Eulengeschichten

Warum müssen all die Eulen
in Gedichten immer heulen?
Fällt den Dichtern auf den Reim
„Eulen“ stets nur „heulen“ ein?
Lasst die Eulen doch mal lachen
oder lust’ge Streiche machen,
wie die freche Eule Quastor,
sie wohnt hinterm Haus vom Pastor.

Neulich stahl sie, mit Geschicke,
seine einzige Perücke,
die nun ziert der Eule Nest
hoch im Baume im Geäst.
Oh, wie hat sie es bequem,
herrlich weich und angenehm!
Stolz sitzt sie auf dieser Pracht,
ja, ihr Glück, das war gemacht.

Denn schon bald hielt sie das Händchen
eines schmucken Eulenmännchens,
der von dieser Mitgift hörte
und sie drum zur Frau begehrte,
er konnt’ ihr nicht widersteh’n,
fand das Nest auch gar zu schön!
Keine Eule weit und breit
hat so viel Bequemlichkeit.

Allen war es sonnenklar,
glücklich ist dies Eulenpaar.
Innig liebten sich die beiden
dort hoch droben in den Zweigen.
Bald nach ihrer Hochzeitsfeier
legt Frau Eule vier, fünf Eier
sanft in das Perückennest,
ach, war das ein Freudenfest!

Nur der arme Herr Pastor
jammerte, weil er so fror,
denn er hatte, wie man sah,
auf dem Kopf kein einzig’ Haar.

Hans Harress

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