Veronika Sudhoff
Die Schwalben, sie fliegen,
um Fliegen zu kriegen,
auf und bald nieder,
bald hin und bald wieder,
sie bau´n unterm Dach
ihr Schwalbengemach,
dort sind sie geschützt
vor Regen und Blitz.
Und wird es dann kälter -
die Jungen sind älter -
dann fliegen die Schwärme,
weit fort in die Wärme.
Die Lerche sich jubelnd zum Himmel aufschwingt,
im Lichte des Morgens ihr Loblied sie singt.
Doch hat sie ihr Nest in den Feldern versteckt,
dass niemand die Jungen darinnen entdeckt.
Sie füttert und zieht sie verborgen heran,
bis jedes selbst singend hinaufsteigen kann.
Auf dem Ofen liegt die Katze
schon den ganzen langen Tag,
räkelt sich und leckt die Tatze.
Ob sie gar nicht aufstehn mag?
Doch am Abend wird sie munter,
springt vom Ofen schnell hinunter,
flitzt durch die Wiese und durch die Heck´ -
Mäuschen, ich rate dir: husch ins Versteck!
Aus den fernen Sternenweiten
nahm zur Erde ich den Weg.
Aufrecht will ich vorwärts schreiten,
mutig gehen auf jedem Steg,
will aus meiner eignen Kraft
ein Mensch sein, der das Gute schafft.
In den Hecken sitzen Spatzen
zwitschern ohne Rast und Ruh,
haben immer viel zu Schwatzen,
doch sie hören sich auch zu.
Sorgen in der Frühlingszeit,
rührend sich um ihre Brut.
Fliegen nicht besonders weit,
denn im Nest ist´s warm und gut.
Flink hinauf, ohne Rast,
hüpf´ geschickt von Ast zu Ast,
in dem grünen Geäst
ist mein Eichhörnchennest.
Bin ich oben im Baum,
halt ich still – siehst mich kaum.
Von dort schau ich mir an die Welt,
wie Gott sie hat so wohl bestellt.
Der Adler
Von Winden getragen,
so steigt er hinauf,
kein Zaudern, kein Zagen
den Flug hält ihm auf.
Und ist er erst oben
in schwindelnder Höh´,
erspäht er von droben
die Beute im See.
Und lässt er sich fallen,
sein Ziel fest im Blick,
den Fisch in den Krallen,
Fliegt er dann zurück.
Fest verwurzelt hier auf Erden
und die Kron´ im Sonnenschein,
stark und aufrecht will ich werden,
stattlich wie die Linde sein.
Möchte wie sie Blüten tragen
in den lauen Sommertagen,
mit dem Wind ein Tänzchen wagen,
und im Herbst vergoldet sein.
Aus den fernen Sternenweiten
kam ich nieder auf die Welt,
möchte tätig vorwärts schreiten,
sehn, wie´s ist um sie bestellt.
Möchte tätig an ihr bauen,
schenken ihr die Liebe mein,
denn als Stern sie einst zu schauen,
soll das Ziel des Menschen sein.
Aus dem Winterschlaf erwacht,
reckt der Bär die Glieder,
lange war es um ihn Nacht,
jetzt ruft der Frühling wieder.
Er trottet dann mit ruhigem Gang
zu des Baches Wellen,
hofft auf einen guten Fang
in den Stromes Schnellen.
Kann von den silberhellen Fischen
so viele er braucht mit der Tatze erwischen.
Flinke Forelle,
wie ist sie schnelle,
flitzt durch die Welle
des Baches geschwind.
Willst du sie fangen
beherzt, ohne Bangen,
mit deiner langen
Angel, mein Kind,
musst du verweilen
ganz ohne Eilen,
geduldig und still
kommst du zum Ziel.