Buchstabenmotive basteln

Ein Beitrag von Marcus Kraneburg (Klassenlehrer an der Freien Waldorfschule Freiburg St. Georgen)

In dem Artikel „Schreibschrift in Klasse 1?“ habe ich Gesichtspunkte zusammengetragen, weshalb es sinnvoll sein kann, in der 1. Klasse mit der Schreibschrift zu beginnen. In dem jetzigen Beitrag möchte ich beschreiben, wie sich die Kinder mit den Buchstaben meines Erachtens besonders tief verbinden können.

Für jeden Buchstaben ersinnen wir in der Waldorfschule ein Bild, das wir den Kindern durch eine Geschichte nahebringen. Es bildet die Brücke zum abstrakten Buchstaben. Neben dem Hören der Geschichte, dem anschließenden Malen des Bildes und dem Üben des Buchstabens, habe ich mit den Kindern noch einen weiteren Schritt angefügt. Wir haben jedes Motiv, welches den Buchstaben darstellt, auch noch gebastelt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Kinder durch das praktische Tun nochmals intensiver mit dem Bild verbinden: Auf einer weiteren Ebene wird das Bild bewegt. Mit großem Enthusiasmus begleiteten sie die einfachsten Bastelschritte, die in einem größeren Projekt mündeten.

 

 

Im Folgenden seien die einzelnen Schritte kurz skizziert.

  • Ich habe mir eine Geschichte ausgedacht, in der alle Buchstaben vorkommen. Den Anfang dieser Geschichte können Sie in dieser Word-Datei nachlesen. Ein Junge mit Namen Eoma macht sich auf die Reise ins Land Erinnia. Es ist ein Ort der Wünsche und Träume. Ein einziges Tor führt noch in dieses Land, weil die Menschen den Zugang vergessen haben. Eoma muss das Tor wiederaufbauen und kann anschließend das Land betreten. Viele Abenteuer und Überraschungen warten hier auf ihn.
  • Das Land Erinnia habe ich im Verlauf des 1. Schuljahres Stück für Stück auf drei Styroporplatten gebaut. Mit Pappmaschee wurden Berge und Seen angedeutet und eine farbige Bemalung rundete die Gestaltung ab. Mein erster Buchstabe war das „T“. Als Bild wählte ich das oben erwähnte Tor, durch welches man Erinnia betreten kann. Der Torausschnitt hatte die Form von dem T. Wir zeichneten es auf eine dünne Styroporplatte und schnitten es aus. Anschließend bemalten wir das Tor.
    Weitere Beispiele:
    Für das „R“ bastelten wir ein Rad aus Peddigrohr und Strickgarn. Für das „P“ wählte ich den Pilz. Dazu rollten wir den Stiel aus Papier und setzen oben einen Papierhut auf. Das „B“ als Bett fertigten wir aus Pappe und 2 Wattebällchen usw.

 

 

Auf einem Elternabend regte ich die Eltern an, dieses Projekt zuhause zu begleiten und auch das Land Erinnia zu bauen. Die Kinder brachten die jeweiligen Werke mit nach Hause und fügten sie dort in ihre Landschaft ein. Etwa ein Viertel der Kinder hielt das bis zum Schluss durch. Weiter unten ein paar Bilder davon.

Pfeifenputzer

Mit bunten Pfeifenputzern, die ich mir bestellt hatte, bogen wir zusätzlich die großen und kleinen Schreibschriftbuchstaben, um sie anschließend neben die gebastelten Motive in die Styroporplatte zu stecken. Während der Schreibepochen war das Land Erinnia immer mitten im Klassenraum ausgestellt. Die Kinder gingen vorbei, betrachteten es, sahen die Buchstaben und die dazugehörigen Motive. Dadurch verankerten sich die Buchstaben tief in den Kindern und die allermeisten konnten die kleinen und großen Buchstaben am Ende des 1. Schuljahres vollständig benennen.

Hier 2 der Kinderwerke, die zuhause aufgebaut wurden: