Das Rhein-Modell-Projekt aus Pappmaschee

Ein Beitrag von Marcus Kraneburg (Freie Waldorfschule am Kräherwald / Stuttgart)

Der Rhein ist für Deutschland ein ganz besonderer Fluss. Er entspringt in den Alpen, durchfließt das Alpenvorland, die Mittelgebirge, die Norddeutsche Tiefebene und mündet schließlich in die Nordsee.

Wenn man die 1230 km lange Reise des Rheins mitmacht, lernt man Deutschland also in seiner geografischen Vielfalt tatsächlich kennen.

Die Idee:

Das Unterrichtsthema sollte auch in dieser Epoche u.a. praktisch umgesetzt werden. Am Anfang stand eine Idee, die wir, wie sich am Ende herausstellte, so allerdings gar nicht so umsetzen wollten:

Es sollte ein 4,5m langes Rhein-Modell mitsamt den großen Nebenflüssen (Main, Mosel, Neckar, Ruhr ...) entstehen. Vor meinem inneren Auge sah ich nun an den Quellen der Flüsse die Kinder meiner Klasse stehen, die mit Gießkannen in den Händen die Quellen sprudeln lassen sollten. Das Wasser wäre dann aufgrund der „berechneten" Modellneigung dem Rhein entgegen geströmt, hätte sich mit seinem Flusslauf vereint, der Rhein wäre größer und breiter geworden, um sich am Ende in das Nordseebecken zu ergießen. Wie Adern den menschlichen Körper versorgen, so durchziehen und beleben Flüsse unsere Landschaften. Das sollte von den Schülern durch dieses Rheinmodell nachempfunden werden können.

Die Klasse und ich haben uns ganz am Ende allerdings gegen das Befüllen mit Wasser entschieden, da dies einen starken Eingriff in unser hübsches Modell bedeutet hätte. Anschließend wäre es wahrscheinlich ruiniert gewesen, weil wir das Flussbett und die Modellübergänge mit einer Folie hätten abdichten müssen.

So gingen wir voran:

Ich nahm eine übersichtliche Landkarte vom Rhein und rasterte sie. Anschließend legte ich 18 Basisflächen der Einzelmodelle fest, die möglichst sinnvoll den Rhein mit seinen Nebenflüssen abdecken sollten. Die Klasse wurde in Zweiergruppen eingeteilt. Jeweils zwei Kinder übernahmen zusammen einen Baustein des Gesamtmodells.

Die Kinder bekamen von mir die Maße für den Grundsockel eine Woche vor Arbeitsbeginn. Zu Hause sollten die Seitenteile passgenau aus stabiler Pappe zugeschnitten werden. Bei diesem Arbeitsschritt durften die Eltern helfen.

 

Beginn der Arbeiten in der Klasse:

Am Montag hatten die Gruppen jeweils 6 zugeschnittene Seitenteile dabei. Ich hatte genügend braunes Packetklebeband besorgt. Eine Mutter half bei den Vorbereitungen. An den Fensterbrettern hatte sie schon das Klebeband auf Länge nebeneinander zugeschnitten. Später würden nämlich alle auf einmal die Streifen benötigen.

Dann wurde geklebt....

Tücken bei diesem Arbeitsschritt, falls man Ähnliches probieren möchte:

  • Gut ist es, von innen UND von außen die Klebestreifen zu setzen. Ansonsten lassen sich die Seitenteile zu leicht eindrücken, da sie keinen Widerstand haben.
  • Es ist wichtig, die Seitenteile AUF und nicht NEBEN die Basisfläche zu kleben. Die Kiste wird dadurch stabiler.
  • Grundsätzlich wäre zu überlegen, ob man für die Deckenseite Sperrholz nimmt. Später benutzen wir viel Leim und damit senken sich die Modelle in der Mitte ab.

 

In diesem Zustand waren sie noch gut stapelbar, aber das änderte sich bald.

Jede Gruppe bekam die oben abgebildete Rheinkarte. Der Sockel wurde nun nach Süden (Richtung Tafel) ausgerichtet, um die Himmelrichtungen auf die Seitenwände schreiben zu können. Das war für die spätere Orientierung sehr wichtig. Jetzt wurde die Rasterung auf das Modell übertragen. Ein Kästchen auf der Karte hatte eine Länge von 15 cm auf dem Sockel. Anschließend wurde der Flussverlauf eingezeichnet. Am Ende dieser Stunde konnte zum ersten Mal der ganze Rhein richtig hingelegt werden. Man sah nun, wo genau gearbeitet wurde und wo man noch nachbessern sollte, denn die Übergänge mussten exakt stimmen.

Für den nächsten Tag hatte ich mir aus dem Baumarkt Styroporplatten mit 3 cm Stärke besorgt, die ich in Streifen zuschnitt. Diese Streifen wurden nun von den Kindern rings herum auf das Modell geklebt, um eine gleichmäßige Höhe zu garantieren. Jetzt sollte das Flussbett entstehen. Dafür wurden links und rechts des Ufers kleinere Styroporstücke geklebt. Für das Flussbett sollte eine Handbreit Platz bleiben.

Das Flussbett wurde mit Zeitungspapierkügelchen und Tapetenleim plastiziert. Zum Leimanrühren- und austeilen half mir wiederum eine Mutter. Ansonsten hätte man als Lehrer keine Zeit, von Gruppe zu Gruppe zu gehen. War das Flussbett fertig, wurden alle anderen Zwischenräume ebenfalls plan aufgefüllt. Damit ergab sich wiederum eine glatte Oberfläche, in die sich das Flussbett absenkte. Nun war Wochenende und das Modell konnte trocknen.

Ich zeichnete am Sonntag die Höhen (in cm) und Flächen der Berge und Gebirge ein. Am Montag setzten dies die Kinder wieder mit Leim und Zeitungspapier um. War dies fertig, so brauchte das Modell wiederum 2 Tage zum Trocknen.

Mit weißer Wandfarbe verwandelten wir unser Rheinmodell in kurzer Zeit in eine Schneelandschaft.

Am nächsten Tag wurde der Flusslauf mit Blau ausgemalt und die Ländergrenzen mit Rot eingezeichnet. Wo sich Städte befanden, machten wir einen orangenen Punkt ...

... und nach 24 Stunden gestalteten wir mit verschiedenen Grün- und Brauntönen das Modell farbig komplett.

Später entstanden noch verschiedenfarbige Papierfähnchen an Zahnstochern, mit denen wir Flüsse, Städte und Gebirge markierten.

 

Jetzt waren wir fertig!
Das Modell stellten wir dann im Foyer der Schule aus.

Die Kinder waren sehr stolz darauf UND zugleich kannten sie sich recht gut damit aus.