Vom Ostergras bis zum Stroh der Krippe
Ein Beitrag von Heike Walter (Waldorfnaturgruppe in Aalen)
Zwei Wochen vor Ostern bringen die Kinder eine Tonschale von daheim mit. Diese wird mit Erde gefüllt und der Sprießkornweizen eingesät. Wir versehen die Tonschale mit einem Namensschild (aus einem Wasserfarbenbild in Eierform ausgeschnitten) und einer roten Schleife. Nun wird jeden Morgen der Osterweizen tüchtig gewässert und bald schon schauen die ersten Spitzchen hervor. Am Wachsen des Weizens (man kann dann fast zuschauen) haben die Kinder viel Freude.
Kurz vor Ostern dürfen sie ein ausgeblasenes Ei bemalen und an einem Schaschlikspieß befestigt in ihr Ostergras stecken. Ein paar Tage später wandert dann ein selbstgestaltetes Häschen aus Holz oder Wolle in das Ostergras und macht es sich dort gemütlich.
Am letzten Kindergartentag vor den Ferien werden dann die Schalen mit heimgenommen und weitergepflegt und der Osterhase legt an Ostern ein rotes Ei hinein.
Das wachsende Ostergras kann im Garten, Balkon oder am Wegrand ausgepflanzt werden und als reifes Korn an Erntedank wieder mitgebracht werden. Die Körner dreschen wir dann mit kleinen Hölzern aus der Ähre, mahlen diese und mischen das Mehl zu unserem Erntebrot. Das Stroh kommt an Weihnachten in die Krippe.
So erleben die Kinder einen ganzen Kreislauf vom Samen zur Frucht mit.


Osterfesttag
Am Montag nach den Ferien finden sich die Kinder wieder im Kindergarten ein, erfüllt von den Erlebnissen des Osterfestes daheim. Jedes Kind gestaltet mit Moos, Blumen, Gräsern, leeren Schneckenhäusern sein Nestchen im Garten. Am darauffolgenden Tag kommen alle wie gewohnt in den Kindergarten.
Bevor wir zum Frühstücken gehen, finden die Kinder ein großes Nest aus Birkenreißig und Moos, mit Blumen geschmückt, gefüllt mit roten Ostereiern, die gleich zum Frühstück zum Osterbrot am reich gedeckten Tisch, geschmückt mit Kerzen und unseren Kindergarten-Osterschalen, gegessen werden.
Nach dem Frühstück sucht jedes Kind ein weiteres rotes Ei im Garten. Dieses darf dann in einer hellgrünen Serviette, mit rotem Band versehen, mit nach Hause genommen werden.
Mit Osterliedern und Sprüchen klingt diese Zeit langsam aus.
Wir wollen suchen
unter den Buchen
unter den Linden
werden wir finden
ein Nestchen mit Heu, ein goldenes Ei
und der Osterhase hüpfte vorbei.

