Rolf Krauss

Munter sprudelnd fließt der Bach,
Kennt nur heit`res Springen,
Denn es kann kein Ungemach
Ihn zum Halten bringen.
Dann als Flusse wird er breiter,
Trägt die Lasten, trägt die Kähne,
Doch er fließet stetig weiter.
In Begleitung schöner Schwäne
Strömt er nun dem Meere zu
Findet Weite, findet Ruh.

 

 

Nur die kleinen Mäuschen rennen,
Trippeln, trappeln unentwegt,
Die noch keine Katze kennen,
Die sich auf die Lauer legt.
Die nur immer Käse riechen,
Voller Neugier, überall,
In die kleinsten Ecken kriechen
In der Stube und im Stall.
Doch die großen Mäuse wissen,
Dass sie auch mal still sein müssen.
Merkt`s euch wohl, so spricht der Vater
Draußen lauert schon der Kater!

 

 

Bist du der Stärkste, so dien ich dir gern,
So sprach einst Offerus zu seinem Herrn.
Er kämpfte in Schlachten, war mutig und stark,
Doch König und Teufel enttäuschten ihn arg.
Den Fährdienst versah er an tiefem Fluss,
Dort traf er ein Kindlein an zum Schluss.
Das trug er solang, bis er im Wasser versank,
Das Kindlein, es schenkte ihm den Namen zum Dank.
Christofferus – welch ein starker Mann,
Der Christus im Herzen so tragen kann.

 

 

Stark und hart erscheint der Stein,
Darauf lässt`s sich bauen.
Wasser aber, weich und fein,
Kann man dem vertrauen?
Auf die Dauer wirst du sehen,
Wassers Kraft lässt Stein zergehen.
Länger dauert in der Zeit
Fließende Beweglichkeit!

 

 

Munter geht`s mit sich`rem Schritte
In die weite Welt hinein,
Dabei sollst in deiner Mitte
Du stets gegenwärtig sein.
Lernen, spielen und viel Lachen
Sind des Lebens Meilensteine,
Die uns meistens Freude machen,
Schmerzen manchmal auch die Beine.

 

 

Wie die Flamme lustig flackert,
Wie das Feuer lodernd brennt,
Doch es schenkt nur Kraft und Wärme,
Wenn es seinen Hüter kennt.
So ist`s auch mit and`ren Dingen,
Die uns nützen oder schaden,
Darum wird von allen Weisen
Stets zur Mäßigkeit geraten.

 

 

Sieh, wie emsig sammeln Bienen
Auf den Wiesen Blütenpollen
Und sie fliegen unermüdlich,
Weil sie süßen Honig wollen.
Bis ein Tröpfchen dann gewonnen
Wird wohl tausendmal geflogen.
Aus der Mühe – ungelogen -
Werden letztlich lauter Wonnen!

 

 

Ach wie mühsam ist das Leben,
Wenn ich hier nur kriechen kann
Und wie schön wär` es zu fliegen,
Klagt die Raupe dann und wann.
Tröstend hört sie da die Worte
Aus dem Luftigen gesprochen:
„Kleine Raupe, dort am Orte,
Auch bin ich einmal gekrochen!“
Und so spricht der bunte Falter:
„Warte bald wirst du schon fliegen.
Weise wirst du mit dem Alter,
Schwere muss man erst besiegen!“

 

 

Dort im Mondenlicht am Teich
Tanzen Elfen leis und leicht.
Silbern glänzen Federhelme -
Aus den Farnen, welche Schelme,
Blinzeln dort mit großen Augen,
So als könnten sie`s kaum glauben,
Was um sie herum geschehen.
Zwerge staunen, wenn sie sehen,
Was des Menschen Herz enthält:
Liebesbotschaft für die Welt!

 

 

Fröhlich und frei auf heiteren Schwingen,
Sieh dort die Vöglein in herrlichem Singen.
Doch still und lauschend betrachte ihr Nest:
Dort brütet`s ganz stille
Und wärmet`s ganz fest!

 

 

Freilich ist in allen Dingen
Groß „Geheimnis“ eingeschrieben
Und die Welt hebt an zu singen,
Lernst du wirklich sie zu lieben!

 

 

Treu und fleißig stets in allem
Schenkte sie von ganzem Herzen,
Wandelte selbst unter Schmerzen
Sicher auf des Lebens Pfad.
Fragte jemand sie um Rat,
Stärkte sie ihm das Gemüte.
Ja, aus edelstem Geblüte
Ward die Frau Elisabeth,
Denn sie linderte die Not
Schenkte Rosen, schenkte Brot.

 

 

Singet ihr Vögel und jauchzet dabei,
Euch schuf der Vater lebendig und frei.
Doch freier bin ich -
Zwar kann ich nicht fliegen,
Doch kann ich in mir alles Böse besiegen!
So sprach Franziskus im Stillen zu sich.
So gilt es noch heute für dich und für mich!

 

 

Bist rein du in allem
Um Liebe bemüht,
Wird leuchten dein Herze,
Die Seele erblüht
Und füllet sich dann
Der Rose gleich
Mit duftendem Leben
An Schönheit so reich!

 

 

Es ritt daher auf edlem Pferd
Der Ritter Georg mit scharfem Schwert.
Der Drache ihm drohte mit roher Gewalt,
Doch traf sein Schwert das Untier bald.
Es reitet Sankt Georg mit frischem Mute.
So sehet! Dort liegt der Drache im Blute!

 

 

Stille will ich achtsam lauschen,
Was im Wind die Bäume rauschen,
Wovon mir die Vögel singen,
Was in allem will erklingen.
Für Gottes Liebe, Gottes Wort
Ist mein Herz der rechte Ort!

 

 

Hoch im Gebirge an stillem Ort
Lebte einst Gallus nach Gottes Wort.
Er zähmte den Bären mit süßem Brot
Und kümmerte sich um der Menschen Not.
Doch all dies hat der Heil`ge nur geschafft
Durch Gottes Liebe und des Bären Kraft.

 

 

Schau wie kunstvoll webt`s das Neste,
Das kleine Vögelchen, wie tut`s das Beste!
Fliegt hin und her wohl tausendmal,
Scheut keine Mühe, keine Qual,
Bis das bereitet ist die Wiege -
Erst nach der Arbeit bin ich frei und fliege!
Kann wie ein Vogel frohen Herzens singen,
Geb ich mein Bestes stets, so wird`s gelingen.

 

 

Du reine, Du helle,
Liebliche Quelle -
Sprudelst so frische
An grünendem Tische, verborgen im Waldesgrund.
Froh aus den Tiefen,
Geister dich riefen
Mit freudigem Denken.
Uns Leben zu schenken, erfrischest du Herz und Mund.
Oh Quelle der Tiefe,
Dein himmlisches Rauschen,
Es lehret zu lauschen, aufs eigene Herz!

 

 

Es gab mir Gott zum Menschenmunde
Das schöne Wort voll Kraft und Sinn,
Dass ich es brauch zur rechten Stunde,
Zur rechten Stunde schweigsam bin.

 

 

Tief im dunklen Schoß der Erde
Liegt ein ganz verborgner Platz.
Hier entspringt im steten Werde
Allen Lebens größter Schatz-
Und es springet aus der Stelle
Wo im Wald der Schatten weilt,
Ganz geheimnisvoll die Quelle,
Die hinab ins Tal dann eilt.
So ist`s auch im Menschenleben,
Gut verborgen liegt der Sinn,
Doch wir finden ihn grad eben,
Schenken wir`s von Herzen hin.

 

 

Nur frisch voran!
So spannet an!
Es soll gepflüget werden,
Das fruchtbar wachs auf Erden
Das goldne Korn in großer Zahl,
Dass keiner leide Hungersqual!
So wird die Arbeit segenreich
Sind wir im Herz dem Sämann gleich.

 

 

Moses hat das Volk
Durch die Wüste geführt,
Das Feuer des göttlichen
Willens gespürt.
Er brachte sie sicher
Ins gelobte Land
Stab und Gesetz
In der rechten Hand.

 

 

Nun muss der kleine Vogel fliegen,
Die Zeit des warmen Nestes geht vorbei,
Doch kann die Angst er erst besiegen,
So wird er singen froh und frei,
Vertrauen ganz auf Geist und Schwingen.
Nur wer es wagt, dem kann`s gelingen!

 

 

Achtsam sein in allen Dingen,
So kann Großes gar gelingen.
Doch im Kleinen, grade hier
Da beginnt es, glaube mir.

Was in den Samen eingeengt,
Befreit sich, wenn die Hülle sprengt -
Des Wassers, des Lichts, der Wärme Gewalt
Sie offenbarn sich in schönster Gestalt. -
So trage auch du nach außen hin,
Was tief verborgen in Herz und Sinn.

 

 

Wie Moses einstens mit dem heil`gen Stabe
Das Wasser schlug aus hartem Felsgestein,
So kann der Mensch des Geistes lichte Gabe
Aus harter Hülle Haft befrein
Mit seines Willens starkem Wunderstabe.

 

 

Aus Herzensfülle wirf die Saat
In treu gepflügtes Feld,
Dann keimt`s und reift`s zur reichen Mahd
Im Liebeslicht der Welt.

 

 

Als Gott gebot: Es werde Licht! Erhellte sich das All
Und freundlich glänzt sein Angesicht in jedem Sonnenstrahl. -
Entströmt den Menschen warm und mild und licht der Liebe Schein,
Dann wird er Gottes Ebenbild im Glanz der Sonne sein.

 

 

Drunten im Dunkel, bei Gnomen und Stein,
Murmelnde Wässerlein finden sich ein.
Tuscheln und raunen vom schimmernden Licht,
Drängen empor, bis der Felsen zerbricht.
Schimmernd in himmlischer, perlender Helle,
Rieselt von Vögeln umzwitschert die Quelle.
Alle Geschöpfe in Liebe sie tränkt,
Weil sie sich allen in Freude verschenkt.

 

 

Es hauchte Gott Vater dem Adam ein
Den himmlischen Atem und sprach:
„Nun nenne bei Namen, was groß und klein,
Was herrlich, was stark und was schwach!
Denn siehe im Wort erschuf ich die Welt,
Und du bist zum Wort und zur Sprache bestellt.“

 

 

Als Moses von dem Berge stieg,
Da sah er voll Entsetzen,
Das Volk schuf sich aus Schwachheit gar
Ein goldenes Kalb zum Götzen.
Wie töricht dieses alles war!
Es lebt der wahre Gott seit je
In unserm Herzen unsichtbar!

 

 

Freilich braucht es frischen Wind,
Um zur See zu fahren,
Kompass auch und Steuer sind
Nützlich in Gefahren.
Doch all dies ist ohne Wert,
Ist kein Kapitän an Bord.
Dieser weiß ja, wie man fährt,
Lenkt allein schon durch das Wort.
Sicher führt dich seine Hand
Durch das Meer ins ferne Land.

 

 

Hei, nun gilt es gut zu reiten!
Wer reiten will, der lern beizeiten:
Satteln, Striegeln, Zügel halten,
Seine Gangart zu gestalten.
Manchmal ruhig, manchmal flott,
Dann wieder in Trab und Trott.
Sicher lenkt der Pferde Lauf
Nur der Reiter obenauf!

 

 

David war klein, doch von schöner Gestalt,
Goliath ein Riese mit grober Gewalt.
David hielt die Schleuder fest in der Hand,
Goliath laut lachend da vor ihm stand.
David er traf, wie immer, sein Ziel,
Goliath kopfüber zu Boden fiel.
Ein kleiner Stein nur – kaum eine Spur,
Doch von Kraft und Willen getragen -
Besiegt der Geist die grobe Natur,
So werden selbst Riesen erschlagen!

 

 

Unermüdlich in der Erde,
Auf den Feldern und im Berge
Schaffen wir, das Volk der Zwerge!
Was euch noch Geheimnis ist,
Wissen wir: Es lebet Christ
Auch im Inneren der Erde!
D`rum ihr Menschen, höret wohl:
Was auf Äckern wachsen soll,
Braucht verständnisvolle Pflege.
Das, was ihr von Herzen tut,
Kann gedeihen und wird gut!

 

 

Sind die Beete erst bestellt,
So verwandelt sich die Welt.
Früher ließ sich darauf rennen
Jetzt muss man die Grenzen kennen.
Soll es wachsen hier auf Erden,
Muss die Saat behütet werden:
Gießen, hacken und pikieren,
Die Natur stets respektieren,
Will der Gärtner richtig handeln,
Lernt er selbst sich zu verwandeln.

 

 

Frisch nur voran -
Geselle wer`s kann,
Doch mit Verstand
Und hilfreicher Hand
Formet der Meister:
Geschickt mit Bedacht,
So wird`s gemacht!
Was weise besonnen,
Wird gut auch begonnen.
Dies sei mein Rat:
Beherzt nun zur Tat!

 

 

Wer geduldig in dem Garten
Fleißig seine Hände regt,
Lernt mit tät`gem Tun erwarten,
Was darinnen sich belebt.
Wie die Blumen auf den Wiesen
Voller Pracht mit Mal erblühn,
Ja, so lässt sich wohl genießen,
Was erwacht aus stetem Mühn!

 

 

Gerne will ich mich gesellen
Zu den schönen, warmen Stellen,
Wo der Nektar süß und gut!
So hör ich das Bienlein brummen,
Wenn es nach der Arbeit ruht.
Doch – Potzblitz – ihr solltet auch
Denken an der Biene Brauch!
Nicht allein bei Sonnenschein
Bringt sie Pollen fleißig ein.
Nur das Angenehme wählen,
Niemals sich mit anderm quälen,
Davon wird kein Körbchen voll,
Das doch alle nähren soll.

 

 

Jedes Handwerk will erlernt sein,
Jedes Werkstück braucht Geduld.
Willst auch du ein Meister werden,
Übe dich stets Maß zu halten
Und das Rechte zu gestalten.
Eifer und Begeisterung
Geb dir dabei steten Schwung.

 

 

Ferne, so liegt das neue Land
Lege nur ab nach Unbekannt!
Hisse die Segel, sei guten Mutes,
Glaub an das Schöne, tue nur Gutes!
So flüstert`s dort im Busch -
Doch greifst du danach,
So flüchtet`s husch, husch!
Ja, willst du`s erfassen,
So scheinst`s nur ein Traum.
Was raschelt im Laube,
Was säuselt im Baum?

 

 

Suchst du je des Geistes Spur
Lies im Buche der Natur!
Was sich da vor uns entfaltet,
Ist geheimnisvoll gestaltet.
Was verborgen dort im Ei,
Wird auch eines Tages frei,
Wird ins Luftige sich schwingen,
Um sein Jubellied zu singen.

 

 

So sieh`, im Garten nebenan:
Die fleiß`ge Frau, den tücht`gen Mann!
Wie sie das Gemüse ziehn,
Wo die schönsten Blumen blühn.
Wie sorgsam sie die Saaten hegen,
Die Pflanzen düngen, wässern, pflegen.
Was wir treu voll Liebe hüten,
Bringt uns Früchte, schenkt uns Blüten.

 

 

Wie Daniel einst sang
Zum Lobe des Herrn,
Den Hirtenstab schwang
Gegen Löwen und Bär`n
So soll auch mir
Die Seele singen,
So will ich den Stab
Gegen Feindesmacht schwingen.

 

 

Dort, auf jener Mauerzinne
Webt ihr Netz die fleiß`ge Spinne.
Folgt beständig ihrem Faden,
Nur so kann ihr Werk geraten.
Weise ist wohl die Natur
Und sie lehrt das Eine nur:
Kunstvoll wirkt ein jedes Tier -
Das sei Beispiel dir und mir!

 

 

Wie der Sonnenstrahlen Kraft
Neues Leben um sich schafft,
So soll mir im Herzen blühen,
Was in Liebe will erglühen.
Gleich dem Adler in den Lüften
Will ich steigen über Klüften
Zu der Sonne Licht empor.
Glücklich wer sich selbst gewonnen,
Weil er sich zuvor verlor!

 

 

Was klingt in den Wäldern,
Was schwingt durch die Luft,
Was strahlt aus den Blumen,
Was sagt dir ihr Duft?

Was rauschen die Wellen,
Was sprudelt im Bach,
Was zwitschert die Amsel,
Dort auf dem Dach?

Was singen die Sterne
Was weht dort im Wind?
So lauschte, dann spricht es
Ganz leise, mein Kind!

 

 

Gottes Wort erschuf die Welt,
Gottes Atemhauch beseelt
Menschenwesen groß und klein;
Und sein Schöpferhauch zog ein
In des Menschen Sinn und Wort.
Liebend pfleg den Himmelshort.

Ihr Kommentar