Schön gestaltete Sprechstäbe
Ein Beitrag von Sven Saar (Freie Waldorfschule Wahlwies)
Die lange Geschichte unserer Stöcke
Wir haben die Stöcke in der ersten Klasse "geerntet": Die siebte Klasse hatte nach ihrer Waldepoche alle Äste zurückgelassen, die für Brennholz zu dünn waren. Dann sind wir hinterher und haben mit Hilfe einiger Eltern Äste gesammelt und daraus gleich im Wald Meterstäbe gesägt. Später haben wir sie sortiert und gezählt (es waren 221, glaube ich).
In der zweiten Klasse habe ich aus den Stäben Strickleitern, Schaukeln und Hängebrücken für den Klassenparcours und den Pausenhof gebaut. In der Dritten wurden sie als Rohmaterial für die Vogelscheuche eingesetzt.
Unsere Sprechstäbe
Dann haben wir von den restlichen Stäben die besten aufgereiht, und jeder dufte sich einen aussuchen, den er dann über die Sommerferien individuell gestalten sollte. Ich habe keinerlei Vorgaben gegeben bezüglich Ästhetik und war hoch beeindruckt, wie viel Mühe sich die Kinder (und wahrscheinlich auch Eltern) gegeben hatten, die Stäbe hochwertig zu individualisieren. Ich hatte angekündigt und auf dem Elternabend eingehend erklärt, worum es sich bei den "Sprechstäben" handelt - schließlich sollten die Eltern auch verstehen, worauf es bei den poetisch unvertrauten Zeugnissprüchen ankommt.
In diesem Schuljahr kamen die Stäbe dann beim Rezitieren der Sprüche, aber auch bei Klassengedichten ("Urzeit war es...") zum Einsatz. Auch im Klassenspiel wurden sie intensiv genutzt, da wurde zum Beispiel die Midgardschlange von sechs Kindern dargestellt, die flaggenähnlich grüne Tücher an ihren Stäben befestigt hatten und dann hintereinander über die Bühne sausten, um Thor nach und nach "einzuwickeln". Im rhythmischen Teil haben wir die Stäbe zum Klopfen von Rhythmen verwendet und dabei auch Notenwerte geübt. (Bruchrechnung...)
Praktisch wäre noch hinzuzufügen, dass wir aus alten Fahrradschläuchen für jeden Stab einen "Stopper" gefertigt haben, da sonst natürlich der Fußboden leiden würde. Die Stäbe sind oberhalb des Griffes mit Lederbändchen versehen und an der Wand gegenüber der Tafel alle in einer Reihe nebeneinander aufgehängt. Das sieht schön aus und verleiht dem Klassenzimmer auch seinen besonderen Charakter.