Heidi Engel

Es sitz auf dem Throne der König,
er trägt auf dem Haupt gold‘ne Krone,
der Mantel aus Purpur umhüllt ihn,
die Decke im Thronsaal strahlt blau.

Er richtet, er schlichtet,
berät und berichtet
und beherrschet sich auch.

 

In den nebligen Wäldern, verregneten Tälern,
schleppen mühsam die Kämpfer ihr Schwert;
Proviant, Schild und Helm wiegen schwer.
Überfall!
Durch Busch und Wald
kommt laut und roh: Gebrüll.
Da vorn: ein Mann, mit Axt und Beil,
ein andrer dort, im Fellgewand,
dort acht, da drei, es werden mehr.
Gar bald ist wütender Kampf entbrannt.

 

Durch Ritzen rinnt, durch Poren dringt,
in tiefer Dunkelheit ein Brei.
Ein Brei noch ohne Form und Halt.
Doch da:
Oh Wunder!
Die Form einer Nadel erstarret darin,
und bildet nach klarem Gesetz den Kristall.
Kristall noch ganz klein,
doch die Winkel ganz klar,
ganz klar lagert Hülle
um Hülle sich an.

 

Auf hohem Hügel inmitten der Stadt,
erheben sich Wipfel von Bäumen,
und Gärten voll duftender Sträucher,
umgeben Paläste und Häuser.
Es blühen die Blumen, es plätschern die Brunnen,
geflissentlich eilen Sklaven umher.
Es dringt das Getöse der Stadt,
der Lärm und Gestank nicht herauf.
Die Höhe des Palatio
berühmt überraget sie Rom.

 

Andalusien -
ach, wie das Wort Bilder erweckt:
Rings an der Wand, ein bunter Fries,
Kacheln gebrannt, blau, rot und gelb.
Farben im Tanz. Bunt ist die Welt.

 

Oh Wunder, die vielen verzauberten Zeichen,
die schreibt der Schreiber dort schnell aufs Papier,
und was ich ihm sage, das kann er verwandeln,
mit Tinte und Feder, nun gibt er es mir.
Ich trag es mit Bangen, ich trag es mit Hoffen,
oh, hoffentlich hat er den Wortlaut getroffen,
denn das, was ich sagen wollt, schick ich zu Dir.

 

Die Pappel steht aufrecht am Wegrand, gerade,
und all ihre Blätter sie zittern im Wind:
Ein Lichtspiel, ein Rascheln,
ein Wispern und Haschen.
Die Pappel steht aufrecht am Wegrand, in Ruhe.

 

Das Blau sprach zum Rot:
Ach könnte ich leuchten,
so kräftig wie du,
dann würde mich jeder beachten.
Ach Blau, sprach das Rot,
und wär‘ ich wie du,
so würde mich jeder
viel länger betrachten.
Das Gelb kam, nahm beide geschwind an der Hand,
gemeinsam verzaubern sie Meer und Land.

 

Im Bade auf langen Bänken,
da drängen an bunte Wände,
im warmen und heilenden Wasser,
die Badenden sich, Seit an Seite.
Sie plaudern, sie lauschen, sie ruhen,
erhoffen sich Heilung von Schmerzen,
erhalten Erholung vom Kampf.

 

Es standen an waldigem Rande
die Bäume zusammen im Traum,
sie sprachen im Blätterrascheln,
so leise man hörte es kaum.

Die Birke sprach: Ach, liebe Eiche,
wär‘ ich doch so kräftig wie Du,
viel Schatten könnte ich spenden,
der Wandrer fänd‘ unter mir Ruh‘.

Die Eiche sprach: Oh liebe Birke,
sei stolz auf Dein luftiges Kleid,
Deine Samen, wie lustige Vögel,
sie fliegen ja gar so weit.

 

Es bäumt sich das Ross und es wittert Gefahr,
die Augen geweitet, die Nüstern gebläht,
die Ohren bewegt und die Mähne im Wind.
Mit kräftigem Schenkeldruck treibt es sein Reiter,
nach vorne, und mitten hinein in den Kampf.
Da bäumt sich das Pferd wieder auf,
ganz fest packt der Reiter die Mähne, mit links -
und mit rechts hält er tapfer das Schwert.

 

Dumpf schlug die Trommel und warm war die Erde,
Erde vom Kampf dunkel und hart.
Dunkel und hart -
Augen im Kampf.
Auf einmal schauen die Augen die Erde,
die Erde: die Dunkle, die Warme -
und Erinnerung dränget herauf,
an den Acker, den Hof und den Stall.

 

Unter der Krone des Baumes
hat sich in Mittagshitze
der Hirte zur Ruhe gesetzt.

Nach seinem Mittagsmahle
und einem kühlen Trank,
nimmt er die Flöte zur Hand.

Weit klingt der Ton seiner Flöte,
über Gräser und Bäume und Hügel,
bis er das lauschende Ohr,
eines anderen Hirten erreicht.

Dieser als Antwort nun schicket,
liebliche Weise ins Land.
Horch nur: So klingen und singen,
die Hügel zur Mittagszeit.

 

Licht bricht im Wasser, hast du’s gewusst?
Ja, so zerbrechlich ist Licht.
Licht dringt durch Wasser, verschwinden tut’s nicht.
Ja, so beständig ist Licht.

 

Schau genau: Wenn weißes Licht bricht
wird Farbe gewonnen:
Wir sehen jetzt blau, rot und gelb,
und all ihre schönen Übergänge,
erstrahlen in unserer Welt.

 

Schau des Himmels Blau!
Am Rand scheint es weiß, in der Mitte ganz dunkel,
des Nachts scheint es schwarz, wenn die Sterne funkeln,
bei Sonnenaufgängen gar rosa und gelb,
am Abend erglüht feurig rot unsre Welt.
Und manchmal ist es trostlos grau,
wolkenverhangen. Doch schau:
der Himmel ist blau.

 

Mit Bedacht immer fort,
Schritt für Schritt geht’s voran.
Bei dem Bach plötzlich: Halt!
Der Tross stoppt.
Nun schlägt der Steinmetz kräftig zu,
es packt der Maurer an,
und bald gewölbt die Brücke steht:
Der Tross kommt weiter voran.

 

An einem Berghang in luftiger Höhe,
wächst eine Kiefer von Winden umweht,
Mutig streckt sie die knorrigen Äste,
Wurzeln erobern den steinigen Boden,
bei Blitz und Hagel trotzt sie dem Fall.

Im Forum Romanum erheben sich Hallen,
mit mächtigen, prächtigen Säulengängen,
der Himmel er wölbt sich blau über’m Hof,
und gelb scheint von oben die Sonne.

In wallende, rote Toga gehüllt,
betritt nun der Cäsar den schattigen Saal,
jetzt hebt er die Hand und auf einen Schlag,
verstummen die Reden und jeder lauscht.

 

Kolosseum.
Unendlich in Höhen erhebt sich,
die steinerne Mauer des Baus.
Durch hohe Tore strömt eifrig,
das Volk steile Stufen hinan.
Im Rund sitzen Massen und rufen,
und starren hinab auf den Platz:
auf sandigem Boden entfesselt,
ein Kampf dort, auf Leben und Tod.

 

Morgentau bedeckt den Boden,
horch der Vögel froher Ton,
schallt schon durch das weite Tal,
gerne folge ich dem Ruf.

Und wird es Mittagszeit
murmelt ein Bächlein hell,
plätschernd am steilen Hang,
bringt mir Erquickung nun,
an warmem Tag.

 

Tuchmarkt:
Rote, gelbe, geschmeidige blaue,
seidene Tücher, sie sollen gefallen.
Brüllenden Händler preisen die Waren,
aus überaus fernen und fremden Gefilden.

Mit hellen Augen und wachen Fingern,
sieht sich der Käufer die Ware an.
Mit flinken Worten beginnt er zu feilschen,
bis er das Beste vom Händler gewann.

 

Wie kam nur der Brocken hierher?
Ein runder, ein mächtiger Fels.
Da war wohl ein Riese, ein starker,
mit Kraft und mit Wut am Werke.
Oder der Teufel gar?
Und bald kennen Kinder und Greise,
ja, Wanderer auf ihrer Reise,
die Wundergeschichten vom Stein.
Der schweiget und bleibet geheim.

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