Waldklasse

Ein Beitrag von Elsbeth Maria Leitner (Christophorus-Schule in Mühltal)

Die Christophorus-Schule in Mühltal, bei Darmstadt, ist eine heilpädagogische Waldorfschule mit ca. 120 Schülern in 12 Jahrgängen.

Unsere derzeit 2. Klasse besteht aus 8 Kindern, 6 Teilhabeassistenten und mir als Lehrerin.

Im Schuljahr 2019/20 begannen wir als 1. Klasse an 4 Tagen der Woche direkt nach der sehr bewegten Hauptunterrichtseinheit uns auf den Weg zu unserem festen Waldplatz zu machen. Diesen hatten wir uns vom Forstamt genehmigen lassen. Mit der Zeit entstand dort durch die tatkräftige Arbeit aller Kinder und Erwachsenen ein eigener Lebensraum, den wir bald als unser „Waldklassenzimmer“ benannten.

Bis zum Unterrichtsschluss frühstückten ...

... bewegten, spielten, entspannten und lauschten wir nun an diesen 4 Vormittagen, von Schulbeginn an, alle im Wald. Unser Waldklassenzimmer ist für einen Erwachsenen in ca. 7 min von der Schule zu Fuß erreichbar.
 

Wie lang wir täglich dorthin benötigen, hängt von der Verfassung der einzelnen Kinder ab. Irgendwann kommen wir aber immer an.

Obwohl dieser Platz an einem Hang mitten im Wald gelegen ist, gelang es unter der Mithilfe aller dort mehrere Bereiche einzurichten.
 

Hier „lösten wir Lawinen aus“ um Lehmerde zum Aufschütten der Ebenen zu „gewinnen“.
 

Die Waldtreppe hoch zu unserem Platz

Das mit Stöcken befestigte Waldsofa.

Reigenplatz mit festem Material-Lager.
 

Der Sitzkreis

Brückenbau
 

Der Barfußpfad

Als Projekt zum Schuljahres-Abschluss der 1. Klasse errichteten wir dort in mehreren Wochen auch einen Barfußpfad, der von der Kinder sehr gerne angenommen wurde. Während dieser Projektwochen gingen wir täglich die große Runde zum Waldplatz. Auf dem Weg dorthin bestimmten wir Blumen, Sträucher, Bäume und Tiere und sammelten Materialien für den Barfußpfad. Danach fand unser Frühstücksritual statt und anschließend die Bau- und Freispiel-Phase. Mit der Märchenzeit und dem Abschlussspruch endete dann der tägliche Unterrichtstag im Wald.
 

An manchen Tagen bauten wir Steinmännlein oder ... 

... machten Spaziergänge in der Modau, dem an die Schule angrenzenden Bach. Hatten wir im 1. Schuljahr „nur“ die Frühstücks-, Freispiel- und Erzählzeit am Waldplatz verbracht, so änderte sich der Tagesablauf im jetzigen 2. Schuljahr noch einmal deutlich. Nach den Sommerferien, starteten wir damit, den kompletten Unterrichtstag an 4 Tagen im Waldklassenzimmer abzuhalten.
 

Dafür schleppten wir alte Schultische und -stühle zu unserem Waldplatz hoch und gaben ihnen auf einer schon dafür errichteten Ebene, eine neue Heimat.

Wir stellten eine Wald-Tafel und Schülertafeln für die Kinder her und errichteten einen „Ausstellungsplatz“ für die Tafeln der Kinder.
 

Geburtstagstisch

Rhythmischer Teil: Michaeli-Spiel - St. Georg erschlägt den Drachen
 

Rechnen: Rechenkreise zum Bewegen, Zählen und Rechnen

Christgeburt-Spiel
 

Um auch bei Regenwetter draußen sein zu können, haben wir nun eine Schutzplane, die innerhalb von 3 Minuten von einem Erwachsenen und einem Kind auf- und abgespannt werden kann. Die Firstschnur ist dauerhaft befestigt. Schlussendlich haben wir nun alles, was nötig ist, um richtigen Waldorfschul-Unterricht dort abhalten zu können.
 

Dreikönigs-Spiel

Formenzeichnen: Tafelarbeit

Schreibepoche: Ausstellungsplatz für die Schülertafeln
 

Mutprobe Michaeli: Blind laufen

Die täglich benötigten Dinge, wie Wasserflaschen, Sitzkissen, u.a. transportieren wir in der Schubkarre täglich aufs Neue nach oben.
 

Erzählzeit
 

Auf dem Waldplatz befinden sich nun dauerhaft unter einer Plane einige Plastikboxen, in der die Unterrichtsmaterialien und Werkzeuge aufbewahrt werden, die Kerze für den Rhythmischen Teil, das Frühstück und die Erzählzeit und der Wasserkanister mit der Lavaerde zum Händewaschen.

In den kalten Wintertagen hat derzeit jedes Kind zusätzlich eine Wärmflasche und eine mit heißem Wasser gefüllte Thermoskanne in der Schultasche. Die Wärmflaschen befüllen wir vor Beginn der Frühstückszeit, damit alle warm bleiben. Für besonders Wärmebedürftige sind in unserem Materiallager auch noch warme Decken griffbereit.

Als die ersten frostigen Wintertage begannen, verlegten wir den Unterrichtsbeginn und den Tagesabschluss wieder zurück in den Klassenraum in der Schule. Vorrübergehend werden morgens nun dort die Hausaufgaben angeschaut und neu verteilt und unser Morgenritual mit Kerze, Morgenspruch und Zeugnisspruch abgehalten.

Wenn wir während der Winterszeit nun am Ende des Waldschultages wieder zurück in unserem 2.-Klasseraum sind, wechseln wir wenn nötig die Kleidung und nehmen, wenn sehr kalt ist, ein Fußbad um die Füße wieder aufzuwärmen. Anschließend stricken wir täglich eine Reihe an Ball, Zwerg oder Flötenhülle. Zuletzt lauschen wir einer Legende und sprechen anschließend unseren Abschlussspruch.

An dem 5. Wochentag haben wir „Hausschul-Tag“, das ist bisher immer unser Mittwoch gewesen. An diesem Morgen haben wir Eurythmie, Frühstückszeit in der Klasse, Freispielzeit im Wald gegenüber der Schule, überm Brückchen am Hang und/oder Bach und anschließend noch Malen und Geschichtenzeit. Als noch keine Corona-Zeit war, wurde an diesem Tag morgens auch von zwei Kindern ein Brei gekocht, der dann von jedem, der wollte verspeist wurde.

Alle Kinder haben sich in diesen knapp zwei Jahren nun überaus gut entwickelt, sind nur äußerst selten krank, und haben riesige Fortschritte in allen Bereichen gemacht!!! Und alle, Kinder und Erwachsenen, mich eingeschlossen, gehen täglich sehr gerne zur Schule und genießen es immer draußen zu sein.

Verfasser: Elsbeth Maria Leitner, Klassenlehrerin der 2. Klasse der Christophorus-Schule Mühltal

Ihr Kommentar