Rolf Krauss

Freilich wird des Lebens Freude ganz im Spiele offenbar,
Doch des Herzens Neigung wird erst
In den Alltagspflichten klar.
Sie beleben deine Worte, deine Taten,
All dein Fühlen, all dein Handeln.
Wer in rechtem Maße strebt,
Wird sich selbst verwandeln.

 

 

Wer fliegen will, übe die Schwingen
Und gleiche dem jungen Adler -
Der ohne zu zögern,
Sobald er dem Neste entwachsen,
Sich kühn in die Lüfte erhebt.

 

 

Wer tief und wahr
Den Menschen lieben will,
Der lernt von selbst zu lauschen
Und achtet auch im Kleinsten,
Was dort noch im Geheimsten
An Gottes Größe lebt.

 

 

Es spielet der Hirte ein lustiges Lied,
Im Grase ruhend genießt er
Den Blick über Berge und Höhen -
Doch ruft ihn die Herde zu Hilfe,
So lässt geschwind er die Flöte
Und eilet ihr rettend entgegen.

 

 

Bist du ein Mensch,
So bist Du ein Werdender -
Drum scheue Dich nicht
Dir selber Freund zu sein.
Wer vertrauet, der gleichet dem Baume
Dessen starker Stamm
Die Äste gen Himmel erhebt
Sich gründend auf eig`ner Wurzel Kraft!

 

 

Ein jeder Weg verändert uns,
Wenn wir bewusst im Schreiten,
Mit offnem Herz und wachem Sinn
Uns für das Leben weiten.
Schaust du in solcher Art nach vorn,
So findest du dein Glück!
Doch du verlierst es, blickst du zweifelnd
Auf deinen Schritt zurück.

 

 

Nun war`s an ihm,
Sich zu entscheiden
Und Caesar zögerte
Nur einen Augenblick,
Dann schritt er mutig aus,
Querte den Fluss vor aller Augen
Und sprach: „Alea jacta est!“
„Die Würfel sind gefallen!“

 

 

Was ist das Schönste und Schwerste?
Gemeinschaft zu bilden in Freiheit,
Aus liebender Tat.
Zu geben, wo es zum Wohle aller,
Zu fordern, wo es dein Recht!

 

 

Warst du schon in dem Buchenwalde?
Das stille, ernste Tempeldach,
Es wird getragen von der starken Stämme Kraft,
Die ihre Blätterkronen aufrecht tragend
In luft`ger Höhe dort vereinen.
So auch Gemeinschaft!
Der Einzelne schaffet durch sein Beispiel
Und wird von dem Werke aller getragen.

 

 

Das Tiefste, Älteste ist der Granit,
Gewachsener Fels vom Urbeginne.
Ihn hoben Kräfte von Titanen
Auf zu des Himmels strahlendem Gewölbe,
Dass so das Schwerste und Erhabenste
Des Himmels Leichtigkeit berühre.

 

 

Nur wer`s vermag,
Wachen Sinnes behend das Ruder zu fassen,
Steuert sein Schiff auf sicherem Kurs.
Kraftlos jedoch so sinken
Die Arme des Mutlosen hin
Und sie treiben – vergeblich flehend
Ungewissem Schicksal entgegen.

 

 

Schwalbenflug -
Auf schwirrenden Schwingen
In kreisenden Schwüngen
Zum funkelnden, flirrenden Lichte empor -.
In Gedanken erhellendem Flug,
So führet der Geist uns beschwingt
Auf zu befreienden Taten.

 

 

Komm mit zu dem Bach!
Dort wollen wir lauschen
Dem Plätschern und Rauschen,
Der fröhlichen Wellen heiterem Spiel.

Sieh, wie sie strömet,
Schau, wie sie eilet!
Die niemals verweilet,
Sie kennet ihr Ziel.

So lerne vom Bach!
Umfließe den Fels,
Was Dir im Wege,
Sporne dich an!

 

 

Wer wandern will, ergreife den Stab,
Auf dass er nicht stolpere -
Und folge lauteren Herzens dem Pfad
Sicheren Schritts in die Ferne.

 

 

Ist mir der Weg gewiesen,
So geh ich freudig ihn,
Liegt ja im Schreiten selber
Des Weges tief`rer Sinn.

 

 

Auf zu neuen Kontinenten!
Nur ein kurzer Blick zurück -
Schon scheint Altes längst vergangen. -
Ganz vertrauend auf die Wellen
Find ich wieder Land und Glück.

 

 

Wie die Rose erblühet,
In reinem Gestalten
Sich schenkt in Duft und Blüte,
So möge des Menschen
Herz sich entfalten
In Liebe, Klarheit und Güte.

 

 

Es lohnet die Mühe des Gärtners
Das Blühen und Fruchten der Pflanze,
Die ganz aus dem Dunkel geboren,
Sich wandelt im Glanze des Lichts.
So sei auch die Seele behütet,
Bis sie mit klaren Gedanken
Des Geistes sich wachsend erfüllt.

 

 

Fest verwurzelt in der Erde
Steht der Eiche starker Stamm.
Machtvoll greift sie in die Weite
Trotz den Stürmen wie ein Mann.
Ihre Früchte nähren viele,
Bergen auch so manches Tier,
Kraftvoll steht sie da im Raume
Und ihr Bild spricht klar zu Dir.

 

 

Nur wo zu klarem Gedanken
Sich ruh`ge Betrachtung gesellt,
Erwächst aus dem fühlenden Herzen
Einsicht in die Gesetze des Lebens,
Offenbart sich dem schauenden Blicke
Ihr verborgenes Wirken und Walten.

 

 

Im Rauschen der Bäume,
Im Klingen der Blätter
Lässt sich erlauschen,
Was Welten belebt -
Doch wer gelernt,
Die Stille zu achten,
Dem tönt aus dem Innern
Der göttlichen Stimme hoher Gesang.

Oft, was sich aus dem Zeitenstrome
Aus Dunkel und Vergang`nem hebt,
Noch weiter in der Gegenwart,
In unsrem Innern lebt.
Es in Gedanken zu erhellen,
Das ist uns Schicksalspflicht,
So kam sich Zukunft bilden
In Freiheit und in Licht.

 

 

Vieles vermag der Mensch,
Der liebend in Freiheit erwächst:
Zu formen nach den Gesetzen des Lebens,
Zu forschen im Geiste der Wahrheit
Zu schaffen und zu vollenden
Der Erde Geheimnis und Sinn.

 

 

Lernen ist gleich dem Lichte -
Ein Mühen um Reinheit und Kraft.
Zu formen und zu verdichten,
Was Wahrheit im Ganzen erschafft.

 

 

Das ist wahrer Römersinn:
Tapfer und tugendhaft
Dem Staate zu dienen,
Zu herrschen aus Einsicht,
Zu führen nach Plan,
die Wege des Einzelnen zum Ganzen.

 

 

Nur wer in sich Neigung zu Tugendhaftem verspürt,
Vermag ohne zu murren
seine Pflichten planvoll erfüllen.
Aus Einsicht bezwingt jener,
Was ihn sonst lähmend zu Boden drückt
Oder die Schritte verhindert, die gewisslich zum Ziele führn.

 

 

Nur wer sein Erbe kennt,
Weiß um der Zukunft Gestalt
und findet den Mut,
Neue Wege zu gehen.
Schöpft aus dem Ungewissen
Die Kraft zur Frage,
Die Ziel und Richtung uns gibt.

 

 

Stehst auf dem Seil Du
Konzentriert und ganz im Augenblick,
So spürst Du klar in Dir,
Dass Angst es nicht gibt,
Nur noch den Tanz auf dem Seil.
Im Gleichgewicht all deiner Sinne
Stärkt sich dir Mut und Vertrauen.

 

 

Was dir vertraut, ist dir bekannt,
Doch ist es schon vergangen.
Nur was noch ungewohnt,
Kann Ansporn werde,
Über sich hinaus zuwachsen.
Altes zu überwinden
Und Neues zu erringen,
Dies gilt es, um Freiheit
Und Zukunft zu schaffen.

 

 

Gleicht nicht die Lilienblüte
Dem Lichterkelche unsrer Seele,
Die sich ganz hingegeben
Zum Schönsten, Höchsten in uns wendet:
Des Gottes Kraft, die wirkt in reiner Menschenliebe.

 

 

Sei wie die Rose,
Lass nie die Erde los,
Doch mach in Dir
Den Duft der Liebe groß!
Behalt den Schmerz, die Dornen,
Lass sie zu Blättern werden,
Schönheit und wahre Freude
Sie blühn, wo wir ersterben.

 

 

Willst deine Fähigkeiten du entfalten,
So bedarf es mehr als der bloßen Begabung des Fleißes.
Fleiß schürt das Feuer dein Schicksal zu schmieden.
Fähigkeit formt den Charakter,
Geduld aber nur erntet die Früchte

 

 

Schaust du mit offenen Augen,
Zeigt sich das Wunder dir.
Es atmet dort in allem,
In Baum und Strauch und Tier!
Die Steine selbst sie singen,
Es wachsen Flügel dir,
So wirst in allen Dingen,
Du findest jene Tür,
Durch die die Engel schreiten,
Um hier auf Erden dich
Im Leben zu begleiten.

 

 

Wenig ist`s, das uns berührt,
Wenn es nicht von Herzen kommt.
Aufrecht lebt sich nur gerecht
Im Lichte der Sonne.
Im Lächeln erstrahlt
Ein befreites Gesicht,
Welches einfach sich gibt.

 

 

Die Stürme des Lebens erleiden
Die Völker seit Anbeginn der Zeiten.
Ihr mutiges Ringen, ihr tapferes Schreiten,
Es hat uns geschaffen:
Das Erbe, das Schicksal, die Waffen -
Um befreit, mit gestärkten Sinnen,
Die Zukunft zu wagen,
Das Neue zu beginnen.

 

 

Stehst du im Gleichgewicht,
Von aller Erdenschwere befreit,
So bist du Brücke und Flügel zugleich.
Getragen vom ewigen Weltenwort,
Wird dein Leben dir Tanz
Und die Arbeit dir Spiel.

 

 

Ganz und eins im Augenblicke
Bin befreit ich von der Last,
Denn es lebt im höchsten Glücke
Jeder Vogel auf dem Ast.
Singt und jubiliert dort
Nach des Gottes ew`gen Wort.
Alles lehrt uns nur das Eine:
Ganz im Jetzt und konzentriert
Wird auf des Lebens Seil spaziert!

 

 

Aus dem Einen wächst das Andere,
Raste nicht und weiter wand`re.
Wandle Dich mit jedem Schritt,
Nimm die Freude dabei mit.
Ganz im Augenblicke zu sein,
Das ist kostbar und stets dein.

 

 

Sieh, dort den Brunnen,
Wie sich die Schale füllt
Und wie sie übervoll sich gibt
Der nächsten, die daraus empfängt
Und sich aus Übervollem schenkt.
So fließt der Strom des Lebens:
Ein jedes gibt, nichts ist vergebens!

 

 

Dieses machte Caesar groß:
Mut, in jeder Gefahr, entschlossen das Äußerste zu wagen.
Mut, in klaren Worten, allen die Wahrheit zu sagen.
Mut, um im höchsten Ruhme nicht vor sich selbst zu verzagen!

 

 

Es schlüpft der Vogel aus dem Ei
Noch aller Federn bloß.
Er wächst heran und auf ein Mal
Schlägt er die Schwingen stark und groß.
Verlässt das Nest er erst mit Schwung,
Beschreibt am Himmel er
Die wunderbaren Kreise.
Erst wenn er der Erde Schwerstes gänzlich überwunden,
Beginnt für ihn die wahre Reise,
Kann er an seinem Flug
In Freiheit ganz gesunden.

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