhaven mit verschiedenen Bootsbauprojekten tätig. HIER können Sie seine Homepage anschauen.
Persönliche Begegnungen, Besuche mit Klassen und wohl auch das Schicksal führten dazu, dass nun dieser Meister unser neuer Werklehrer für Bootsbau ab der 7. Klasse geworden ist. Jede Schülergruppe hat wöchentlich insgesamt drei Stunden Bootsbautheorie und Praxis, in denen die ersten Übungsstücke entstehen.
Unser Ziel ist es, auf unserem Schulhof innerhalb der nächsten Jahre in gemeinsamer Anstrengung der jeweiligen 7., 8., 9. und 10. Klassen ein ca. 9 Meter langes Segelboot von Grund auf zu bauen. Wir sind eine Schule im Aufbau und unsere älteste Klasse ist im Moment die Siebte, mit der das Projekt seinen Anfang nimmt.
Das sind wir!! Wir sitzen sozusagen schon auf unserem Schiff, denn dieses Holz wurde dafür gekauft.
Welches Boot?
Der ausgesuchte Bootstyp, eine Smack, ist ein traditionelles englisches Fischerboot aus einer Gegend, die ähnliche Voraussetzungen bietet wie die Gegend um Cuxhaven (Wattenmeer, starke Strömung in der Flussmündung, starker Tidenhub). Der steile Vordersteven der Smack bringt das Boot gut durch die Welle, verlängert aber auch die Wasserline, wodurch das Boot schneller wird. Das überstehende Heck bringt Stauraum. Das Boot kann auch bei Ebbe trockenfallen, ohne Schaden zu nehmen. Sprich, ein wetterfestes, sicheres Boot mit guten Segeleigenschaften. Die Planung des Innenraumes bleibt erstmal offen, die Sicherheit der mitsegelnden Schüler verlangt andere Modifikationen als ein Fischerboot. Auch eine offene Variante mit einbaubarer Kajüte wäre denkbar. Also – lasst Euch überraschen.
Viel Spaß beim Verfolgen dieses Projektes wünschen
Markus Gerdes (Klassenlehrer) und
Rainer Schlimme (Bootsbaumeister)
Ahoi!