Personifizierung der äußeren Dinge und Tatsachen
Rudolf Steiner, GA 304, 24. Nov. 1921
[...] Man muss sich durchaus klar sein darüber, dass über Pflanzen, über Tiere, selbst Gegenstände der leblosen Natur so gesprochen werden soll, dass das Kind noch nicht fühlt: Ich bin getrennt von diesen Dingen; dass es gewissermaßen so fühlt, wie wenn die Dinge nur eine Fortsetzung seines eigenen Wesens wären. Personifikationen der äußeren Dinge und Tatsachen, die sind in diesem Lebensalter durchaus am Platze.
Es ist ganz irrig, etwa darüber nachzuspekulieren, dass man dem Kinde, indem man ihm die Natur personifiziert, etwas beibringe, das nicht der Wahrheit entspricht. Das ist gar nicht der Gesichtspunkt, den man geltend machen muss. Der Gesichtspunkt, den man geltend machen muss, das ist der: Was bringt man an das Kind heran, damit seine Lebenskräfte sich aufschließen, damit dasjenige, was in ihm ist, aus seinem Inneren an die Oberfläche des Daseins hervortritt? Das kann man gerade dadurch, wenn man in aller Beschreibung, in aller Erzählung über die Umgebung möglichst lebendig ist, möglichst alles so erscheinen lässt, wie dasjenige ist, was aus dem Menschen selbst hervorquillt. Denn es muss alles dasjenige, was an das Kind in diesem Lebensalter herangebracht wird, an den ganzen Menschen herangebracht werden. Es darf nicht an die Kopforganisation, an die Nervenorganisation herangebracht werden. [...]