Die vier Elemente und die Hausbauepoche

Ein Beitrag von Herrn Utz (Lehrer an der Tübinger Freien Waldorfschule)

Schaut man in den Lehrplan der Waldorfschule für den Sachkundeunterricht der dritten Klasse, so findet man dort die Besprechung des Backsteins, des Mörtels und des Zements und ihre Verwendung im Hausbau.

Nun wissen die heute recht aufgeweckten Kinder bereits eine ganze Menge vom Hausbau. Stundenlang kann man sie an Baustellen stehen sehen und sie sind insbesondere von allem mechanisch sich Bewegendem, wie Bagger, Kränen, Mischmaschinen, Aufzügen, und anderem fasziniert. Es kann aber durchaus passieren, dass sie schon auf die Frage, in welcher Hand hält der Maurer die Kelle oder den Hammer und in welcher den Ziegel, keine sichere Antwort wissen. Man hilft den sich mit der Umwelt auseinandersetzenden Kinderseelen wenig, wenn man sie eine Fülle von Sinneseindrücken zusammentragen und in einer äußeren Ordnung aneinanderreihen lässt. Vielmehr versucht der Lehrer, zu großen und einfachen Urbildern, mit denen sich die Kinder verbinden können, hinzuleiten und sie im äußeren Geschehen sichtbar zu machen.

So steht am Anfang noch nicht viel von den Fabriken oder maschinellen Methoden, sondern das Erlebenlassen, wie die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer, zu denen sie ja eine starke Seelenbeziehung haben, zusammenwirken bei dem Zustandekommen dieser geheimnisvollen Materialien. Zudem wird eine erste Grundlage für den Chemieunterricht in der siebten und achten Klasse gelegt. Die Führung eines Sachkundeheftes sollte als wichtig genommene Neuerung in einer dritten Klasse angesehen werden. Nicht nur mit Rücksicht auf die noch schwerfälligen Schreibkünste vieler Kinder wird der Lehrer bemüht sein, den Text möglichst knapp und einprägsam zu formulieren. Daneben soll das Heft mit möglichst vielen Malereien versehen sein.

In kurzgehaltenen Texten kann man festhalten, woher Backstein, Mörtel und Zement kommen, dass also Erde, Wasser, Luft und Feuer uns helfen, dass die festen Mauern unseres Hauses entstehen können.

Der Backstein:

Was tut die Erde? Sie gibt uns den grauen Ton.
Was tut das Wasser? Es macht den Ton geschmeidig, dass wir ihn formen können.
Was tut die Luft? Sie trocknet die geformten Tonstücke.
Was tut das Feuer? Es brennt den Ton zu roten, festen Steinen.

Der Mörtel:

Aus den Gebirgen der Erde wird der Kalkstein gebrochen. Mächtiges Feuer brennt ihn zu bröckeligem Kalk. Dieser dürstet nach Wasser. Übergießt man ihn, so hitzt und dampft er, der gebrannte Kalk ist gelöscht. Der gelöschte Kalk wird mit Wasser und Sand zu dem Mörtel vermischt. Als Brei schmiegt sich der Mörtel zwischen die Backsteine. Die Luft lässt ihn hart werden, so dass er die Steine fest miteinander verbinden kann.

Der Zement:

Er ist der mächtige Bruder von Backstein und Mörtel. Aus der Erde müssen Kalkstein und Ton zusammenkommen, damit der Zement entsteht. Im Feuer werden beide zu einer steinharten Masse zusammengeschmolzen, die zerschlagen und zu einem unscheinbaren grauen Pulver, dem Zement, zermahlen wird. Der Zement dürstet nach Wasser. Nur das Wasser lässt ihn zu Stein werden. Deshalb wird der Zement mit Wasser, Sand und Kies zu einem Brei gemischt, dem Beton, den man dann in Formen gießt, wo er schließlich erstarrt. Sogar unter Wasser, beim Bau von Brückenpfeilern, wird der Beton hart.

 

Der Backstein wird durch das Feuer hart.
Der Mörtel wird durch die Luft hart.
Der Zement wird durch das Wasser hart.

 

Um dies nun auch im äußeren Geschehen zur Anschauung zu bringen, eignet sich in ganz hervorragender Weise ein Bauprojekt, welches die Kinder unter der Anleitung und Mithilfe erfahrener Erwachsener durchführen. Dieses beginnt mit der Bedarfsermittlung, Planung und Grundsteinlegung bis hin zur feierlichen Fertigstellung.