Höhlenwanderungen: Klassenfahrt nach der Gesteinskunde

Ein Beitrag von Marcus Kraneburg (Freie Waldorfschule Freiburg St. Georgen)

Unsere Klassenfahrt in der 6. Klasse stand ganz im Zeichen der Gesteinskundeepoche, die wir direkt vor unserer Reise im letzten Schuljahr hatten. Mit 24 Kindern und 5 Erwachsenen fuhren wir auf die Schwäbische Alb, die besonders reich an Höhlen ist. In Münsingen in der Nähe von Bad Urach buchten wir für 4 Tage das CVJM Heim. Mit drei Sprintern (Neunsitzern) waren wir vor Ort sehr flexibel.

Da wir die Fahrt selbst organisiert hatten und wir uns selbst verpflegten, war Reise mit insgesamt 120 Euro pro Nase recht günstig.

Auf dem Programm standen

  • Schiefersteinbruch Ohmden
  • Gustav-Jakob Höhle
  • Falkensteiner Höhle
  • Wanderung zum Randecker Maar und durch das Schopflocher Torfmoor
  • Laichinger Tiefenhöhle

Es war eine erlebnisreiche Klassenfahrt, bei der das Element Stein hautnah erlebt wurde: Suchend im Schiefersteinbruch, mit Mut und großem körperlichem Einsatz durch die Gustav-Jakob Durchgangshöhle und durch die wasserführende Falkensteiner Höhle, dann eher beschaulich auf der Wanderung das Maar und das Hochmoor. Zum Schluss ging es dann in der Laichinger Tiefenhöhle noch mal tief unter die Erde.

Eine solch themengebundene Klassenfahrt, die auf eine Epoche Bezug nimmt, hat sich als sehr vertiefend herausgestellt.

Hier nun einige Bilderimpressionen. Auch wenn einige Bilder relativ unscharf geworden sind, vermitteln sie doch einen guten Eindruck.

Schiefersteinbruch Ohmden

Im Schieferbruch besteht die Möglichkeit selbst nach Fossilien zu suchen. Die Fundhäufigkeit ist relativ hoch, angefangen von verschiedenen Ammoniten, Belemniten und versteinertem Holz (Gagat), sind Teil- bzw. Fragmentfunde von Ichthyosauriern und Fischen möglich

Gustav-Jakob-Höhle

Die Gustav-Jakob-Höhle ist mit 427 m Länge die längste Durchgangshöhle der Schwäbischen Alb in Deutschland. Sie ist zwar an einigen Stellen recht eng, dennoch aber leicht zu befahren, da sie sich vorwiegend nur in der Horizontalen ausbreitet.
Die Höhle befindet sich im oberen Lenninger Tal zwischen Grabenstetten im Westen und Lenningen-Schlattstall im Osten. Sie verläuft von Norden nach Süden unter der Ruine Hofen und folgt im Wechsel den Schichtfugen und Klüften im anstehenden Kalkgestein des Weißen Jura. Sie wurde 1936 von Gustav Fetzer und Jakob Kazmeier offiziell entdeckt und nach ihren Entdeckern benannt. Die Höhle ist ein Überwinterungsbiotop für Fledermäuse und daher jeweils vom 1. Oktober bis 31. März geschlossen.

Wir teilten uns so auf, dass nach jeweils 6 Kindern immer ein Erwachsener ging. An der Spitze und am Ende gingen natürlich auch ein Erwachsener. Da die Höhle - wie gesagt - an einigen Stellen eng wird, sind die Kinder nach 30-40 Metern gefragt worden, ob sie sich wohlfühlen oder lieber mit dem letzten Erwachsenen zurückgehen möchten. Einige wenige Kinder kehrten lieber um. Die Höhle wird nur an einer Stelle etwas höher, wie in einer kleinen Kapelle. Es gibt 2-3 Gabellungen, bei denen man sich immer abwärts hält. Das ist eigentlich kein Problem. Allerdings sollte man als Betreuer die Höhle einmal zuvor durchwandert bzw. durchkrochen sein, bevor man mit den Kindern geht. Die Höhle ist insgesamt ungefährlich. Trotzdem geht man auf eigene Gefahr. Ausgangs- und Eingangsstelle sind verschieden, aber nicht sehr weit voneinander entfernt.

Bei sehr nassem Wetter ist es schwierig zum Höhleneingang zu gelangen, weil der Erdboden abschüssig und dann glitschig ist. Um zum Startpunkt zurückzugelangen muss man eine ca. 4 m hohe Betonrampe an einer senkrechten Eisenleiter hinaufklettern.

 

Wir waren bereit ....

 

Auf dem Weg zum Höhleneingang

 

Kurzes Sammeln bevor wir in die Dunkelheit eintauchen werden.

 

Und ab in die Höhle

 

Nach 427 Metern der Ausgang

 

Geschafft und stolz!

Falkensteiner Höhle

Anschließend sind wir über Wanderwege zur Falkensteiner Höhle gewandert. 3 Erwachsene fuhren mit den Sprintern auf direktem Wege dorthin. Die Falkensteinerhöhle ist ein Erlebnis ganz anderer Art.

Wir wussten, dass wir bei der Befahrung dieser aktiven Wasserhöhle nass werden würden. Wenige Kinder besaßen eine Neoprenanzug. Wir anderen waren darauf vorbereitet uns in Mülltüten zu kleiden, die wir zu einem Anzug verklebten. Das verhinderte, dass das vom Körper leicht temperierte Wasser wieder abfloss. Immerhin ist das Wasser nur ca. 7 C° kalt! Die Distanz zum ersten Siphon beträgt etwa 400 m. Dort hätte man tauchen müssen, was wir natürlich nicht getan haben!! Aber auch bis dahin ist es ein Sinneserlebnis pur.

Die Falkensteiner Höhle ist im Gegensatz zur Gustav-Jakob Höhle an keiner Stelle eng. Man hat überall genügend Platz. Die ersten Meter muss man sich als Erwachsener ein wenig ducken, dann aber nicht mehr. Langsam beginnt man im Wasser zu stehen, man klettert über große Steine. Das Wasser ist sehr klar und die Tiefe variiert. Es gibt 2 überraschende Momente: Wenn die Stiefel voll Wasser laufen zieht man zum ersten die Luft ein. Dann kommt viel später eine Stelle, bei der man die Kinder vorne kreischen hört. Je nach Wasserhöhe und Körpergröße tritt man nämlich ins Leere und man ist plötzlich bis zur Schulter im Wasser oder muss gar schwimmen. Dieser Schreck ist dann einfach hörbar :-) Beim Siphon angekommen, kann man noch zeigen, wo es weitergehen würde - dann kehrt man jedoch wieder um.

Auch hier teilten wir uns in der Reihenfolge von Erwachsenen und Kindern wie in der Gustav-Jakob Höhle auf. Obwohl es wahnsinnig kalt ist, hat sich niemand verkühlt. Auch diese Höhle begeht man auf eigene Faust. Man kann sich nicht verlaufen, weil es keine Abzweigungen bis zum ersten Siphon gibt. Als Abenteurer braucht man keinen externen Führer. Bevor man die Höhle mit einer Klasse begeht, muss man sie natürlich zuvor selbst getestet haben!

 

Die neueste Höhlenmode

 

Beim Höhleneingang

 

Noch ein letztes Bild ...

 

Das eiskalte Wasser bis zu den Knien, später bis zum Hals.

 

Später in der Unterkunft musste einiges getrocknet werden.

Randecker Maar

An unserem Wandertag wanderten wir zuerst zum Randecker Maar. Wir hatten die Entstehung von Maaren in der Gesteinskundeepoche behandelt. Beim Randecker Maar, das heute kein Wasser mehr enthält, wurden zahlreiche Fossilfunde gemacht. Das Trockenmaar ist heute zum Tal hin geöffnet und hat einen Durchmesser von circa 1,2 km.

Schopflocher Torfmoor

Dann ging es von dort weiter zum Schopflocher Torfmoor. Im Zusammenhang mit der Entstehung von Kohle haben wir Moore kennengelernt. Das Schopflocher Torfmoor ist das einzige größere Hochmoor der Schwäbischen Alb und befindet sich nördlich von Schopfloch, einem Ortsteil der Gemeinde Lenningen auf der Albhochfläche.

Entstanden ist es durch die Verwitterung von Basalttuff aus einem Vulkanschlot des Schwäbischen Vulkans, die zur Bildung einer wasserundurchlässigen Tonschicht führte - eine Seltenheit in dieser Umgebung. Der Maarsee, der sich über dieser Tonschicht bildete, ist im Laufe der Zeit verlandet.

Der Abbau des Torfes begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 1942 wurde das Moor zu einem Naturschutzgebiet erklärt, nachdem der Schwäbische Albverein bereits 1931 die Überreste des durch Torfabbau und Entwässerungsmaßnahmen nahezu ruinierten Moores aufgekauft hatte. Obwohl dieses Naturschutzgebiet später noch erweitert wurde, entwickelt sich die moortypische Fauna und Flora weiterhin zurück, da nach wie vor viel Wasser abfließt und der verbliebene Torf stark mineralisiert ist. Auffällig sind u. a. die Moor-Birken mit ihren „Hexenbesen". Das Moor selbst wird nur vom Regenwasser gespeist.

Ein Rundweg ab dem Otto-Hoffmeister-Haus, der teilweise über einen Schwellenweg führt, und ein Informationszentrum sollen dazu dienen, Besuchern die letzten Überreste dieses Hochmoors vorzustellen.

Auf dem Rückweg am letzten Tag besuchten wir noch die Laichinger Tiefenhöhle.

 

Laichinger Tiefenhöhle

Die Tiefenhöhle Laichingen ist die einzige begehbare Schachthöhle in Deutschland. Mit 86 m Tiefe und 1 348m Gesamtlänge zählt sie zu den bedeutendsten Karstobjekten der Schwäbischen Alb. Über mehrere Eisentreppen kann der Besucher auf einem 330m langen Weg bis in eine Tiefe von 55m gewaltige Schächte und große Hallen bewundern.

Dann sprinteten wir mit unseren Sprintern wieder nach Freiburg.

Schön war's!