Markus Kmoth

Und die Sterne kreisen heiter
hoch am schönen Himmelszelt,
ziehen leise immer weiter
durch das große Rund der Welt.

Auch auf Erden ziehen Sterne
leuchtend, schaffend uns voran:
Sieh, wir folgen ihnen gerne
und begleiten ihre Bahn.

*
Steht dort auf diesem Bergesgipfel
eine Birke, wunderschön,
wiegt im Winde ihre Wipfel,
jeder kann sie dabei seh' n:
Wie im Frühjahr sie so frühe
kleine, grüne Blätter treibet,
wie sie das Licht so ohne Mühe
sich in die Krone einverleibet;
Steht sie im Herbste auch so bald
ohne ihre zarten Blätter,
wenn es draußen wieder kalt
und wieder düster wird das Wetter.
Dann wartet sie wohl Stund um Stund,
steht starr und sammelt ihren Saft
bis zum nächsten Frühlingsrund,
das ihr beschert die Wachstumskraft

*
Aus Himmelsfernen ein Sternenkind,
das Lebenskraft den Menschen bringt;
es naht, ein Goldstück in den Händen,
um den Armen Glück zu spenden.

Doch sieht das Gold nur der, der leise
im Innern horcht auf eine Weise,
die das liebe Sternenkind
immer wieder aufs Neue singt.

*
Schau mit deinem wachen Blicke
wie die Blümlein auf der Heide,
wie die Kätzchen auf der Weide,
wie die Vöglein auf dem Baume
in ihrem Nest, auf engem Raume
wachsen und gedeihen fein
und achten auf ihre Geschwisterlein.

*

Wenn der Sterne helles Funkeln
in der Nacht sich breitet aus,
kann sich nicht mein Herz verdunkeln,
keine Not kommt in mein Haus.

Wenn der Sonne Leuchte Kräfte
morgens wärmen meinen Sinn
und der Pflanzen Lebenssäfte
sich der Blüte wenden hin;

beginn ich meines Tages Schaffen,
wohlgelenkt durch Gottes Hand,
meines Willens starke Waffen
werden Sonnen – Sternenpfand.

*

Wie leise die Wolken am Himmel zieh' n,
Wie still sie dem Winde sich geben hin,
Wie lieblich der Wind durch die Gräser streicht,
Wie alles so sehr einem Märchen gleicht:
Einem Märchen vom Menschen, der das Schöne geschaut,
Der tief drinnen im Herzen ein Königreich baut,
Ein Reich, das durch Wolken und den Wind
An Licht und Lebenssinn gewinnt.

*

Mit gütigem Blick die Königin
schaut weit auf ihre Länder hin,
kennt alle Menschen, groß und klein,
möcht immer gut zu ihnen sein.

Alle, die ihr dienen stets
und sie begleiten ihres Wegs,
möcht' wieder dienen sie im Stillen,
hilft ihnen dann mit gutem Willen.

So tut sie nehmen und wieder geben
und weiht dem Volk ihr ganzes Leben,
im Sternenrund ihr Nam' erklingt,
wenn nachts im Herzen der Engel singt.

*

Es ziehet weit die Königin
mit feiner Krone, wachem Sinn,
um ihre Taten zu vollbringen.

Auch ich will bald auf Reisen gehn,
will Rechtes schaffen und verstehn;
soll Gutes mir im Herzen klingen.

*

Wie schön, wenn uns das Morgenlicht
in aller Frühe warm empfängt,
der Sonne Strahl nun Schicht um Schicht
das nächtlich dunkel weit verdrängt.

Wie schön, wenn Luft und Wind uns grüßen
und wecken Baum und Tier und Kind.
Der Morgen will den Tag versüßen –
ich dank der Sonne und dem Wind.

*

Schau nur, wie der Sonne Kraft
in unserm Gärtlein Leben schafft.
Das Lebensgärtlein Ernte bringt
wenn Sonnenkraft im Herzen singt.

*

Wenn nach dunklem Wolkenwetter
und nach donnerndem Geschmetter
die Sonne wieder scheint von oben,
schau ich mit Freud' den Regenbogen,
leg ich ab des Mantels Hüllen,
geb mich hin dem Sonnenwillen,
schaff' den ganzen Tag dann gerne
bis zur Ankunft uns' rer Sterne,
die dem Tag zur Ruhe scheinen,
mich mit dem Schlaf der Nacht vereinen.

*

Des Morgens, wenn das Herz will ahnen,
wohin der Sterne Leuchte Bahnen
am Tage nun verschwunden sind,
da zeiget uns der Sonne Gluten,
die wärmend durch unser Denken fluten
ein wahres Sonnen – Herzen – Kind.

*
Schau nur, wie der Adler flieget,
wie er die Erdenkraft besieget,
wie er blickt in weite Ferne,
zum Greifen nah die hellen Sterne…

Doch muss er stets zurück zur Erde,
dass seine Kraft erneuert werde,
dass unten find' er seinen Hort,
der immer noch am gleichen Ort.

*

Der Fuchs blickt schlau
aus seinem Bau,
schaut in den Wald,
erblicket bald
des Löwen Mähne
und seine Zähne!
Doch fürchtet nicht,
der schlaue Wicht
des Löwen Kraft.
Was er nicht schafft
er nicht beneidet
und listig meidet.
Sein ganzes Tun
er ohne ruh' n
im Kopf erdenkt,
dem Menschen schenkt.
Der Fuchs blickt schlau
aus seinem Bau!

*

Sieh, wie lustig meine Pfrde
springen, traben auf der Erde –
sieh, wie edel und wie fein
kann ihre Pferdemähne sein.

Auch mein Herz kann lustig springen,
wenn mir Herzenslieder klingen,
und mein Tun wird edel sein,
leb' ich nicht nur im Sinnesschein.

*

Sieh, da draußen auf der Heide,
zwischen Birken und der Weide,
steht ein wunderschönes Tier –
schaut fast so, als winkt es dir.

Seine Mähne flattert linde
in dem warmen Sommerwinde,
steht so grade und so schön,
hast nie ein solches Pferd gesehn?

Doch, ich weiß es, es ist deines,
pflegen tust du's wie sonst keines.
Reitst es mit deinem starken Willen,
sprichst ihm zu im Guten, Stillen.

*

Es lebte eine Königin
in einem schönen Lande.
Ein Schloss zu bauen war ihr Sinn,
gestärkt durch Volkes Bande.
So schuf sie einen goldnen Palast
mit Zimmern groß und klein,
mit Vorhängen ganz aus feinstem Damast
und Leuchtern mit silbernem Schein.
Und als das Schloss nun fertig war,
da wollt sie es durchschreiten,
sie ging durch Zimmer wunderbar,
durch goldne Raumesweiten.
Doch als es Abend wurd' und stille
sie nicht die Hälfte hatt' gesehn,
so groß war dieses Schlosses Hülle,
so klein war ihres Schrittes gehn.
Da wollt' sie drinnen wohnen nimmer,
verschenkt's den Dienern als Gehalt,
begnügte sich mit einem Zimmer –
's wurd dies das schönste bald!

*

Schau, wie schnell das Murmeltier,
über Stock und über Stein,
so geschwind, mal dort, mal hier,
seine Nahrung holt sich ein.
Wie ein Blitz geht's auf die Wand,
wie ein Pfeil schießt's übers Eis,
doch kommt der Winter in das Land,
so fordert's Rennen seinen Preis:
tief schläft's dann, um im nächsten Reigen
der schönen warmen Jahreszeit,
uns seinen Arbeitsfleiß zu zeigen
und seine neue Schnelligkeit.

*

Sitzt dort im Feld ein kleines Mäuschen,
putzt und pflegt sein Erdenhäuschen,
sammelt fleißig Korn für Korn,
hat noch kein einziges verlorn.

Nur manchmal knackt's ein Nüsslein auf,
freut sich den ganzen Tag schon drauf,
doch viel bewahrt es sich schon heut',
für die kalte Jahreszeit:

Dann kann es freudig ganz verzehren,
was es an Körnern, Nüssen, Beeren
im Sommer fein ins Häuslein `bracht
und ihm versüßt die Winternacht

*

Wenn übers Land Trompeten schallen,
die Fuhrleut mit den Peitschen knallen,
sich Mensch und Tier zur Arbeit regen,
es surrt und brummt auf allen Wegen,
erhebt sich auch der Trommler schon,
ergreift die Trommel, schlägt den Ton
wie einen Wirbelwind, der wehet –
und alles in seinem Takte gehet.

Große Burgen, Goldpaläste
will ich bauen, immerzu,
dort wolln wir die größten Feste
feiern toll – und ohne Ruh'.

Doch weiß ich, dieses müsst ihr denken,
solches Schloss und solch Palast
ich nur dem König kann verschenken,
und dann bin ich des Königs Gast.

Denn nur ein König kann es pflegen,
solch ein wundergroßes Haus,
kann tausend Diener drin bewegen,
die da gehen ein und aus!

*

Schau – wie heiter die Forelle
schwimmet, springet, blitzeschnelle,
durch den Strom, den Bach hinauf,
silbern blinkt die Flosse auf.

Immer flink nach vorn sie gleitet,
auch wenn ein Stein ihr Müh' bereitet,
findet sie ihr Ziel doch stets,
weil sie munter unterwegs.

*

Steht ein Baum in Gottes Garten,
seine Äst' so stark und schön,
ringsum sind Blumen aller Arten –
möcht' niemals von hier weitergehn.

Doch drunten in dem Weltenrunde
der Menschen Tun ich schauen will,
dringt an mich oft so frohe Kunde,
da kann's mich nicht mehr halten still:

Will hinunter gehn und Gutes tun
und meine Kraft den Menschen weihn,
nicht rasten wollen und nicht ruhn,
bis auch mein Garten will gedeihn.

*

Das Mücklein summt leise,
da hör' ich gern hin,
geh' mit auf die Reise
und schärf' mir die Sinn'

*

Kleine Katze auf der Mauer
Sitzt  und schaut den Mäusen zu
Möcht´ sie gerne hingelangen
Möcht´ sie gerne eine fangen
Springt sie los und schnappt im Nu:
Einen kleinen Edelstein
Ist so schön und ist so fein
braucht sich nicht mehr darum bangen.

*

Kleiner, schöner Edelstein
beginnt zu leuchten hell und fein,
wenn Licht und Leben ihn erhellt
und sich ein Mensch zu ihm gesellt.

*

Das Pferd, das springt zum Hügel rauf
Mit riesengroßem Wutgeschnauf
Mit Kraft und blitzeschnelle
Erreicht es Sonnenhelle
Und oben schließlich angelangt
Da hat es sich ganz fein bedankt
Und hat sich umgesehen
Blieb niemals einfach stehen.

*

Schau die Blum´ am Wegesrand:
Mit gutem Blick hast Du erkannt,
dass waches Schauen dem bestimmt´,
der kleine Dinge mit sich nimmt.
Stein, und Blume, kleines Tier
Sie zeigen sich am liebsten dir,
wenn Aug´ und Ohren wachsam sind
und zu dir sprechen, liebes Kind.

*

Schau nur, wie der Bauer ackert,
von früh bis spät auf dem Felde rackert,
schwere Arbeit, große Müh' n
warten auf des Feldes Grün.
Und im Stalle steh 'n die Tiere,
Ochsen, Kühe, jeweils viere,
die er pflegen, füttern muss;
bringt ihm das auch kein' Verdruss,
ist er wohl ein guter Bauer,
dessen Ernte dann auf Dauer
gute Früchte ein ihm bringt –
der Dank ihm dann im Herzen klingt.

*
Wenn ich eine Biene bin,
die fleißig erntet, Tag für Tag,
die Ernte bring der Königin,
die ich durch Wald und Wiesen trag;
Wenn ich eine Blume bin,
die tief im großen Blütenmeer
sich den Bienen wohl gibt hin,
die dann entfliegen, honigschwer,
– dank' ich meinem Schöpfer gerne
für die Kraft, die er mir leiht,
wenn des Nachts, im Schein der Sterne,
meine Seele wohl gedeiht.

*

Sehet den Reiter am Waldesrand,
welch prächtigen Bogen hält er in der Hand,
und silberne Pfeile den Köcher ihm zieren;
tät' gern einmal mit ihm mitgaloppieren.

Bin wohl gerüstet, um mit ihm zu halten
wie die Kraft des Bogens mein Wille tut walten,
wie ein Pfeil mein Ziel ich erfasse im Nu –
ich folge dem Reiter, – schon winkt er mir zu!

*

Siehe, dort auf steilem Hügel
steht der Reiter, hält die Zügel,
blicket furchtlos über's Feld –
fürchtet niemand auf der Welt.

Blicket nur in tiefer Nacht
auf die große Sternenpracht,
voller Ehrfurcht – tiefer Sinn:
starker Wille sein Gewinn.

*

Wo der Sonne sanfte Strahlen
berühren meines Herzens Schlag,
wo mein Herz beginnt zu malen,
was das Aug' nicht fassen mag,
da entstehen Seelenbilder,
die dem Menschen Gutes tun,
die mit kräftger und mit milder
in meinem Herzen ruh' n.

*

Ziehen Wolken auf am Himmel,
möchte ich auf blankem Schimmel
reiten zu der Sonne hin.

Ziehen auf die lieben Sterne,
blick ich zurück, von Herzen gerne,
auf meines Schaffens tiefen Sinn.

*

Jedes Pflänzchen auf der Erde
nur durch Sonnenkraft gedeiht.
Jedes Schäflein in der Herde
seine Woll dem Schäfer leiht.
Jeder Stein seit alten Zeiten
lagert auf dem Erdengrund;
tut des Menschen Aug' sich weiten
Stein, Pflanz' und Tier sich tun ihm kund:
als ein Ganzes, das im Reigen
schöpfergöttlicher Natur,
seine große Macht will zeigen,
in die der Mensch sich bettet nur.

*

Des Morgens bin ich wie die Sonne,
die alles wärmt durch Kraft und Wonne,
die schafft und stärkt den Lebenssinn
und weiß, wie ich geschaffen bin.

Des Abends bin ich wie ein Stern,
der allen Menschen lauscht so gern,
die drunten auf der Erde singen
und mir im Sternenherzen klingen.

*
Des Morgens, wenn der Sonne Wärme
vertreiben will die lieben Sterne
bleibt dann ein einzelner noch steh'n,
will eins der lieben Kinder sehn,
wie's himmelwärts die Augen richt'
und diesem guten Stern verspricht,
dass es den Tag in Fleiss verbringe
und Sternenlicht im Herzen klinge.

*

Spät am Abend, in der Stille,
sehnet sich mein ganzer Wille
nach den lieben Sternen hin,
denk' ich zurück an den Beginn:
wie die Vögel morgens singen,
wie die Sonn´ mein Herz ließ klingen,
welche Taten ich vollbracht,
was ich trage in die Nacht.

*

Ein Prinz, der stets zum Lichte strebt,
im Lichte seine Taten lebt,
den Freunden froh sein Tagwerk zeigt,
sein Ohr dem Fragenden wohl neigt;
wird wohl ein guter König werden
der für das Gute stehn auf Erden.

*

An einem schönen Meeresstrand
da stehet ein Ritter, das Schwert in der Hand,
sein Ross ist hoch und kräftig gebaut,
sein Blick ist entschlossen, zum Himmel er schaut:
Da zuckt's wie ein Blitz, dort ein Vogelschwarm,
er siehet ein Leuchten, das Herz wird ihm warm.
Entschlossen reitet zur Burg er hinauf,
seine kräftige Hand hält des Schwertes Knauf.
Er möchte nun sprechen zu Rittern und Knappen
und sich verdienen das fürstliche Wappen,
auf dass es ziere seinen goldenen Schild
und allen zeige sein eigenes Bild.

*

Ziehet leise in der Ferne,
zwischen Meer und Firmament,
ein Schifflein unterm Licht der Sterne,
dessen Name niemand kennt.

Sein weißes Segel treibt es weiter,
gesteuert wird's von Gottes Hand –
schau, jetzt erkenn ich seinen Namen:
Das Schiff wird Menschenkind genannt.

*

Mit Pfeil und Bogen streift er gerne
durch Feld und Wald bis in die Ferne.
Wenn dort sein Aug' ein Wild erblickt –
schnell ist ein Pfeil auf den Weg geschickt.

Noch nie hat er sein Ziel verfehlt;
mit Fleiß geübt, sein Tun beseelt;
der Bogenschütz, er weiß im Stillen:
sein Können verdankt er seinem Willen.

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