Thryms Lied
Stabreimrezitation - auch szenisch spielbar
Sprecher: Chor, Thor, Loki, Freya
Wütend war Wingthor, als er erwachte.
Wer hatte den Hammer ihm heimlich geraubt?
Er schüttelt den Schopf und schwenkt den Bart.
Es greift der Gott wild grollend umher.
Da redet Thor rühmlich die redlichen Worte:
Lausche, o Loki, liebreich dem Jammer.
Nicht oben, noch unten ahnet ein Wesen,
wer mir entwendet die Waffe im Schlaf.
Freya in Folkwang zu finden sie eilten.
O Freya, leih froh uns dein Federhemd heute,
dass spähend wir suchen den sündigen Dieb
und heim uns holen den heiligen Hammer.
Euch geb ich es gerne, wenn`s gülden auch wäre
und hoffe, es hilft euch, den Hammer zu finden.
Flatternd im Federhemd flog Loki fort,
abwärts von Asgard, eilend gen Jotunheim.
Da thronte Thrym auf trotzendem Fels,
wirkend mit Wonne ein wollenes Tuch.
O leuchtender Loki, was lenkt dich zu mir?
Wie und warum wandelst so weit du allein?
Wohnst du als Wane nicht wonnig in Asgard?
Schlecht geht`s den Schöpfern des Schönen im All.
Hast aus der Höhe du Thors Hammer geraubt?
Thors Hammer ich holte heimlich zu mir.
Tausend schritt tief unterm Torf er ruht.
Fordern ihn darf, wer Freya als Braut mir führet ins Haus!
Flatternd im Federhemd flog Loki fort,
aufwärts gen Asgard eilend von Jotunheim.
Thor am Tore schon trat ihm entgegen
und redete rühmlich die redlichen Worte.:
Lande, o Loki, lieber nicht gleich;
denn sitzend versäumt man zu sagen so viel,
und lästige Lügen spinnt liegender Mann.
Thursenkönig Thrym fort trug deinen Hammer.
Tausend Schritt tief unterm Torf er ruht.
Fordern ihn darf, wer Freya als Braut ihm führet ins Haus.
Freya in Folkwang zu finden sie eilten.
Da redet Thor rühmlich die redlichen Worte:
Binde nur balde die Brautlinnen um,
freudig zu feiern dein Fest in Jotunheim.
Mit zischender Zunge zürnte da Freya.
Es bebten die Berge und Burgen der Götter.
Meinet ihr Memmen, dass mannstoll ich sei
und reise ins Reich der Riesen als Braut?
Götter und Göttinnen gingen da alle,
Rat zu schaffen in redlicher Runde.
Heimdall der hellste hub an zu reden,
er wusste als weisester Wane den Rat:
Bindet die Brautlinnen um die Brust des Thor.
Hängt um den Hals viel helles Geschmeide.
Schlüssel lasst schellen am schmückenden Gürtel.
Hoch dem Helden die Haare dann bindet.
Da redet Thor rühmlich die redlichen Worte:
Willst du als Weib mich, o Wane, verlachen?
Nicht aus Spott, nur aus Sorge sage ich dieses.
Schweige nun schamhaft und schwätze nicht mehr!
Holst du den Hammer hierher nicht sogleich,
bebauen den Boden wohl bald hier die Joten.
Bänglich ließ binden in Brautlinnen sich Thor.
Schön geschmückt zum Scheine er ward.
Loki da ließ sich listig vernehmen:
Mich sollst als Magd du mit dir führen.
Wir ziehen zu zweit, gezieret als Weiber!
Bald die Böcke herbei geholt waren;
mit klapperndem Karren sie kamen nach Jotunheim.
Da thronte Thrym auf trotzendem Fels.
Bringt mir die Braut mit brünstigem Jubel.
Tragt auf die Tische Getränke und Speisen.
Gold und Güter - ich gönne es allen.
Freya nur fehlte zur Freude mir noch.
Zu Tische nun traten die Thursen und Asen.
Einen Ochsen allein aß da die artige Braut.
Es mundet der Met ihr über die Maßen.
Angstvoll beäugte da Thrym seine Asenbraut.
Und sinnreich sprach die sorgende Magd:
Ach, die Arme, sie aß nicht seit Tagen,
so sehr sie sich sehnte ins sonnige Jotunheim.
Lüstern da lüftet die Linnen der Thurse
zu schauen die schüchterne Schöne.
Doch Feuer flammte aus Freyas Augen
dass taumelnd der Thurse trat zurück.
Und sinnreich sprach die sorgende Magd:
Neun der Nächte schlief Freya nicht,
so sehr sie sich sehnte ins sonnige Jotunheim.
Voll der Freude befahl da Thrym:
Holt den Hammer, das heilige Pfand,
Mjölnir mögt ihr der Maid verehren.
Da lachte im Leibe Lokis Herz.
Thor betastet die traute Waffe,
hob auf den Hammer und hieb auf den Riesen,
dass tot lag da der trotzige Thurse,
der hatte den Hammer heimlich geraubt.
So holte Thor heim seinen Hammer nach Asgard.
Joachim Maidt