Klasse 5

Als Klassenlehrer der FWS Mainz schreibe ich seit vielen Jahren Überblicke zu den Tätigkeitsfeldern in den jeweiligen Klassenstufen (menschenkundliche Situation und zu den einzelnen "Fächern"). Diese habe ich (als ausbaufähige Skizze) immer auch an Kollegen (z.B. bei den Lehrerseminaren) oder Eltern weitergegeben. Diese Lehrplanübersicht versteht sich als Entwurf und nicht als verbindlicher Lehrplan.

Dr. Torsten Meyer-Oldenburg © (Stand Juli 2008)

Ergänzungen & Kritik bitte an: tmold@t-online.de

 

Orientierungsrahmen zu Unterrichtsinhalten und Tätigkeiten in der 5. Klasse

Nachdem die Grundschulzeit nun abgeschlossen wurde, beginnt die Mittelstufe. Die Kinder befinden sich in der Mitte der Kindheit, in einer im Grunde genommen harmonischen Zeit. Ein eigener Standpunkt wird erworben, von dem aus die Welt in ihren vielfältigen Erscheinungen betrachtet wird („Ich schaue in die Welt..."). Bewusster werden Gesetzmäßigkeiten und Regeln erarbeitet. Die stärker werdende Differenzierung räumlicher und zeitlicher Phänomene in Wahrnehmung und Ausdruck zeigen ein breiter werdendes Seelenleben. Die gedanklichen Elemente verstärken sich.

„In dem Entwicklungszeitraum, in dem sich eine Distanzierung zur Umgebung vollzieht, ist es äußerst wichtig, dass die Verbindung zwischen der Welt und dem Kind nicht abreißt, sondern durch ein tieferes, differenziertes Erleben und Verstehen gestärkt oder auch neu entwickelt wird.

In der Welt arbeiten zu können (wie das u. a. die (stets) neu hinzukommenden Fächer ermöglichen) heißt auch, die Welt verstehen zu lernen. Arbeite ich aus einem Verständnis, das moralisch gegründet ist, arbeite ich zugleich an der Welt. Diese Weltzuwendung kann als tätig-sachliche Liebe bezeichnet werden" (Richter 2003: Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele - vom Lehrplan der Waldorfschule, S. 59).

 

Einige Entsprechungen im Lehrplan sind folgende:

Es wird ein neuer Morgenspruch eingeführt:

„Ich schaue in die Welt,
in der die Sonne leuchtet,
in der die Sterne funkeln;
in der die Steine lagern,
die Pflanzen lebend wachsen,
die Tiere fühlend leben,
in der der Mensch beseelt
dem Geiste Wohnung gibt;

-

ich schaue in die Seele,
die mir im Innern lebet.
Der Gottesgeist, er webt
im Sonn- und Seelenlicht
im Weltenraum, da draußen,
in Seelentiefen, drinnen.

-

Zu Dir, o Gottesgeist,
will ich bittend mich wenden,
dass Kraft und Segen mir
zum Lernen und zur Arbeit
in meinem Innern wachse. "

 

Weiterhin:

  • Die Lehre der Grammatik in der Muttersprache und in den beiden Fremdsprachen setzt bewusst ein und stärkt das eigene Ich-Gefühl;
  • Unterscheidung des eigenen Standpunktes von einem fremden Standpunkt, z. B. in der direkten und indirekten Rede, Erzählungen (Meinung, Erlebnisse, Beobachtung), in der Erdkunde, in der Geschichte unterschiedlicher Kulturen oder auch in der Sexualkunde;
  • Eine weitere Ebene, um sich mit dem konkreten Leben zu verbinden, finden sich etwa in der Darstellung der Wirtschaftsverhältnisse (Geografie); dies befördert eine Beheimatung des Kindes auf der Erde;
  • Erkennen der Zusammengehörigkeit von Mensch und Erde, Erdenraum und Pflanze.

 

Erzählstoff

Geschichte, Mythologien sowie Götter- und Heldensagen alter Kulturen aus Indien (Indra, Krischna, Buddha), Persien (z.B. Zarathustra), Mesopotamien (Gilgamesch), Ägypten (z.B. Isis und Osiris) und vor allem Griechenland

 

Geschichte

(Anzahl: 2 Epochen)

  • Alte orientalische Kulturen: Indien, Persien, Mesopotamien, Ägypten
  • Griechenland (bis Alexander der Große und seinen Feldzügen)
  • Ihre Errungenschaften als Grundlage der gegenwärtigen Kulturen

 

Geografie und Wirtschaftskunde

(Anzahl: 1 Epochen)

  • Landschaften Deutschlands und Mitteleuropas (z.B. Tiefland, Mittel- und Hochgebirge)
  • auch Wirtschafts- und Verkehrsverhältnisse sowie ökologische Zusammenhänge
  • Zeichnen von Karten, Verwendung von Wandkarten (und des Atlasses)

 

Biologie

(Anzahl: 1 Epochen)

  • Erste Pflanzenkunde (u.a. Gliederung, Wachstumsbedingungen der Pflanze, Entwicklung im Pflanzenreich: Pilze, Algen, Flechten, Moose, Farne, Schachtelhalme, Nadelbäume, Blütenpflanzen)
  • weitere Tierkunde (z. B.: Löwe, Adler, Stier)

 

Menschenkunde (Anzahl: 1 Epochen)

  • erste Sexualkunde

 

Mathematik

(Anzahl: 3 Epochen)

  • Großes Einmaleins: 19er bis zur 20 er Reihe, andere Reihen wiederholen
  • Kopfrechnen in allen vier Grundrechenarten bis 1000 sowie mit Brüchen
  • 4 Grundrechenarten üben: einzeln und in ihrer Verbindung
  • Vertiefen des Bruchrechnens (Addition & Subtraktion mit Erweitern und Kürzen auch mehrerer Brüche)
  • Einführung der Multiplikation und Division von Brüchen
  • Rechnen mit Dezimalbrüchen in allen 4 Grundrechenarten; Umwandlung von Brüchen in Dezimalbrüche
  • Textaufgaben

 

Musik

  • Fortgesetztes Aneignen eines Repertoires an Liedern etwa aus den Regionen Mitteleuropas
  • stetiges und zielgerichtetes Üben der Musikinstrumente
  • Lieder werden in Dur und Moll, im Kanon oder in polyphoner Mehrstimmigkeit gesungen und geflötet (-> Gegenübertreten von Einzelnen und Gruppe)
  • Große und kleine Terz, Kanon, dreistimmige Chöre
  • Reine Singübungen
  • Klassenorchester und Konzerte; Vorspielen und Zuhören üben

 

Deutsch

(Anzahl: 2 Epochen)

Grammatik:

(4 Fälle, die Satzglieder: SPO, Wiederholung der Zeiten sowie Einführung von Plusquamperfekt und Futur II, Aktiv und Passiv, direkte und evtl. indirekte Rede). Regeln lernen

 

Schreiben:

  • Aufsätze und Nacherzählungen z.B. zu Erzählungen der Geschichte
  • Absichten und Anliegen klar darstellen, die Fähigkeit des genauen Beobachtens und Berichtens stärken (z.B. in Geschäftsbriefen)
  • Rechtschreibung und Diktate üben (bis ca. 150 Worte, geübte und ungeübte; evtl. einen Rechtschreibbegleiter verwenden)

- Schön vorlesen, zuhören, nacherzählen

- Arbeiten mit Büchern (evtl. Lektüre und Nachschlagewerke)

- Mündliches Erzählen und Berichten, evtl. Referat

- Rezitation landschaftsbezogener Dichtung und aus morgenländischen
  Frühkulturen;
  auch Texte ohne Reim (Prosa), reine Sprechübungen

- möglich: Vorstellung eines Buches

 

Zeichnen

(Anzahl: 1 Epochen)

  • Freihandgeometrie, geometrisches Zeichnen (Genauigkeit und Gesetzmäßigkeit) von Dreieck, Quadrat, Kreis; Lehrsatz des Pythagoras

 

Kunst

  • Malen und erstes Skizzieren z. B. zu Themen von Geschichte, Naturstimmungen, Tier- und Pflanzenkunde, Geografie
  • Variationen zu Farben und Motiven, Materialvielfalt kennen lernen (Farben, Ton ...)

 

Hausaufgaben

(circa 1 Stunde pro Tag, davon:)

  • für den Hauptunterricht circa 30 Minuten
  • Fremdsprachen normal 10 bis 15 Minuten
  • regelmäßig (d.h. 5mal in der Woche) 10 Min. flöten; Lieder nach dem individuellen Stand des Könnens auswählen
  • ggf. 10 Min handarbeiten
  • zusätzlich das Üben eines individuellen Instruments
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