„Das Drama der Zahl“ in 11 Akten

Ein Beitrag von Matthias Klein

1 Die größte Zahl
Ich bin die Eins.
Ich steh allein.
Doch gehen alle anderen Zahlen
bei mir aus und ein.


2 Tag und Nacht
Zwei sind wir, Tag und Nacht.
Dem einen scheint der Sonne,
dem anderen der Sterne Pracht.
Doch ist das Ganze erst vollbracht,
wenn sich in eines finden, Tag und Nacht.


3 Vater, Mutter, Kind
Gemeinsam treten wir jetzt vor
aus unserm Haus, durchs hohe Tor.
Fest halten wir uns an der Hand,
uns eint ein einzig, heilig Band.
Obwohl wir Vater, Mutter, Kind,
wir doch eine Familie sind.


4 Jahreszeiten
Ich lass die Blumen blüh’n, die Gräser schießen;
ich lass die Sonne glüh’n, die Saaten sprießen;
in Gold und Rot tauch ich der Bäume Blätter;
Frost Eis und Schnee, das ist mein Wetter.
Man nennt uns Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Wir sind zwar vier, doch jedem ist es klar:
Zusammen sind wir erst ein ganzes Jahr!


5 Die Hand
Ich bin der Daumen, ich der Zeigefinger;
ich bin der Längste, man nennt mich Mittelfinger;
ich trag den Ring, als ganz besond’re Würde.
Ich bin der Kleinste und frei von jeder Bürde.
Sind wir zu fünft im guten Stand,
so sind wir eine fleiß’ge Hand.


6 Der Bergkristall
Zusammen sind wir stets sechs Ecken.
Zwei vorne, rechts und links je eine
und zwei ganz hinten sich verstecken.
Der Glanz, in dem wir stets erscheinen,
wenn uns ein helles Licht durchstrahlt,
entsteht, wenn wir zu einem uns vereinen:
Zum Bergkristall, der Farben malt.


7 Die Woche
Der Sonntag schaut lauschend voraus
und bauet uns ein goldnes Haus.
Der Montag zeigt uns weit und breit
im Schein des Lichts Weltherrlichkeit.
Der Dienstag tritt uns stark entgegen
und gibt der Arbeit seinen Segen.
Der Mittwoch kommt im Sturmesschritt
und nimmt uns eilend mit sich mit.
Der Donnerstag, er spricht besonnen:
„Bedenke was du hast begonnen!“
Der Freitag mahnt uns mit Bedacht:
"Vergiss mir nicht der Erde Pracht!"
Der Samstag ruft uns mutig zu:
„Ergreif Dein Ziel in guter Ruh!“
Oft gehen wir vorüber ganz geschwind,
weil wir zu siebt grad eine Woche sind.


8 Der Würfel
Zu jeder Zahl, die man an mir findet,
gehört die Zwei, die alles an mir bindet.
Und jeder weiß, der dies wohl bedacht:
Befinden sich an mir der Ecken acht
steh ich als Würfel da in voller Pracht!


9 Auf die Erde kommen
Tief in Gottes Schoß schläft das Menschenkind.
Doch bevor es seinen Lebensweg beginnt,
tragen es neun Engel durch die Himmelreiche,
dass es hier auf Erden seinem Schöpfer gleiche.


0 Die Null
Ich bin ein Nichts, doch werde ich
sehr gern und oft gebraucht.
Ich mach die Eins zur Zehn, (die Zwei zur Zwanzig)
mit meinem dicken Bauch.
Geh ich gar zweimal hinterdrein -
dass ihr euch nur nicht wundert -,
So werd ich eine große Zahl;
man nennt mich dann Einhundert.


36
Wir stehn hier grad und fleißig
gleich einer großen Masse.
Wir sind zwar sechsunddreißig
doch trotzdem eine Klasse.

Matthias Klein

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