Kunstprojekt: Das Mahl

Ein Beitrag von Monika Di Donato (Klassenlehrerin und Kunstlehrerin an der Freien Waldorfschule Havelhöhe)

Das Mahl

Die Schüler der 11. Klasse haben sich im Rahmen einer neunwöchigen Kunstepoche (jeweils 4 Wochenstunden) mit dem Thema: „Stuhlobjekte“ befasst.

Der praktischen Arbeit ging eine gedankliche Auseinandersetzung auf zwei Ebenen voraus. Einerseits haben die Schüler anhand von Beispielen aus der Kunstgeschichte die Entwicklung des Gegenstands als eigenständiges Bildmotiv kennengelernt, andererseits die kulturgeschichtliche Entwicklung der Stuhls, die in engem Zusammenhang mit der Geschichte der Sesshaftwerdung steht.

Eine weitere Inspirationsquelle waren die Möbelskulpturen von Timm Ulrichs, die den Schülern in Form des Katalogs „Timm Ulrichs macht mobil“ zur Verfügung stand. Das Buch „Schaukelstuhl und Himmelsthron“, die Geschichte des Sitzens von Hajo Eickhoff trug ebenfalls zur Ideenfindung bei.

Die Schüler arbeiteten mit verschiedenen Medien, die von Fotografie und Film bis hin zu serieller Fertigung mit Alltagsmaterialien reichten.

In der Installation : „Das ewige Mahl“ wird der kulturgeschichtliche Aspekt des Stuhles in schöner Weise mit der Autonomie des Alltagsgegenstands in der Kunst miteinander verknüpft., bzw. wieder auf die Symbolhaftigkeit des Gegenstands zurückgeführt. 

 

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Aus durchsichtigen Plastikbechern, fertigten die Schüler eine Serie von gleichförmigen Stühlen. In strenger Symmetrie wurden jeweils 6 Stühle gegenüber gestellt, dazwischen eine Lücke für einen imaginativen Tisch, an dessen Kopfende der dreizehnte Stuhl stand. Herbstblätter umgeben die Inszenierung, flüsternde, sich überlagernde Stimmen sprechen den Bibeltext : das Mahl. (Lukas22, 14 - 23 ). Eine Momentaufnahme des letzten Abendmahls entsteht.

Der Stuhl hat seinen Ursprung im Thron des Königs und in der christlichen Religion. Erst saßen die Herrscher, dann die Kirchenältesten. Im 10. Jahrhundert wurde das Chorgestühl erfunden, auf dem die Mönche während der Lesung in der Kirche saßen. Erst 400 Jahre später wurde von Michael Thonet der erste Massenstuhl entworfen.

Mittels poverem Material: Plastikbecher und Herbstblätter wird ein sakraler Raum geschaffen und es entstehen eigenwillige Bezüge: Die durchsichtige Materialität der Partybecher, die mit Tesafilm zusammengehalten werden, nimmt Kontakt auf mit den welken Blättern, die geflüsterten Stimmen greifen die verborgene Akustik des Laubs auf und geben der Installation einen Rahmen. Der simple Plastikbecher wird erhöht und bekommt durch die Inszenierung die Symbolhaftigkeit des sakralen Kelches.

Monika Di Donato

 

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