Wir füllten vier große Schüsseln mit Erde ....

Ein Beitrag von Antje Bateman (Freie Waldorfschule Magdeburg)

Mit allen Sinnen erleben

Die Beschäftigung mit Pflanzen, mit ihrem Werden und Wachsen ist für Fünftklässler an und für sich nicht Neues. Bereits in der dritten Klasse haben sie Korn angebaut, gespannt sein Wachsen verfolgt, um dann im folgenden Sommer das Getreide zu ernten und zu verarbeiten.

Auch dass die Pflanzen ganz natürlich zur Erde gehören, ist ihnen wohl vertraut. In der fünften Klasse wird nun das Pflanzenreich anders, neu betrachtet.

Ausgehend vom Wissen, dass Pflanzen zum rechten Gedeihen Sonne, Wasser und Erde benötigen, haben wir uns zunächst mit den vielfältigen Arbeiten der Sonne beschäftigt. Was gibt sie uns, was gibt sie den Pflanzen? Was geschieht, wenn Licht und Wärme fehlen? Fast alle Kinder konnten hier aus eigenem Erleben schildern, wie dringend die Pflanzen der Sonne bedürfen.

Um eine Pflanze jedoch richtig verstehen zu können, muss man sie über den gesamten Jahreslauf genau betrachten. Dazu führten die Schülerinnen eine Langzeitbeobachtung aus, die schon im ersten Schulmonat begann. Jeder und jede suchte sich „seinen" bzw. „ihren" Laubbaum aus und begann genau zu beobachten. Wo steht mein Baum? Wie ist er gewachsen? Was befindet sich in der Umgebung? Was lebt im Baum und um ihn herum? Wie sind Stamm und Blätter geformt, welche Farbe, welche Struktur haben sie? Jeden Monat sollte der Baum nun betrachtet werden, um die Veränderungen im Jahreslauf zu erfassen und zu schildern.

 

Dann wandten wir uns der Erde zu.

Vier große Schüsseln, mit Erde gefüllt, standen vor den Schülern. Schon beim ersten Anblick war zu erkennen, dass es sich zwar in allen Fällen um Erde handelte, es aber offensichtlich ganz unterschiedliche Erde war. Der feste, lehmige Boden vom Hang, der Sand aus der Sandkiste, der Schulgartenboden und Blumenerde hatten jeweils eine ganz charakteristische Farbe. Dann ging es im wahrsten Sinne des Wortes ans „Begreifen". Wie unterschiedlich fühlen sich die einzelnen Böden an, wie riechen sie? Die ganz Mutigen trauten sich sogar an eine Geschmacksprobe. Festigkeit oder Weichheit, Wärme oder Kühle, Feuchtigkeit oder Trockenheit usw, in jeder der vier Schüsseln war offensichtlich etwas ganz anderes. Das zeigte sich auch, als wir die Wasserdurchlässigkeit der einzelnen „Erden" testeten. Wieviel Wasser hält die Erde fest? Was passiert, wenn das Wasser einfach „durchläuft"?

Wie sich diese Andersartigkeit auf das Wachstum und das Gedeihen der Pflanze auswirkt, konnten die Fünftklässier dann in einem Versuch beobachten, der noch über das Epochenende hinausging. Die Sommerblumensaat gedieh sehr unterschiedlich. Nach diesem Einstieg in die Epoche betrachteten wir verschiedene Pflanzen; leider immer nur über einen sehr kurzen Zeitraum.

Viele Kinder verbanden sich eng mit ihren Bäumen. Liebevolle Zeichnungen wurden angefertigt. Die Sorge um den Baum in der Überschwemmungszeit war bei einigen deutlich spürbar. Am Schuljahresende hatten beinahe alle Schüler ein sorgfältig geführtes Baumtagebuch erarbeitet, auf das sie stolz sein konnten.

 

Literatur:
Holzach, Almut: Pflanzenkunde und Sinnesschulung,
In: Erziehungskunst, September 2001
Kruse, Ulla: Zum Naturkundeunterricht 2008