Land und Leben

Ein Beitrag von Hans Reismann

Wenn man sich das alte Griechenland auf einer Karte anschaut, so sticht es unter den Mittelmeerländern heraus. Seine Küstenlinie ist nicht kompakt wie zum Beispiel bei Italien oder Spanien, sondern sehr zerklüftet und kleingliedrig. In der Mitte Griechenlands befindet sich sozusagen das Ägäische Meer mit seinen vielen kleinen Inseln. Griechenland besitzt wenig offene und weite Landschaften. Berge und Täler bestimmen das Landschaftsbild. Sie zu überwinden war für die Griechen mühsam, weshalb sie sich in erster Linie in Meeresnähe ansiedelten und Schiffswege nutzten. Das Hinterland war weniger besiedelt. Dadurch bildeten sich kleine Stadtgemeinschaften heraus, die mit anderen Handel trieben, aber völlig unabhängig voneinander blieben. Weder hatten sie einen gemeinsamen König, noch eine gemeinsame Verteidigung. Sie bildeten ganz selbstständige Stadtstaaten, so genannte Polis.

Die vielen kleinen Inseln in der Ägäis luden das Schiffsfahrvolk zum Warenhandel ein. Der Handel wurde zum Markenzeichen der Griechen. Produkte wurden hergestellt, verschifft und an anderen Orten verkauft. Andere Waren wurden eingekauft und zurückgebracht. Damit war gutes Geld zu verdienen. Der Handel blühte mit der Zeit unter den einzelnen Stadtstaaten auf.

Das allein reichte den Griechen aber noch nicht. Mit ihren seetüchtigen Schiffen stachen sie ins Schwarze- und ins Mittelmeer und ließen sich an vielen Orte in Meeresnähe in kleinen Siedlungen nieder, um mit dem Hinterland ebenfalls Handel zu treiben. Die Siedlungen wuchsen schnell zu Städten heran. Das waren kleine Kolonien, die mit dem Mutterland durch den Handel verbunden waren. Auf diese Weise spann das kleine zerklüftete Griechenland ein riesiges Handelsnetz im gesamten Mittelmeer- und Schwarzmeerraum. Der Philosophen Platon meinte dazu: „Wir Griechen siedeln wie Frösche um einen großen Teich.“