Klasse 7

Als Klassenlehrer der FWS Mainz schreibe ich seit vielen Jahren Überblicke zu den Tätigkeitsfeldern in den jeweiligen Klassenstufen (menschenkundliche Situation und zu den einzelnen "Fächern"). Diese habe ich (als ausbaufähige Skizze) immer auch an Kollegen (z.B. bei den Lehrerseminaren) oder Eltern weitergegeben. Diese Lehrplanübersicht versteht sich als Entwurf und nicht als verbindlicher Lehrplan.

Dr. Torsten Meyer-Oldenburg © (Stand August 2010)

Ergänzungen & Kritik bitte an: tmold@t-online.de

 

Orientierungsrahmen zu Unterrichtsinhalten und Tätigkeiten in der 7. Klasse

Das Motiv in der 7. Klasse lautet: Entdeckung von Neuland und (Er-) Finden von Neuem - die Neugier auf Erfahrungen treibt „auf zu neuen Ufern". Man könnte dieses Lebensalter dem Element Feuer zuordnen (vgl. Chemie).

Die „Kinder" werden schwierig für sich und andere sowie distanzierter vor der Erwachsenenwelt, um zugleich selbstständiger, freier und individueller (vgl. Luther: „Hier stehe ich und kann nicht anders.") werden zu können. Folglich ergeben sich auch im sozialen Bereich (mit Erwachsenen ebenso wie mit Altersgenossen) viele Reibereien, Veränderungen und Fragen nach einer gerechten Gesellschaftsordnung.
Deutlicher erwacht die (sinnliche) Empfindsamkeit im Gefallen und Missfallen etwa in Scham, Befangenheit, beleidigt sein, in Peinlichkeit, Heimlichkeit und auch in Wertefragen. Die Heranwachsenden werden zusehends kritischer, tun schneller und eindringlicher ihre Wünsche sowie ihre Kritik kund („Weil ich denke, habe ich Recht."). Körperlich entwickeln sie sich zur Jungfrau und zum Jüngling. Im Äußeren zeigt sich dies u.a. durch beginnende Schlacksigkeiten (vgl. Knochenwachstum), Trägheit, Verbergen, Koketterie und Unausgeglichenheiten. Mehr oder weniger versteckt zeigen die Jugendlichen auch ihre großen Ideale. Die beiden Geschlechter durchlaufen diese Entwicklung in der Regel unterschiedlich: "Die Buben suchen den Reiz der Sinne, die Mädchen besinnen sich auf ihre Reize." Die Mädchen zeigen sich und stellen sehr stark Bezüge zu sich selbst her. Die Jungen werden eher scheu, können leicht überreizt werden und ziehen sich dann zurück.

Dabei gilt es, eigene Standpunkte und Perspektiven zu erproben (vgl. Kunst), Vertrauen und Halt im eigenen Denken zu finden: die Entdeckung der neuen Welt wäre ohne eigenständiges und auch mühevolles Denken sehr unwahrscheinlich gewesen. Die Entdeckungen haben dann neue Sicherheit gegeben: Wahrnehmungen können zunehmend durch Logik gedanklich durchdrungen und geordnet werden. Beispielsweise in der Mathematik geht die Entwicklung vom praktischen Erarbeiten einzelner Aufgaben zum objektiven Betrachten der Rechenprozesse und weiter zum Erkennen allgemeiner Zusammenhänge und Gesetze z. B. in Formeln. Auf diese Weise erleben die Heranwachsenden, dass und wie erst Kenntnisse zu sachgemäßen Urteilen befähigen (dies wird u.a. durch kausales Denken z. B. in Physik und Chemie geübt).

Obwohl der Unterricht immer abwechslungsreicher wird, tauchen in dieser Zeit bei vielen Heranwachsenden vermehrt Fragen auf, wie z. B. : „Ist diese Schule überhaupt die richtige für mich? Lernen wir genug? Wo gehöre ich hin?". In der Zeit der Pubertät, die nun kraftvoll Einzug hält, ist diese Art von Suche typisch und erfordert von den erziehenden Eltern und Lehrern ehrliche und eventuell neue Ansätze und Sichtweisen sowie „Verständnis" für das oft (noch) Unverstehbare und Rätselhafte.

Als zentrale und grundsätzliche Arbeits- und Leistungsfähigkeit wird es immer wichtiger, sich aus eigenem Willen mit der Welt (und also auch den Unterrichtsinhalten) auseinanderzusetzen und sich auf diese Weise neu und eigenständig wieder zu verbinden. Der Ablauf ist dabei in jedem Fach und Bereich der gleiche: aufnahmefähig sein, sich einlassen, mit möglichst vielen Sinnen wahrnehmen, aufmerksam und aktiv mitdenken, konzentriert bei der Sache bleiben, persönlich auseinandersetzen und kritisch prüfen, gedanklich verarbeiten und individualisieren, üben und wiederholen und sich auf diese Weise etwas zu eigen machen. Daraus wachsen die eigenen Fähigkeiten und kann Neues geschaffen werden. Alles Erleben (1. Schritt) möge in das Denken (2. und 3. Schritt) hinauf gehoben werden, sonst stumpft es ab und es wird nur Sensationslust und passives Konsumieren gefördert. Wichtig ist es, zusammen-schauendes Denken zu üben (3. Schritt), welches über die Strukturen und Ergebnisse der Fachwissenschaft hinausgeht, Gesetze der Welt zu erarbeiten, aber dabei nicht im Rationalen zu verbleiben, sondern eigene, auch neue Zugänge zu erarbeiten und eine eigene Sprache zu finden.

Dabei zeigen sich viele Parallelen zur physischen Ernährung mit den Schritten Speisen bereiten, aufnehmen, schmecken und gründlich kauen (individuell in seine Kleinteile zerlegen), in mundgerechten Happen schlucken, verdauen, verarbeiten und schließlich zu eigener Substanz machen.

 

Lese- und Erzählstoff

Zur Geschichte (z. B. Marco Polo) und Völkerkunde

 

Mathematik

(Anzahl: 2 Epochen)

  • Wiederholen der vier Grundrechenarten und der Zinsrechnung
  • Ständiges Üben des Kopfrechnens
  • Einführung der negativen Zahlen und der 4 Grundrechenarten mit ihnen
  • Algebra: Gleichungen mit einer Variablen
  • Quadratzahlen, Potenzen, Wurzelziehen
  • Klammerrechnungen (Terme), binomische Formeln (vgl. Flächenberechnung in der Geometrie)
  • Textaufgaben, Dreisatz

 

Geschichte

(Anzahl: 2 Epochen)

  • Auseinandersetzungen mit der bisher gültigen Welt: Welt- und Glaubensbilder werden hinterfragt
  • Umwälzungen: die Zeit der Entdeckungen (z. B. Magellan, Kolumbus) und Erfindungen sowie ihrer Folgen (z. B. Frühkapitalismus, Glaubenskämpfe, Erstarken der Naturwissenschaften,
  • Technik und Kunst insbesondere in der Renaissance) ab ca. 1500 bis 1800: Die Menschen erleben, dass sie sich mittels ihres Denkens ganz auf sich verlassen können, auch wenn sie sich gegen die Überlieferung, Tradition oder Kirche stellen (z. B. Kolumbus, Luther). Eine vertiefte Trennung von Ich und Welt ist die Folge und zugleich eröffnet diese eine wachere und objektivere Wahrnehmung der Umwelt. Es beginnt die Zeit der Naturforschung (z. B. Leonardo da Vinci, Petraca). Zunehmend sind Menschen bereit, die alleinige Verantwortung für ihr Denken und Handel zu übernehmen (z. B. Luther). Die Auseinandersetzungen um die geistige Freiheit (z. B. Pico della Mirandola) und Fragen der sozialen Kultur werden stärker, wie z. B. auch das Bewusstsein für Recht und Ungerechtigkeiten erwacht und gilt nicht mehr als „Fügung Gottes".

 

Deutsch

(Anzahl: 1 separate Epoche)

  • Lesen von Lektüre(n) (- Textverständnis fördern)

Grammatik:

  • Satzlehre, Stilbildung: Ausdrucksformen für das Gefühlvolle im Wünschen, Erstaunen, Bewundern;
  • Konjunktiv I und II, modale Hilfsverben wie können, sollen, mögen
  • Satzbau: Nebensätze und Zeichensetzung

Schreiben:

  • klare Versuchsbeschreibungen, wirklichkeitsgetreue Schilderungen, gegliederte Aufsätze (mit A: Einleitung, B: Hauptteil, C: Schluss) z.B. in der Erörterung (mit verschiedenen bzw. entgegengesetzten Seiten, Abwägen)

Mündliche Sprachbeherrschung:

  • verständlich (im Stil und Inhalt) erzählen, Balladenarbeit und -vortrag, Referat (in Kleingruppen) zu Entdeckern und Erfindern

Rezitation:

  • allgemein „kräftige Kost" wie z. B. Dramatisches, Balladen z. B. Schiller, Goethe, Fontane , C. F. Meyer, Heine; auch Naturgedichte vor allem aus der zeitgenössischem Lyrik (z. B. Ingeborg Bachmann, Rose Ausländer, Sarah Kirsch, Kaschnitz, Domin, Huchel, Busta, Kunze, Kunert ...)

 

Geographie

(Anzahl: 1 Epoche)

  • ein Kontinent
  • Systematischer Überblick über alle Erdteile
  • Wirtschaftsverhältnisse auf der Erde, evtl. Völkerkunde

 

Geometrie

(Anzahl: 1 Epoche)

  • Winkel, Winkelmessung, Winkelsummen im Dreieck
  • Winkelgesetze (Neben-, Scheitel-, Stufen- Wechselwinkel etc.)
  • Dreieckskonstruktionen mit Beschreibung
  • Kongruenzsätze des Dreiecks
  • Parallelverschiebung, Spiegelung und Verschiebungsgesetze, Scherung an Drei- und Vierecken (- Figuren aus der Starrheit lösen)
  • Flächengrößen und -berechnung
  • Satz des Thales/ Phytagoras/ binomische Formel

 

Biologie

(Anzahl: 1 Epoche)

  • Gesundheits- und Ernährungslehre (Verdauung, Atmung, Blutkreislauf, Herz)
  • Fortsetzung der Sexualkunde (Organe)

 

Physik

(Anzahl: 1 Epoche)

  • Einführung der Mechanik („Die Welt wird machbar")
  • Optik (z. B. der Spiegel),
  • Akustik (Stimmgabel und Frequenz)
  • Elektrizitätslehre
  • Magnetismus
  • Wärmelehre

 

Chemie

(Anzahl: 1 Epoche)

  • Erleben der Verwandlung der stofflichen Welt: Ausgehend von Alltagsprozessen (z.B. Veränderung von Naturstoffen wie Holz, Papier, Haare durch Feuer) Phänomene wahrnehmen und Fragen finden zur Stofflichkeit und ihrer Veränderung
  • Verbrennungsprozesse (Stoffe, Rückstände, Luft)
  • Sauerstoffkreislauf
  • Kalk und Kalkbrennen
  • Säure und Laugen, Indikatoren
  • Metalle (Gold, Kupfer, Zinn, Bronze, Eisen)

 

Musik

  • Spiel mit der Altflöte
  • Lieder fremder Völker

 

Kunst

  • Zentral-Perspektive

Ergeben 10 Epochen in 36 Schulwochen (abzüglich Klassenfahrten etc.)

 

Hausaufgaben

  • für den Hauptunterricht circa 45 Minuten (aufgegebene Übungen ausführen, aber auch eigenes Nacharbeiten und insbesondere Unklares genau als Anliegen und Frage formulieren - Eigeninitiative fordern)
  • Fremdsprachen: Vokabeln und Grammatik lernen und stetig üben
  • Flöten
  • Zusätzlich das Üben eines individuellen Instruments

 

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