Das Gold der Inka

Zusammengestellt von Frederike Wandersleb

Die Spanier wollten das Reich der Inka erobern, um in den Besitz ihres Goldes zu kommen. Für sie bedeutete Gold Reichtum und Macht, Erlösung aus Armut und eine höhere Stellung in der Gesellschaft zu Hause. Für die Inka selbst hatte das Gold längst nicht einen so hohen Wert.

Gold und Silber waren für die Menschen im Inka-Reich leicht zu erhalten, denn es war reichlich in der Natur vorhanden. Die Inka schätzten die Waren, die durch Menschenhand mit Arbeit und hohem Geschick hergestellt waren, als viel wertvoller ein.

So erkannte man Reichtum und hohe Stellung einer Person vor allem an kunstvoll gewebten Kleidungsstücken mit besonderen Mustern aus Baumwolle oder aus der feinen, gut wärmenden Wolle von Alpakas, Lamas und Vicunas.

Wertvoll waren für die Inka auch die Schalen von besonderen Muscheln, den Spondylidae mit ihren stacheligen Schalen, die innen besonders schön gefärbt sind. Daraus wurden kleine Teile oder gar Pulver gewonnen, aus denen man Schmuck herstellte oder Einlegearbeiten für Schalen oder Möbel fertigte. Auch die bunten Federn der Papageien schmückten Kleidungsstücke.

Gold konnte aus dem Grund der Flüsse gewaschen werden und Silber fand man in leicht zugänglichen Minen. Gold wurde „der Schweiß der Sonne" genannt und Silber galt als „Tränen des Mondes". Aus Gold und Silber wurden Gebrauchs-, Schmuck- und Dekorationsgegenstände hergestellt ebenso wie Pailletten, die auf Kleidungsstücke aufgenäht wurden. So gab es goldene Krüge, Tassen und Teller, Ohrringe, Ketten, Broschen, Armreifen.

Alte Berichte künden von wunderbar gestalteten Gegenständen aus Gold, wie z. B. einem ganzes Getreidefeld aus goldenen Halmen, Blättern und Ähren oder einem goldenen Springbrunnen, aus dem ein Strahl aus purem Gold strömt oder einer Schar goldener Vögel, die auf einer Stange sitzen oder goldenen Totenmasken.

Die eindringenden Spanier konnten nicht genug von diesen Edelmetallen  bekommen, ihre Gier war unersättlich. Sie hatten keinen Sinn für die Schönheit und Kunstfertigkeit der errungenen Beute. So wurden die meisten Gegenstände noch in Südamerika ein- und umgeschmolzen, damit es leichter zu bemessen, zu verladen und zu transportieren war.

Nur einige besonders schöne Stücke wurden als Gaben für Kaiser Karl V. bestimmt und im Originalzustand nach Europa gebracht. Aber auch dort ereilte sie ein trauriges Schicksal, denn Kaiser Karl V. hatte hohe Schulden, die er mit diesem Gold bezahlen wollte, und so ließ er die Kunstgegenstände auch einschmelzen.

Einiges gab er  weiter an die Kirchenfürsten, die ihrerseits kunstvollen Kirchenschmuck daraus herstellen ließen, wie z.B. das Altarbild in der Kathedrale von Sevilla. Heute gibt es nur noch wenige einzelne Stücke, die von der Handwerkskunst der Inka künden.

Die Spanier nahmen den Bewohnern des Inka-Reiches nicht nur ihr Eigentum weg, sondern zwangen sie auch zu Sklavenarbeit, um an die weiteren Gold- und Silberbodenschätze zu gelangen, die die Natur noch barg. Nachdem die Flüsse leer gewaschen waren, wurden Gold und Silber in Minen abgebaut, die Inka unter härtesten Bedingungen zur Arbeit dort gezwungen. Tausende verloren durch Zwangsarbeit und eingeschleppte Krankheiten ihr Leben.  Kultur und Lebensweise der Inka wurden vollständig zerstört.