Verlauf eines Scherbengerichts

Das Scherbengericht war von Kleisthenes eingeführt worden, damit das Volk die Möglichkeit hat, den Mächtigen das Misstrauen auszusprechen: Plutarch (Aristides 7) berichtet darüber Folgendes:

„An jedem Gerichtstag nahm jeder Bürger einen Scherben; darauf schrieb er den Namen des Mannes, den er verbannen wollte. Dann brachte er den Scherben an einen Ort auf dem Markt, der rings mit Schranken umschlossen war. Die Beamten zählten zuerst die gesamten abgelieferten Scherben; wenn weniger als 6000 abgegeben worden waren, war die Abstimmung ungültig. Dann, wenn die Abstimmung gültig war, ordneten sie die Scherben nach den Namen. Wer von der Mehrzahl aufgeschrieben worden war, den verbannten sie auf 10 Jahre. Sein Vermögen blieb ihm erhalten."

 

Die Geburtsstunde der Demokratie

Kleisthenes wird mit seiner Verfassung der Begründer der Demokratie: Ohne Rücksicht auf Geburt und Vermögen sandten die einzelnen Bezirke Vertreter in den „Rat der 500". Der Rat war von nun an die wichtigste Einrichtung der Stadt, denn er bereitete die Volksversammlung vor und setzte die Themen fest. Kleisthenes machte Ernst mit der weitgehenden Beteiligung des Volkes an der Politik. Alle wichtigen Sachentscheidungen, z. B. über wichtige städtische Bauvorhaben, über Krieg und Frieden und über Verträge mit anderen Staaten, trafen die Bürger Athens persönlich durch Abstimmungen in der Volksversammlung.  Die Beamten, die am Ende ihrer einjährigen Amtszeit Rechenschaft ablegen mussten, wurden ebenfalls durch die Volksversammlung kontrolliert. Daher verloren die Archonten, die den beiden obersten Vermögensklassen angehören mussten, sowie der Areopag viel von ihrem früheren Einfluss.

Der Adel leistete noch über längere Zeit heftigen Widerstand. Aber schließlich hat er sich mit dem Verlust seiner Vorrechte zugunsten eines stabilen Staatswesens abgefunden. Die Archonten und der Aeropag wurden praktisch bedeutungslos, nachdem die Befugnisse der Volksversammlung erweitert worden waren.