Mit Bewegung in den Tag
Ein Beitrag aus der Michael-Schule Freiburg
In sogenannten „Rhythmischen Teil" des täglichen Hauptunterrichts bewegen sich die Kinder in den unteren Klassen zu Liedern, Gedichten sowie in Reigen- und Bewegungsspielen. Dabei geht es zunächst vor allem um die Wahrnehmung des eigenen Körpers, um Koordinationsübungen, um rhythmische Bewegungen in Verbindung mit Musik und Sprache, um das Kennenlernen und Sichern von rechts und links, um Geschmeidigkeit und um Geschicklichkeit im Umgang mit dem eigenen Körper.
Für die Klassen 7 bis 9 gibt es in der Michael-Schule ein besonderes Angebot: Sie starten täglich mit einer halben Stunde Sport in den Schultag. Die Schüler/innen können zwischen den Angeboten Stockkampf, Tanzen, Ballspiele und Joggen wählen und finden sich hierfür von 8 Uhr bis 8.30 Uhr in klassenübergreifenden Gruppen zusammen.
Über den Wert dieses Angebots schrieb Dr. Karl Friedmann in einem Brief an die Michael-Schule:
Die Schülerinnen und Schüler Ihrer Schule können sich glücklich preisen, dass sie sich vor dem Lernen erst bewegen dürfen. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass das Gehirn nach Bewegung am besten funktioniert!
Körperliche Bewegung löst physiologische Veränderungen aus, die die Funktion des Gehirns optimieren: Gehirnzellen werden angeregt, sich zu vermehren und sich miteinander zu verbinden, und durch Vermehrung von Botenstoffen können die Gehirnzellen besser miteinander kommunizieren.
Um etwas lernen zu können, müssen zum einen neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen hergestellt werden und zum anderen muss die Kommunikation zwischen den Nervenzellen funktionieren. Damit schafft Bewegung im Gehirn optimale Bedingungen für das Lernen.
Es konnte nachgewiesen werden, dass Kinder durch eine tägliche Sportstunde in den kognitiven Fächern konzentrierter sind und ihre Schulnoten und ihr Sozialverhalten verbessern (weniger Aggressionen, weniger Unterrichtsstörungen). Es konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass normalgewichtige Kinder in Deutsch und Mathematik bessere Noten haben als Übergewichtige (weniger Bewegung). Bei der Untersuchung von über einer Million Schülern in Kalifornien ergab sich, dass körperlich fitte Kinder deutlich besser lesen und rechnen können als weniger fitte Kinder.
Vor diesem Hintergrund haben schon vor Jahren mehrere Schulen in der Nähe der Stadt Chicago (USA) eine sogenannte „Nullte Stunde" eingeführt. Alle Schülerinnen und Schüler haben vor Beginn des Unterrichts 30 Minuten Sport. Diese Schulen gehören bei Vergleichstests in Mathematik und Naturwissenschaften inzwischen zu den drei besten Schulen der Welt.
Leider gibt es bei uns nur wenige Schulen, die ihren Schülern täglich eine sportlich aktive Bewegungseinheit anbieten. Ihre Schule gehört dazu, sie wird den Kindern somit viel gerechter als andere Schulen.
Den Verantwortlichen, die den Mut hatten, dies zu initiieren und umzusetzen, möchte ich im Namen der Kinder herzlich danken.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Karl Friedmann