Wesenszüge Friedrichs des Großen

Toleranz

Die praktische Nutzanwendung der aufklärerischen Freiheitsimpul­se für das Denken und der religiösen Überzeugung und damit einer der wichtigsten Sozialimpulse des 18. Jahrhunderts war die Tole­ran. Es ist «bekannt, in welchem großen und weitherzigen Sinn Friedrich als König den Grundsatz der Glaubensfreiheit zur Geltung gebracht, und wie er dadurch seinem Jahrhundert ein Vorbild gegeben hat, das weit über die Grenzen seines eigenen Landes hinaus segens­reich wirkte, von den besten unter seinen fürstlichen Zeitgenossen nachgeahmt wurde, und die Neigung zur religiösen Verfolgung auch da, wo sie bestand, immer mehr eindämmen half."

Weltberühmt ist Friedrichs des Großen Wort, mit dem er schon in den errsten Wochen seienr Regierung einen Antrag auf Beschränkung der katholischen Schulen ablehnte: «Die Religionen müssen alle tole­rieret werden, und muß der Fiscal nur das Auge darauf haben, daß keine der ändern Abbruch tue; denn hier muß ein jeder nach seiner Fa$on selig werden», ein Wort, das in ganz Europa die allergrößte Begeisterung hervorrief. Es war eben aus den besten Impulsen des Zeitgeistes heraus gesprochen! Ganz ähnlich schrieb der König am 6. April 1745 an das Geistliche Departement auf die Frage, ob die Krefelder Katholiken eine Schule bauen dürften: «In Meinem Lande sind alle Religionen frei, also soll ihnen die Schule verstattet wer­den.» Auch protestantischen Sekten und katholischen Mönchs­orden gewährte Friedrich Duldung und war bereit, sie selbst Mo­hammedanern zu gewähren.

 

Wahrhaftigkeit

Friedrichs Wahrhaftigkeit haben zahllose Betrachter seiner Persön­lichkeit als einen durchschlagenden Zug seines Wesens erkannt: «dass er stets meint, was er spricht» (Carlyle). Friedrichs Wahrhaf­tigkeit war mit dem gleichfalls für die Bewusstseinsseele charakteristischen Denkermal gepaart, mit dem Mut, gedankliche Konsequenzen zu ziehen. Wahrhaftig war er insbesondere gegen sich selbst.