Markus Kmoth

Wenn des Morgens in den Gassen
die Katz' den Mäusefang tut lassen,
die Tauben flattern von dem Dache,
die Fische flitzen in dem Bache,
die Blumen strecken sich zum Licht,
die Steine halten ihr Gewicht,
begibt der Wächter sich zur Ruh',
macht hinter sich die Türe zu.
Er hat die ganze Zeit gewacht,
die wir verbringen in der Nacht,
und hat den Sternen leis verraten,
was gestern waren unsre Taten.

*

Schöne Bilder sind gemalt,
noch viele werden kommen;
Tiefes Blau gibt mir den Halt,
so gern hab' ich's genommen.
Gelb als Lichtesbote strahlt
und gibt dem Blatt die Helle.
Rot, die Kraft, die so geballt,
das Bild verändert schnelle.
Rot, das mag zum Willen stehen
und Gelb für reines Seelenlicht,
dem Blau gefällt das reine Denken- 
lass alle drei im Gleichgewicht!
Schöne Bilder sind gemalt,
noch viele werden kommen.

*

Heller, weißer Diamant,
geschaffen einst, von starker Hand,
er beugt sich nicht den andren Steinen,
lässt sich mit niemandem vereinen
- und muss doch erst geschliffen werden,
dass man ihn schätzen kann auf Erden.

*

Silbern glänzt die Nadel fein,
stickt in goldene Fahnen
eine schöne Form hinein,
auf wundervollen Bahnen.

Königszeichen kennst auch du,
weißt, wer es gewinnt;
gibst all die Liebe mit dazu
für den, dem es bestimmt.

*

Ein schöner, heller Edelstein,
der kann für uns der schönste sein,
wenn Leuchtekraft und Strahlenkranz
dem Menschen sich erschließen ganz

*

Königin in großem Reiche
– stark und sicher ihre Hand,
duldet niemand, der ihr gleiche,
niemanden im ganzen Land.
Königin auf hohem Rosse,
reitet schnell, ist fort im Nu,
reitet hin zu ihrem Schlosse,
winkt die Dienerschaft sich zu.
Königin mit gutem Herzen
verdrängt den Stolz, die Wahrheit siegt,
hilft da und dorten, lindert Schmerzen
und ist bei jedermann beliebt.
Königin in großem Reiche
– stark und sicher ihre Hand.

*

Des Morgens, früh im Sonnenlicht,
ein Glitzern auf der Au,
spiegelt sich mir Dein Angesicht
in jedem Tropfen Tau.

Am hellen Tag im ganzen Land,
durch Fleiß und Wille schaffend,
gibst du die Kraft der Menschenhand,
dass sie nicht kann erschlaffen.

Des Abends, wenn die Sterne walten,
zu dir empor mein Denken strebt,
dann weiß ich, bin ich wohlbehalten
in Deinem Reich, wo Gutes lebt.

*

Wenn du der Tiere Sprache hörst,
sie nicht in ihrem Spiele störst,
so kannst du ihre Welt erschließen
und ihre Schönheit ganz genießen.

Wenn du der Pflanzen Wachstumskraft,
die der Blüte Schönheit schafft,
mit Staunen siehest ganz und gar,
schmeckt auch die Frucht dir wunderbar.

Wenn du mit Schweigen einen Stein
betrachten kannst in seinem Sein,
so kommt die Ruh' in Deine Sinne,
und auch ein Stein wird zum Gewinne.

*

Ein Schiffer zur See, 
der das Steuer nicht hält,
findet 's Ufer nicht mehr,
irrt herum in der Welt.
Doch hat er zur Stund' 
sich ein Ziel ausgemacht,
hält das Ruder nun fest, 
findet den Hafen zur Nacht.

*

Seine Kraft der Arbeit schenkend,
seine Taten wohl bedenkend,
seine Worte sorgsam lenkend,
hörend mit dem Herzen leis;
steht der Mensch im Erdenkreis.

*

Es reitet ein prächtiges Ross übers Land,
am Boden donnern die Hufe,
es ist allen Menschen gar wohl bekannt,
doch hört's nicht, wenn ich es rufe.
Es möchte nur immer reiten und eilen,
bleibt nirgendswo ruhig stehen,
an keinem Ding eine Weile verweilen –
ich hoff', es wird gut wohl gehn.
Doch viel schöne Dinge am Wegesrand,
die hat es beinah' übersehn,
nun lässt es sich führen am goldenen Band,
will ruhigen Schritts nun gehn.

*

Es sprengt ein prächtges Ross zu Tal,
da sitzt ein Reiter drauf,
der hat den Blick wohl überall,
sein Aug' ruht selten aus.
Doch liegt er abends still und denkt,
was ihm der Tag gebracht –
nimmt alles das, was ihm geschenkt
mit in den Schlaf der Nacht.

*

An der weltlichen Schönheit
kann wachsen mein eigener Sinn;
doch an geistiger Schönheit
ich innerlich wachsend bin.

*

Aus Stein und Marmor trieb' ich gern
ein großes Werk voran,
und kommt ein Wanderer meines Wegs
so legt er Hand mit an.
Ich biet' ihm Schlaf und Speise
und dank' ihm für sein Tun,
wünsch' ihm dann gute Reise –
leg' selber Hand an nun!

*

Des Sonnenlichtes Wärme
dringt leuchtend mir ins Herz,
das Funkeln schöner Sterne
vertreibt jeden Schmerz.
Und ist der Tag vergangen,
ist alles Werk vollbracht,
kann dunkles mir nicht bangen,
mein Herz im Lichte lacht.

*

Es geht der Bär mit festem Schritt,
nimmt viele Ding' am Wege mit,
doch liegt ein Stein ihm in der Bahn,
er selten drüber springen kann;
schiebt ihn der Berg hinunter,
zu sehen was darunter.

*

Ich spür' der Sonne Liebe,
durchstrahlend alles Sein
erleb' des Herzens Wärme,
die mir entsteht im Keim.
Wenn ich mit Pflanze und Tiere
erschauen kann die Welt,
so dank' ich meinem Schöpfer,
der mich hineingestellt.

*

Der Leu mit starken Krallen,
ein Tier mit schnellem Tritt,
der möchte mir gefallen,
bringt so viel Edles mit.
Sein Haupt so hoch voll Stolze,
sein Blick so mächtig, weit;
so will ich's auch beginnen,
bin fleißig und bereit.

*

Es leben Pflanze, Mensch und Tier,
vereint in dieser schönen Welt.
Es hat die Rose ihre Zier,
der Adler fliegt, wo's ihm gefällt.
Der Mensch muss immer ringen stets
zum Ziel zu kommen seines Wegs.

Es ist der Schöpfung tiefer Sinn,
dass ich geboren worden bin,
um helfend in der Welt zu sein
und durch die Taten groß und klein
mich geb mit Freuden hin.

*

Es leben Pflanze, Mensch und Tier
in Gottes Namen auf der Welt.
Ihm öffnen will ich meine Tür
und bitt', dass ihm mein Tun gefällt.

*

Der Adler schwingt sich in die Höh'n,
es ruht sein Blick auf weitem Feld.
Er sieht die Bäume drunten stehn,
entgeht ihm nichts in dieser Welt.
Wenn unten dann ein müder Reiter
den Weg nicht finden kann allein,
so fliegt er zu ihm, hilft ihm weiter,
denn es geht leichter stets zu zweien!

*

Es reitet ein Königssohn durch die Nacht,
mit goldenem Zaumzeug – 
ein Anblick der Pracht.
Er ziehet hinaus in die fordernde Welt,
er rastet nur dort, wo's den Sinnen gefällt.
Und kommt an ein Schloss er mit hungrigem Bauch,
klopft zwanzigmal wohl mit des Türes Knauf.
Es öffnet ein Knecht ihm mit schläfrigem Blick,
der Prinz geht hinein dort mit kräftigem Schritt.
Da drinnen steh'n Rosen in himmlischem Rot,
strahlt alles vor Schönheit nach Gottes Gebot.
Der Prinz sich im Herzen den Anblick erhält,
will achten das Schöne und tragen in die Welt.

*

Es kam ein Ritter einst von Ferne,
kam von fremden Landen her;
hielt ein Silberbuch in Händen
wohl mit vielen Siegeln schwer.

Keiner wusst von seinen Freunden,
was wohl in dem Buche stand.
Nur der Ritter hoch zu Rosse
war zu raten es imstand.

*

Es duftet die Rose.
Es brüllet der Stier.
Es schaffet der Mensch,
er will lernen dafür.

*

Großen Zielen 
mit Freude entgegen,
kleinen Dingen 
mit Liebe geneigt,
gleich einer Rose
mit farbigem Segen,
die nie inmitten 
des Gartens sich zeigt;
stehet der Mensch, 
der mit wachsamen Blicke
das Gute ergreift
und das Böse bekriegt,
ist von Gott nur gesandt er
mit seinem Geschicke,
um helfend zu sein,
wo die Not uns umgibt.

*

Munter schwimmt der Fisch im Bache,
kräftig geht der Ochs´ am Pflug.
Ich versteh' der Tiere Sprache;
das allein ist nicht genug:
Mutig will ich vorwärts schreiten,
nicht verzagen, aufrecht gehn.
Dann kann Lichtes mich begleiten,
und die Welt mein Tun verstehn.

*

Welche Ehre", sprach das Ross,
„würde mir die Kühnheit bringen, 
einen Reiter aus dem Sattel
auf die Erde hinzuzwingen?
Lieber geh' ich stolzen Hauptes,
edlen Mut's und voller Kraft;
trag den Menschen, der mich zügelt,
wissend, was ich dabei schaff!"

*

Großer König, starke Hand,
denkend schaut er, heller Blick,
auf sein weites, großes Land,
lenket manches Volksgeschick.
Spürt im Herzen viel Vertrauen,
von Menschen ihm gesandt allein!
Muss er in andre Herzen schauen,
um gerecht im Amt zu sein.
Großer König mit starkem Willen
führet jede Tat zu End',
lässt ihn manchen Hunger stillen,
wenn Not dem Land im Herzen brennt.

*

Ein mächtiger König 
mit scharfem Schwert,
der mit Kühnheit und Stolz 
seine Feinde wehrt,
der sollte stets achten
auf Gottes Gebot,
den Drachen besiegen,
zu helfen in Not,
doch kann er nur richten
den goldenen Degen,
wenn Liebe und Klarheit
sein Denken bewegen.

*

Es leuchtet ein Licht auf Bergeshöhn,
man kann es in der Ferne sehn,
die Farbenpracht, die es uns bringt,
der Liederquell, der in ihm singt:
Da möcht' ich gerne droben stehn,
doch muss ich steile Wege gehn
und hoff', dass es gelingt.

*

Ein Stern, der leuchtet uns so hell,
er gibt dem Menschen Liebe:
Es strahlet Christi Wärmequell
dem Guten und dem Diebe.

Ich möchte nehmen dieses Licht
und tragen tief im Herzen;
dass leuchtet mir die Zuversicht
gleich hunderttausend Kerzen.

*

Sterne, Mond und Sonne,
die leuchten uns so hell.
Meines Herzens Wonne
ist dieser lichte Quell.

*

Leuchte, hell strahlender Kristall,
und ist die Nacht auch noch so dunkel;
leuchte du nur überall
und lass die andern mit dir funkeln.

*

Hoch zu Ross mit starker Hand,
Zügel fest – durch Feindesland,
Blick nach vorn – das Ziel vor Augen,
voll von Mut mit festem Glauben;
Kämpferin der Liebe sein.

*

Es blühet die Rose
am Wegesrand,
da nahet ein Mädchen,
kommt weit her vom Land.

Es schauet das schöne
feurige Rot,
will gern dieser Rose
gedenken in Not.

*

Ein Ritter kommt auf hohem Pferde 
donnernde Hufe, bebende Erde, 
Sein Schwert das blitzt an kalter Rüstung, 
sein Blick geht wach zu hoher Brüstung, 
auf dass er wohl geachtet werde. 
Da springen rechts und links Gestalten, 
aus Busch und Baum, aus Felsenspalten, 
der Ritter zieht sein Schwert, doch siehe, 
kein Feind, - ein Freund macht sich die Mühe, 
und freundlich tun sie sich verhalten. 
Der Ritter steckt sein Schwert zurück 
und springt vom Pferd, geht einen Schritt, 
die Freunde grüßen ihn nun heiter 
sie geh´n gemeinsam ein Stück weiter; 
so spürt er wahres Ritterglück. 

 

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