Der Herr der Diebe

Ein Beitrag von Steffen Kasper (Bettina-von-Arnim-Schule in Marburg)

Das Stück

Der Herr der Diebe ist ein Jugendroman von Cornelia Funke aus dem Jahr 2000. Mittlerweile gehört er längst zu den Klassikern der Jugendliteratur.

Dem Herrn der Diebe liegt eine packende Geschichte zugrunde, in der sehr unterschiedliche Charaktere auftreten: von skurril über tollpatschig bis zu liebenswürdig ist alles dabei. Die Themen Freundschaft und Erwachsen-Werden sind zu einem spannenden Abenteuer verwoben, immer begleitet von einem wunderbaren, entlarvenden Humor.

Wir haben den Herrn der Diebe an der Bettina-von-Arnim-Schule in Marburg im Schuljahr 2016 / 2017 einstudiert und aufgeführt. Wir sind eine heilpädagogische Waldorfschule und führen die Klassenspiele traditionell mit der jeweils 8. Klasse und der jeweils 12. Klasse auf. Wir haben zunächst den Roman gelesen und uns von der wunderbaren Sprache der Erzählung und den lebendigen und detailreichen Beschreibungen Venedigs gefangen nehmen lassen. Unsere Schülerinnen und Schüler haben zum überwiegenden Teil schon sehr bald ihren Wunsch zur Übernahme dieser oder jener Rolle geäußert. Auch bei mir hat die Geschichte sehr lebendige Bilder hervorgerufen und ich habe mir kurzerhand vorgenommen, die Vorlage selbst zu schreiben.

Unsere Aufführungen waren ein schöner Erfolg. Sie können sich ein Video bei YouTube unter den Stichworten ‚Klassenspiel Herr der Diebe‘ ansehen. Sollten Sie Fragen zum Textbuch haben, dürfen Sie sich gerne bei mir melden. Meine E-Mail-Adresse lautet: steffen.kasper.68@gmx.de 

 

Der Inhalt

Bo und Prosper sind Geschwister aus Hamburg, deren alleinerziehende Mutter verstorben ist. Bo, den jüngeren der beiden, wollen seine Tante Esther und sein Onkel Max adoptieren, während Prosper in ein Kinderheim gehen soll. Tante Esther und Onkel Max sind mir der Erziehung von Bo völlig überfordert. Außerdem sind die beiden Brüder unzertrennlich, daher beschließen sie, für immer zusammen zu bleiben und brechen gemeinsam nach Venedig auf.

Das Ziel Venedig haben sie vor Augen, weil ihre Mutter von dieser Stadt immer in den höchsten Tönen geschwärmt hatte. Als Prosper und Bo in Venedig angekommen sind, treffen sie auf eine Kinderbande. Zur Bande gehören Wespe, Mosca, Riccio und Scipio, der sich ‚Herr der Diebe‘ nennt. Sie wohnen in einem alten verlassenen Kino, das STELLA heißt und nun auch zum Zuhause für die Brüder wird. Tante Esther in Hamburg ahnt allerdings, dass Bo und Prosper nach Venedig geflüchtet sind und reist mit ihrem Mann dorthin. Sie beauftragen Viktor Getz, seines Zeichens Detektiv, mit der Suche nach den beiden.

Scipio, besagter Herr der Diebe, geht auf Raubzüge. Die Beute lösen die Kinder bei Ernesto Barbarossa, einem zwielichtigen, stadtbekannten Antiquitätenhändler, ein. Von dem erworbenen Geld kaufen sie sich Essen und Klamotten und alles, was sie zum Leben brauchen.

Barbarossa hat den Herrn der Diebe allerdings niemals zu Gesicht bekommen und stellt ihn sich vermutlich als einen durchtriebenen Erwachsenen vor.

Daher hat er Scipio für einen besonderen Auftrag auserkoren: ein gewisser ‚Conte‘ suche nach dem Flügel eines Löwen. Dieser Löwenflügel bestehe aus Holz und befinde sich im Haus von Signora Ida Spavento. Nach erfolgreicher ‚Besorgung‘ bezahle der Conte den stolzen Preis von 5 Millionen Lire.

Schon bald kommt Viktor, der Detektiv, Bo und Prosper tatsächlich auf die Spur. Er entdeckt die Kinder auf dem Markusplatz und es gelingt ihm, Bo in ein Gespräch zu verwickeln. Leichtfertig plaudert Bo aus, dass er mit seinen Freunden in einem alten Kino wohnt.

Bald hat Viktor herausgefunden, dass es sich um das stillgelegte STELLA handelt und dass der Besitzer ein wohlhabender Bürger Venedigs ist: Dottor Massimo. Victor sucht ihn auf und macht eine weitere Entdeckung: Scipio ist der Sohn von Dottor Massimo. Er hat die prahlerischen Raubzüge wohl niemals begangen, sondern das Beutegut aus dem Haus seines Vaters mitgehen lassen. Im Hause Massimo geht es streng und herzlos zu, daher träumt Scipio davon, erwachsen zu sein und sich von niemanden mehr etwas vorschreiben lassen zu müssen.

Viktor hat sich unterdessen auf die Seite der Kinder geschlagen und will ihnen helfen. Er verschafft sich Zugang zum STELLA. Aber dort erlebt er eine böse Überraschung…

Auch die Freundschaft zwischen Scipio und dem Rest der Kinderbande wird auf eine harte Probe gestellt. Wird den Kindern der Einbruch ins Haus von Ida Spavento und die ‚Besorgung‘ des Löwenflügels gelingen? Werden sie die Beute dem Conte übergeben und die 5 Millionen Lire dafür bekommen? Was ist das Geheimnis, das sich hinter diesem Flügel verbirgt?

Stimmt es wirklich, dass dieser Flügel Teil eines magischen Karussells ist? Eines Karussells, das besondere Dinge vermag: Kinder zu Erwachsenen und Erwachsene zu Kindern werden zu lassen?


Die Rollen

Es gibt in diesem Stück keine eigentliche ‚Hauptrolle‘, sondern mehrere Akteure, die das Geschehen bestimmen. Zu den großen Rollen zählen: Bo, Prosper, Scipio, Wespe, Mosca, Riccio, Victor Getz, Esther und Max Hartlieb, Barbarossa, Ida Spavento und der Conte, bzw. Renzo.

Die Auflistung aller Rollen:

  • Bo
  • Prosper
  • Scipio Herr der Diebe
  • Wespe
  • Mosca
  • Riccio
  • Victor Getz Der Detektiv
  • Esther Hartlieb Tante von Bo und Prosper
  • Max Hartlieb Onkel von Bo und Prosper
  • Barbarossa Antiquitätenhändler
  • Barbarino Barbarossa als Kind
  • Ida Spavento
  • Lucia Idas Haushälterin
  • Conte Der Graf
  • Renzo Der Conte als Kind
  • Morosina Schwester des Grafen
  • Dottor Massimo Vater von Scipio
  • Nonne
  • Kellnerin
  • Kundin
  • Polizist I
  • Polizist II
  • Alte Dame
     

Die Kulissen

Das Stück hat eine Vielzahl an Szenen. Es lässt sich aber gut auf die Bühne bringen, wenn man auf der einen Seite der Bühne Victors Büro als festen Einbau einrichtet, auf der anderen Seite den Eingang in den Unterschlupf der Kinderbande, das Kino. Alle weiteren Szenen lassen sich dann auf der Hauptbühne darstellen. Eine große Hilfe hat uns ein Beamer geleistet, mit dem wir der Szene entsprechende Hintergründe einblenden konnten.

Als Kulissen für die Hauptbühne benötigt man trotzdem noch einiges an Inventar, was sich aber jeweils schnell während der Umbaupausen herbeiholen und wieder wegschaffen lässt: Kinostühle, verschiedene Tische und Stühle, ein Sofa, ein Verkaufstresen, ein Beichtstuhl und verschiedene Requisiten.

Zu den besonderen Herausforderungen zählen allerdings der Bau eines Bootes und der Bau eines Karussells. Hierbei sind neben Säge und Bohrmaschine auch Erfindergeist und Phantasie gefragt. Bestimmt kann manches auch eurythmisch umgesetzt werden.

Der Vorhang bleibt während der Szenenwechsel am besten geöffnet. Nur Prolog und Epilog finden vor dem Vorhang statt. Zum Glück hatten wir an unserer Schule einen Pianisten, der mit einfühlsamer Musik alle Umbaupausen untermalt hat.
 

Das Résumé

Der Herr der Diebe ist als Klassenspiel eine sehr gute Wahl. Uns hat es Riesen-Freude gemacht und auch knapp ein Jahr nach der Aufführung ist das Stück noch sehr lebendig. Fast täglich fallende Zitate zeugen davon.

Mit herzlichen Grüßen
Steffen Kasper

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